Zeitgeschichte seriös betrachtet

KÖLN/AACHEN. Der Autor ist bekannt, das Thema auch. Militärische Zeitgeschichte hat Konjunktur. Im Helios-Verlag ist Charles Whitings Buch "’45 – Das Ende an Rhein und Ruhr" erschienen. Es beschreibt die letzten Kämpfe des Zweiten Weltkriegs zwischen Köln, Duisburg, Dortmund, Paderborn und Siegen.

Zu den profunden Kennern militärhistorischer Zusammenhänge am Ende des Zweiten Weltkrieges gehört der englische Publizist Charles Whiting. Als Verfasser von 270 Fachpublikationen, als langjähriger Korrespondent in- und ausländischer Zeitungen sowie als Buchautor ("England am Kreuzweg", "Drei Jahre nach Null") verschaffte sich der Wissenschaftler in der Fachwelt höchste Anerkennung. In "'45 - Das Ende an Rhein und Ruhr" beschreibt Whiting die letzten Kämpfe des Zweiten Weltkriegs. Mit Farbfotos, einer Lagekarte und einer Fülle an Bildern will Whiting seine Leser in Bann ziehen. Authentisches, teils unveröffentlichtes Material wie Kartenwerke, Zeitungsausschnitte, Zeichnungen aus amerikanischen Quellen, Auszüge aus alliierten Zeitschriften und Luftbilder verschaffen Übersicht. Kein Bilderbuch, eine Dokumentation

Jedoch ist das Werk kein Bilderbuch. Es ist eine durchdachte, seriöse Dokumentation, wissenschaftlich sauber, gut gegliedert und deshalb leicht fassbar. Auch Laien finden schnell den Zugang, lassen sich thematisch fesseln und vom Autor mitnehmen auf eine spannende Spurensuche. "Der Kampf um Köln", "Der Ruhrplan", "Gegenoffensive", "Die Zange schließt sich", "Die Wacht am Rhein", "Der letzte Kampf" und "Das Ende" sind Themenschwerpunkte einer informativen Zeitreise durch das Ruhrgebiet und den Bereich des Niederrheins am Ende des Zweiten Weltkriegs. Whiting wagt eine Wertung: "In Anbetracht der schweren Verluste konnten die Operationen (der Deutschen, Anm.d.Red.) nicht als Erfolg gewertet werden. Aus dem Blickwinkel der beteiligten Soldaten war die Aktion (...) mit einem eher unbefriedigenden Ergebnis behaftet. Soldaten haben keinen Sinn für moralische Siege..." Das Werk ist ein Lesebuch, ein Bilderbuch, ein Geschichtsbuch und ein Nachschlagewerk. Der Reichtum des Buches ist die eigene Erfahrung des Verfassers: Whiting war als britischer Panzerspähsoldat aktiv im Kriegsdienst im Raum Aachen bis Bremen tätig. Der Helios-Verlag ist mit einer Serie von Publikationen ("Eifelschreck", "Auf den Spuren des Westwalls", "Das verstummte Hurra") auf einem guten Weg, militärische Zeitgeschichte als Teil der allgemeinen Geschichte und somit der Gesellschaftshistorie in der Literatur zu etablieren. "Dieser Geschichte und der kritischen Objektivität fühlt sich der Verlag verpflichtet, wenn es um die Notwendigkeit geht, sich mit der deutschen militärischen Vergangenheit auseinanderzusetzen", so der Verlag. Charles Whiting, "'45 - Das Ende an Rhein und Ruhr", Helios-Verlag, Großformat, Leinen mit Schutzumschlag, 112 Seiten, 227 Abbildungen, ISBN 3-938208-13-9

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