Unternehmen Zahnen zieht’s nach vorn

Arzfeld/Üttfeld · Nicht alles, was innovativ sein will, ist es auch. Was aber die Arzfelder Kläranlagenbauer von Zahnen Technik in Üttfeld gerade auf die Beine stellen, kann man mit Recht so nennen. Die Firma aus dem Islek will damit weitere Märkte erobern.

 Herbert Zahnen (links) und sein Planer Markus Heinisch in Üttfeld. Im März soll dort alles fertig und bezogen sein.

Herbert Zahnen (links) und sein Planer Markus Heinisch in Üttfeld. Im März soll dort alles fertig und bezogen sein.

Foto: Fritz-Peter Linden

Das ehemalige Üttfelder Offizierscasino der französischen Besatzer, die nach dem Zweiten Weltkrieg am Dorfrand ein Tanklager unterhielten, ist abgerissen. Die Fläche ist schon asphaltiert, für einen Parkplatz. Dahinter schließen sich, in Richtung der Üttfelder Sportanlage, die Bauten des ehemaligen Eifel-Werks an.

Die Arzfelder Kläranlagenfirma Zahnen Technik hat alles gekauft (der TV berichtete) – und auf den 10 000 Quadratmetern Fläche allerhand vor. Es geht zügig voran: Im März, sagt Planer und Bauingenieur Markus Heinisch beim TV-Besuch, werde wohl alles fertig sein.

Und während draußen noch die Bagger ackern, wird in den Hallen schon gearbeitet: Die Zahnen-Schlosserei ist bereits aus Arzfeld nach Üttfeld umgezogen, sie wird deutlich größer als am Hauptsitz, wo man die frei gewordenen Räume ebenfalls nutzen wird: Die Abteilung „Schaltschrankbau“ wächst nämlich auch.

Aber Herbert Zahnen, dessen Unternehmen zum Beginn des neuen Jahres 125 Mitarbeiter haben wird, hat in Üttfeld noch mehr vor: Ausbilden, forschen, entwickeln – und alles zusammenführen – „mit dem Ziel eines integrativen Ausbildungsansatzes“, sagt der Chef. „Wir haben fünf Kernkompetenzen: Elektrotechnik, Maschinentechnik, Verfahrenstechnik, Standardisierung und Digitalisierung.“ Und in allem werden die Auszubildenden und dual Studierenden (immer insgesamt etwa 30 junge Leute) geschult. „Das heißt: Wenn jemand die Ausbildung zum Konstruktionsmechaniker oder Elektroniker für Betriebstechnik macht, dann sieht er auch in die jeweils anderen Fachbereiche rein.“ Und er oder sie gehe auch ins Labor. Denn ein solches, wegen des internationalen Markts „Innovation Lab“ genannt, entsteht ebenfalls in Üttfeld. Direkt nebenan wird es eine Modell-Kläranlage geben und die Darstellung eines kompletten Wasserkreislaufs.

Großen Wert legt Zahnen auf das, was er „Standardisierung“ nennt. Dahinter verbirgt sich allerdings kein 08/15-Anlagenbau, sondern das Gegenteil: die individuell, auf Kunden-Standard zugeschnittene Anlage, die man im Unternehmen digital entwickelt. Zahnen lacht: „So ein Satz wie ,dat hammer immer so jemacht’ führt sofort zu vertraglichen Konsequenzen.“

Mit einer Kläranlage nämlich sei es nicht so wie mit Automarken: Stern, Blitz, vier Ringe, die „Niere“: „Da erkennt jeder sofort, wer das Auto gebaut hat“, sagt Herbert Zahnen. Bei den modernen Anlagen, wie sein Unternehmen sie baut, sehe man nicht mehr, wer dahinterstecke, „sondern nur, wer sie betreibt“.

In Üttfeld kommen außerdem noch Büroräume hinzu, die ebenfalls bald bezogen werden sollen. Und was sie dort auch noch eingebaut haben – „das war anfangs gar nicht geplant“, sagt Zahnen – ist ein kleines Studio mit Computer, Green Screen und weiterem technischen Pipapo. Klar – wegen Corona.

Das nutzt die Firma künftig aber auch, für Webseminare, Konferenzen und andere virtuelle Veranstaltungen.

Das Arzfelder Unternehmen investiert derzeit, wie Zahnen sagt, „im siebenstelligen Bereich“, davon allein fürs „Innovation Lab“ etwa eine halbe Million Euro, gefördert mit 180 000 Euro aus dem europäischen Leader-Projekt – eben weil es so innovativ sei. Denn das, was seine Firma mache, beherrschten nicht viele im Land. „Es ist unser Glück, dass wir dazugehören.“ Zahnen, der auch mit deutschen und internationalen Universitäten kooperiert, will weiter nach vorn, in den kommenden sieben Jahren soll das geschehen, nicht nur auf dem deutschen Markt: „Genau“, sagt er. „Unsere Vision ist es, die Wasserqualität weltweit zu verbessern.“

 Auf der Zahnen-Baustelle in Üttfeld. Im Bild die Hallen des ehemaligen Eifel-Werks.

Auf der Zahnen-Baustelle in Üttfeld. Im Bild die Hallen des ehemaligen Eifel-Werks.

Foto: Fritz-Peter Linden
 Auf der Zahnen-Baustelle in Üttfeld. Der künftige Schulungsraum.

Auf der Zahnen-Baustelle in Üttfeld. Der künftige Schulungsraum.

Foto: Fritz-Peter Linden
 Läuft: Schon vor der offiziellen Eröffnung ist die neue Schlosserei bereits in Betrieb.

Läuft: Schon vor der offiziellen Eröffnung ist die neue Schlosserei bereits in Betrieb.

Foto: Fritz-Peter Linden
 Auf der Zahnen-Baustelle in Üttfeld. Im März sollen dort die neue Schlosserei und das "Innovation Center" eröffnen.

Auf der Zahnen-Baustelle in Üttfeld. Im März sollen dort die neue Schlosserei und das "Innovation Center" eröffnen.

Foto: Fritz-Peter Linden

Von Üttfeld aus die Wasser-Welt im Blick – klingt gut. „Der Herr Zahnen“, sagt Markus Heinisch, „ist schon ein besonderer Unternehmer.“ Kein Widerspruch.

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