Zahlreiche Dauerparker ohne Knöllchen

Bitburg · In Bitburgs Stadtzentrum den ganzen Tag kostenfrei zu parken, ist kein Problem. Benötigt wird dafür lediglich eine Parkscheibe, die alle paar Stunden nachjustiert werden muss. Das ist nicht erlaubt, geduldet wird es aber anscheinend dennoch, wie ein TV-Test gezeigt hat.

 Der Tag vergeht, ...

Der Tag vergeht, ...

Foto: Uwe Hentschel

Um eines vorwegzunehmen: Es ist nicht die Rache des kleinen Mannes, die den Sammler zahlloser Parkknöllchen zum Autor dieser Zeilen gemacht hat. Es ist schlichtweg die Bestandsaufnahme eines einzigen Tages, die am Morgen eines gewöhnlichen Dienstags beginnt und am späten Nachmittag wieder endet. In der Weltgeschichte wurde an diesem Tag nicht viel bewegt. Das gilt auch für einige Parkplätze im Bitburger Stadtgebiet.

Zu drei Tageszeiten hat der Trierische Volksfreund eine Runde über kostenfreie Parkplätze im Herzen der Stadt gedreht. Morgens gegen neun Uhr, am frühen Nachmittag gegen 14 Uhr und schließlich die letzte Runde gegen 16.30 Uhr. Dabei ging es jeweils vom Parkplatz Grüner See vorbei am Markt, quer durch die Fußgängerzone zu den Parkplätzen in der Schliezgasse (neben dem Modehaus Messerich) und von dort in Richtung Rathaus, zum oberen Ende der Fußgängerzone. Rund 140 Stellplätzen wurden dabei unter die Lupe genommen.
Da zwischen den Runden jeweils mindestens zweieinhalb Stunden lagen, auf keinem dieser parkscheibenpflichtigen Plätze jedoch länger als zwei Stunden (manchmal sogar nur eine Stunde) geparkt werden darf, hätten bei einer korrekten und vollständigen Nutzung der kostenfreien Fläche bis zu 420 verschiedene Fahrzeuge gezählt werden können. Tatsächlich erfasst wurden jedoch nur knapp 150 Autos. Und besonders niedrig war die Fluktuation an jenem Dienstag auf dem Parkplatz Grüner See.Konzept auf dem Prüfstand


Von den 45 Parkmöglichkeiten, die dort an diesem Tag zur Verfügung standen (wegen der Renovierung der Rathausfassade waren es weniger als sonst), waren zehn zu allen drei Tageszeiten von gleichen Fahrzeugen belegt. Die einzige Bewegung, die auf diesen Stellplätzen dokumentiert werden konnte, betraf jeweils das Rädchen der Parkscheibe. Denn in fast allen Fällen wurde die Parkscheibe mehrmals am Tag den Rahmenbedingungen des Parkplatzes angepasst.
Insgesamt sind an diesem Tag auf allen besuchten Plätzen 23 Dauerparker gezählt worden. Und dort, wo die Parkscheibe gestimmt hat, gab es keine Knöllchen.
Das legt den Verdacht nahe, dass Dauerparken in Bitburg zwar nicht erwünscht ist, aber dennoch geduldet wird. Im Ordnungsamt des Rathauses sieht man das jedoch anders. Natürlich ahnde die Stadt Verstöße gegen die Parkscheibenpflicht, heißt es in der Stadtverwaltung auf TV-Anfrage.
Und "sofern derartige Verstöße festgestellt werden, erfolgt die entsprechende Verwarnung beziehungsweise der Erlass eines Bußgeldbescheides".
Sollte das so sein, dann war das Ergebnis dieser Bestandsaufnahme an jenem gewöhnlichen Dienstag wahrscheinlich nur Zufall.
Wie auch immer: Laut Bürgermeister Joachim Kandels gehört das Parkplatz-Konzept der Stadt Bitburg ohnehin auf den Prüfstand. So wird derzeit nach Auskunft Kandels analysiert, wo in der Stadt zu welchen Konditionen geparkt werden darf (der TV berichtete). Möglicherweise kommt dabei ja doch der ein oder andere Dauerparker zum Vorschein.Extra

Verhältnismäßig hoch war der Anteil der Dauerparker in der Straße Am Markt, vor allem im oberen Bereich. Von den dort rund 20 vorhandenen Stellplätzen waren fünf von Dauerparkern besetzt. Auf dem Parkplatz in der Schliezgasse wurden vier Dauerparker gezählt. Und das, obwohl Parkraum in Bitburg durchaus bezahlbar ist. So kostet am Parkplatz Altes Gymnasium (gebührenpflichtig zwischen sieben und 18 Uhr) eine Stunde Parken 60 Cent, eine ganztägige Nutzung lediglich 2,50 Euro. Den gleichen Stundensatz haben auch die Parkplätze in der Denkmalstraße und am Zob, wobei dort maximal zwei Stunden geparkt werden darf. Bei den drei Parkhäusern, die von sieben bis 21 Uhr geöffnet haben, zahlen Nutzer pro Stunde 1,50 Euro, zudem ist im Parkhaus Neuerburger Straße die erste Stunde kostenfrei. Dort liegt der Tageshöchstwert (maximal 24 Stunden) genau wie beim Parkhaus Zob bei 9,50 Euro. Beim Parkhaus Annenhof zahlt man dafür zwölf Euro. uhe

 ... das Auto bleibt. Nur die Parkscheibe ...

... das Auto bleibt. Nur die Parkscheibe ...

Foto: Uwe Hentschel
 ... bewegt sich wie von Geisterhand gelenkt.

... bewegt sich wie von Geisterhand gelenkt.

Foto: Uwe Hentschel



Problemfall Annenhof
Das sagen die Fraktionen im Stadtrat zur Stellplatzsituation in Bitburg

Tiefgaragen, Brötchentaste, Anwohnerparken - die Liste der Vorschläge der Fraktionen im Stadtrat zur Parksituation ist lang. In einem Punkt sind sich die meisten Fraktionen einig: Ein Problemfall ist das Parkhaus Annenhof.

Michael Ludwig, CDU: Wir benötigen günstigen Parkraum im Zentrum. Auch das macht eine Einkaufsstadt attraktiv. Durch Parkscheinautomaten kann gewährleistet werden, dass Stellplätze nicht durch Dauerparker belegt werden. Diese Automaten müssen eine sogenannte Brötchentaste haben. Unbefriedigend ist die Situation insbesondere um das Bitburger Kranken- und Ärztehaus. Entscheidungen um das Parkhaus Annenhof müssen getroffen werden.

Willi Notte, Liste Streit: Mit der Stimme unseres Bürgermeisters wurden die 40 öffentlichen Parkplätze unter dem Spittel verhindert. Das war ein katastrophaler Fehler: So sehen das die Bürger, die Geschäftsleute in der Fußgängerzone und der Gewerbeverein. Jetzt versucht man, im neuen Ring um die Fußgängerzone ersatzweise Parkplätze zu schaffen. Das ist leider nur Stückwerk, aber besser als gar nichts.

Manfred Böttel, FBL: Wir haben das Problem, dass die Parkhäuser sehr defizitär sind, und deshalb der Stadt vor einem Jahr den Auftrag gegeben, ein neues Parkplatz-Konzept zu erstellen. Wir müssen das Netz um die Innenstadt mit kürzeren Parkzeiten belegen, um die Dauerparker nach außen zu drängen. Beim Krankenhaus gibt es Bedarf an Parkplätzen. Wahrscheinlich ist es sinnvoller, das dortige Parkhaus Annenhof abzureißen und neu zu bauen als es zu sanieren.

Thomas Barkhausen, SPD: In der Innenstadt sind wir für eine zeitliche Begrenzung der Parkzeit durch eine Parkscheibe. In den Wohngebieten ist den Anwohnern Vorrang einzuräumen. Beim Neubau größerer Wohn- oder Geschäftshäuser sollten Tiefgaragen zur Auflage gemacht werden.

Bernd May, Die Grünen: In Bitburg gibt es sehr viele Parkplätze. Das Problem ist aber, dass es viele kostenfreie gibt und somit die bewirtschafteten teilweise oder wenig genutzt werden. Die große Zahl an freien Plätzen führt unweigerlich zu Suchverkehr nach einem kostenlosen Platz. Deshalb können wir auch die Aussage von Herrn Kandels (Neubau des Parkhauses Annenhof) nicht nachvollziehen. Wir benötigen sehr schnell eine genaue Bestandsaufnahme des Ist-Zustandes und ein schlüssiges Konzept.

Marie-Luise Niewodniczanska, FDP: Wir warten auf die neue Verkehrsführung des Innenstadtrings, die 40 neue Parkplätze bringen wird. Dann scheint uns eine bessere Annahme der Parkhäuser, vor allem des Parkhauses an der Neuerburger Straße, dringend geboten. Zudem sollten einige Parkplätze mehr bewirtschaftet werden. Sorgen bereitet uns die Tatsache, dass das Krankenhaus unser Parkhaus Annenhof nicht übernehmen will. uhe

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