Zehn Jahre nach der Sanierung: Pfarrei Waxweiler erinnert zum Denkmaltag an Einsturz von Kirchturm

Waxweiler · "Der Turm brennt!" Fast zwölf Jahre ist es her, dass infolge eines Feuers die Spitze der Kirche St. Johannes der Täufer in Waxweiler einstürzte. In der Zeit danach halfen viele Menschen dabei mit, den "Südeifeldom" zu sanieren - zehn Jahre nach dem Abschluss der Arbeiten erinnert die Pfarrei nun am Denkmaltag an Einsturz und Wiederaufbau.

Waxweiler. Waxweiler vor zwölf Jahren. Es ist Donnerstag, der 16. Dezember. In der Gemeinde herrscht, wie überall, Vorweihnachtsstimmung.

Im Dachstuhl der Kirche St. Johannes der Täufer sind an diesem Tag zwei Arbeiter dabei, das Holz zu imprägnieren - die letzten Arbeiten an der Sanierung der Kirche, die bereits ein Jahr zuvor weitgehend abgeschlossen wurde und 200 000 Euro gekostet hat.

Das Licht im Turm liefert ein Strahler. Auf den fallen einige Tropfen des Imprägniermittels - und gehen sofort in Flammen auf. Bald brennt alles lichterloh, die Arbeiter können sich gerade noch ins Freie retten und die Feuerwehr alarmieren. Auch das Technische Hilfswerk ist schnell an Ort und Stelle - der Turm aber ist nicht zu retten, die Spitze stürzt auf ein Nachbarhaus, weitere Trümmer schlagen rundherum auf. Einzig erfreuliche Nachricht: Niemand wird verletzt."Einfach schockierend"


Michael Fischer ist Vorsitzender des Pfarreienrats Schönecken-Waxweiler. Er war am Tag des Unglücks auf der Arbeit in Prüm: "Ich bin dann angerufen worden von unserer Küsterin Elisabeth Hack: ,De Kierch is afgebrannt - komm direkt her!'"

Fischer ließ alles stehen und liegen, fuhr nach Waxweiler. "Als ich ankam, sah ich den Turm nicht mehr. Nur noch Rauch. Es war einfach schockierend."
Der Sachschaden: immens. Zuerst taxieren ihn Fachleute auf 820 000 Euro. Im April 2005 beginnt die Sanierung. Man hofft darauf, bis Weihnachten wieder einziehen zu können - aber im Herbst werden weitere Schäden an der Kirchendecke gefunden. Die Kosten steigen auf mehr als eine Million - fünf Mal so viel, wie die erste Sanierung gekostet hatte. Und erst im Jahr darauf ist alles wieder in Ordnung.

Auch dank der großen Hilfe vieler, vieler Spender: Nicht nur Ministerpräsident Kurt Beck, der über die Landes-Kulturstiftung 40 000 Euro bereitstellt, oder Bundeskanzler Gerhard Schröder, der 1500 Euro aus eigener Kasse schickt. Viele weitere Einzelspenden machen den Wiederaufbau möglich - am Ende kommen auf diese Weise 110 000 Euro zusammen. Darüber hinaus, sagt Michael Fischer, stellten viele Bürger "uneigennützig, selbstverständlich und aus eigenem Antrieb ihre Arbeitskraft zur Verfügung", um in irgendeiner Art und Weise zu helfen. "Alle haben den damaligen Verwaltungs- und Pfarrgemeinderat tatkräftig unterstützt, die Pfarrkirche wieder herzurichten, Anwohner haben die Helfer spontan mit Essen und Trinken versorgt."

Auch Vereine engagieren sich - wie die Orchestergemeinschaft Ringhuscheid-Üttfeld: Die Musiker spielen einige Konzerte, um weiteres Spendengeld zu beschaffen, während die Pfarrgemeinde mit dem Allerheiligsten in die Mehrzweckhalle der Schule umzieht, in der zwei Jahre lang die Gottesdienste gefeiert werden.
Bei der Renovierung setzt man auf die Erhaltung der alten Bausubstanz und eine Erneuerung nach denkmalpflegerischen Vorgaben, "nämlich den Ausbau mit natürlichen Baustoffen und die Anwendung traditioneller Handwerkstechniken". Die alten Gewölbekonstruktionen werden mit Schilfrohrmatten, Lehm und Kalk wiederhergestellt. Die Vorteile gegenüber konventionellen Varianten: gleiche Kosten, aber längere Lebenserwartung, besseres Raumklima und hervorragende Akustik.

Insgesamt also genug Gründe, in diesem Jahr beim Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 11. September, mitzumachen: Der steht zudem im Zeichen des gemeinschaftlichen Handelns. "Das passt perfekt", sagt Fischer. "Damals zeigte sich ein ganz besonderer Einsatz von Ehrenamt und Zusammengehörigkeitsgefühl sehr vieler engagierter Menschen aus der Prümtalgemeinde und den umliegenden Dörfern für ihre Pfarrkirche."
Zugleich feiert die Kirche auch noch ein kleines Jubiläum: Seit 1991, also 25 Jahre lang, steht sie laut Denkmalbuch der Kreisverwaltung Bitburg-Prüm offiziell unter Denkmalschutz.Extra

Zivile und sakrale Bauten öffnen am Sonntag, 11. September, ihre Türen beim bundesweiten Tag des offenen Denkmals, darunter auch der "Südeifeldom" - die Pfarrkirche St. Johannes der Täufer in Waxweiler. Um 9.15 Uhr werden alle vier Glocken (die Älteste ist von 1651, die Jüngste von 1986) das Hochamt einläuten, das um 9.30 Uhr von Pfarrer Georg Josef Müller zelebriert wird. Der Nachmittag beginnt um 14.45 Uhr ebenso mit Glockengeläut. Um 15 Uhr werden Führungen und anschließend die Darstellung alter Handwerkstechniken angeboten. Ein Kurzfilm dokumentiert den Kirchenbrand von 2004. Die Führungen übernehmen Michael Fischer, Vorsitzender des Pfarreienrats, und Walter Thielen, Bauunternehmer aus Lauperath. Zum Abschluss sind alle Gäste zu einem kleinen Umtrunk eingeladen. Der Eintritt ist frei, eine Spende erbeten. red/fplExtra

Eine Kirche wird in Waxweiler schon um 728 vermutet, als der heilige Willibrord auf der Durchreise dort gepredigt haben soll. Waxweiler gilt seither als Ursprungsort der Echternacher Springprozession. 943 wird die Kirche erstmals urkundlich erwähnt und 1232 in die Abtei Prüm eingegliedert. Wegen Baufälligkeit wurde die Pfarrkirche von 1768 bis 1771 im fränkischen Barockstil neu erbaut, Teile der Innenausstattung aus dieser Zeit sind noch erhalten. Die Erweiterung zu einer kreuzförmigen Anlage erfolgte 1922 und 1923. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurde die Pfarrkirche 1971 und 1972 im Inneren umgestaltet. 1986 erhielt sie innen eine neue Farbfassung, 2003 eine komplette Außen- und Dachsanierung. Zwei Jahre dauerten nach dem Brand von 2004 die Restaurierungsarbeiten bis zur Wiedereröffnung, die vom damaligen Weihbischof, dem heutigen Bischof Stephan Ackermann, vorgenommen wurde. red/fpl

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