Zeit des Krieges wird wieder begehbar

ROTH/OUR. Die Wanderung zu Westwallbunkern am Wochenende ist nicht das einzige Betätigungsfeld des Förderkreises "Alt Roth". Die geschichtlich engagierten Mitglieder arbeiten an einer gemeinsamen Aufarbeitung und Darstellung der Befestigungsanlagen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs mit.

Die Mannschafts- und Geschützbunker des Westwalls gehören seit Ende der 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts zum Erscheinungsbild von Roth an der Our. Die Richtung Luxemburg weisenden Verteidigungsanlagen auf den Our-Höhen, die sich während des Krieges als nahezu nutzlos erwiesen, wurden später größtenteils gesprengt und gerieten in Vergessenheit. Der Förderkreis "Alt Roth" hat es sich jedoch seit einigen Jahren zur Aufgabe gemacht, die alten Anlagen wieder zugänglich zu machen. Auf zwei Rundwegen können Geschichtsinteressierte am Sonntag mehr als zehn dieser Bauwerke erwandern und erleben.Kriegszeit soll nicht verherrlicht werden

Förderkreis-Schriftführer Rolf Becker und seinen Vereinskollegen geht es nicht darum, in Erinnerungen an alte Zeiten zu schwelgen. Sie legen Wert darauf, dass es nicht darum gehe, die Kriegszeit zu verherrlichen. "Mit rechten Gruppen wollen wir nichts zu tun haben", sagt Becker. Es gehe auch nicht darum, den Krieg nachzuspielen. Die seit dem Jahr 2000 alle zwei Jahre stattfindene Wanderung solle in Zukunft nicht die einzige Auseinandersetzung mit der Geschichte bleiben, sagt Rolf Becker. Seit einiger Zeit besteht reger Kontakt mit der "Association des Musées de la Bataille des Ardennes" (Amba), deren Mitglied der Rother Verein inzwischen geworden ist. Die Amba ist ein 2001 gegründeter Zusammenschluss von Museen und Organisationen in Belgien und Luxemburg. Seit 2005 sind auch deutsche Museen mit von der Partie. Gemeinsam wollen sie mit grenzüberschreitenden Projekten das "Bewusstsein für eine gemeinsame, schmerzliche Geschichte" fördern, wie es in einer Resolution heißt. Die Vereinigung der Museen und Gruppen will daraus auch pädagogisch wertvolle Projekte entwickeln. Außerdem soll ein qualifiziertes touristisches Angebot entwickelt werden. Gespräche des Rother Vereins mit der Verbandsgemeinde Neuerburg in dieser Sache seien erfolgversprechend verlaufen, sagt Becker. Wann und wie die Relikte des Weltkriegs in den drei Ländern später vernetzt sein werden, kann Rolf Becker derzeit noch nicht sagen. Was, wann und wie am Wochenende in Roth gezeigt werden wird, kann er dagegen ganz genau sagen. "Am Samstag werden ab 14 Uhr am Mannschaftsbunker zwischen Roth und Gentingen mehr als 20 Originalfahrzeuge aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs zu sehen sein", sagt Becker. Außerdem ist geplant, Dokumente und Fotos aus der Zeit von 1937 bis 1945 im Rahmen einer Dokumentation zu zeigen. Ein Dutzend Bunker kann der Wanderer am Sonntag in der Zeit von 10 bis 18 Uhr erwandern. "Wir bieten zwei Wanderungen an. Eine ist rund drei Kilometer lang. Dabei müssen 200 Höhenmeter überwunden werden", sagt Becker. 450 Höhenmeter müssen bei der großen Runde überwunden werden, die rund neun Kilometer lang ist. Der nahezu komplett erhaltene Mannschaftsbunker für 18 Soldaten mit der Nummer 406/10 wird eigens für den Sonntag mit originalen Ausrüstungsgegenständen ausstaffiert. Die Besucher sollen dadurch besser nachvollziehen können, wie es sich in den engen Räumen unter einer dicken Betonschicht lebte. Informationen zur Wanderung am Wochenende und zur Arbeit des Förderkreises gibt es bei Rolf Becker, Telefon 06566/588, E-Mail r.becker@schreinerei-thiex.de.

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