Zeitlos, volksnah und geschminkt: Heinrich von Kleist

Bitburg · E-Gitarren, Jahrmarktsatmosphäre und dazu die klassischen Texte von Heinrich von Kleist. Das Agora-Theater und das Theater Marabu haben das Stück gemeinsam im Rahmen des Kinder- und Jugend-Kulturfestivals Sommer-Heckmeck auf die Bühne des Hauses der Jugend gebracht. 140 Schüler verfolgen die Vormittagsaufführung.

Bitburg. Trommelwirbel, der rote Samtvorhang öffnet sich und Leo der Löffelverbieger zeigt seine Kunst zu Akkordeonmusik und der Stimme des Ansagers. In eine Jahrmarktsatmosphäre ist das Theaterstück Kohlhaas eingebettet. Die Schauspieler schlüpfen in die Rollen von Jahrmarktsschauspielern und nutzen Musikinstrumente, Schattentheater und Handpuppen als Stilelemente, um die Zeitlosigkeit des Stücks zu zeigen. Die spiegelt sich auch in den weiß geschminkten Gesichtern der Schauspieler wider.
Die Rolle des Kohlhaas wird meist nur von einem Darsteller, der am Rand der Bühne steht, sehr deutlich und ohne Schnörkel im Originaltext gesprochen. Den Wendepunkt der Handlung, als Kohlhaas, der eigentlich ein friedlicher und gottesfürchtiger Mann ist, durch einen kleinen Zwischenfall zum Räuber und Mörder wird, markieren die Schauspieler das mit einem lauten, harten, langanhaltenden, gezerrten E-Gitarren-Ton. Das Publikum wird an zwei Stellen miteinbezogen, sie dürfen den Gegenspieler von Kohlhaas mit Bällen im Puppentheater abschießen, und ein Zettel, der eine wichtige Rolle spielt, wird im Publikum weitergereicht.
200 bis 300 Auftritte im Jahr


Den 140 Schülern aus der St. Matthias Schule und dem St. Willibrord Gymnasium gefiel die Aufführung sehr gut. Raphael Centurioni sagt: "Die verschiedenen Charaktere haben die Schauspieler gut herausgearbeitet. Das Stück war sehr lebendig, obwohl es nur fünf Akteure waren."
Am Ende hatten die Schüler noch Gelegenheit, Fragen zu stellen. Die jungen Leute hat unter anderem interessiert, "ob es zwischen dem Stück und den Schauspielern Parallelen gibt?". Das ist so, denn die Rahmenhandlung mit der Gauklertruppe hat auch Gemeinsamkeiten mit der Gruppe, die gespielt hat. Denn die sind bei 200 bis 300 Aufführungen im Jahr ähnlich wie Schausteller ebenfalls viel unterwegs. Die Idee, Handpuppen in die Darstellung zu integrieren, hatte die Regie, als es um die Frage ging, wie man die Menschenmassen darstellen kann - da seien ihnen die Puppen eingefallen.
Die Vormittags- wie auch die Abendaufführung waren Veranstaltungen im Rahmen des Kinder- und Jugend-Kulturfestivals Sommer-Heckmeck. chb
Der nächste Programmpunkt im Rahmen vom Sommer-Heckmeck ist die Aufführung des Stücks "Die Geschichte vom Fuchs, der den Verstand verlor". Termine: Freitag, 19. Juni, 10 und 18 Uhr, im Konvikt in Prüm sowie am Samstag, 20. Juni, um 17 Uhr in Haus Beda Bitburg.
Extra

Das Theater Marabu ist ein professionelles freies Theater für junges Publikum mit eigener Spielstätte in dem Kulturzentrum "Brotfabrik" in Bonn. Jährlich werden ein bis zwei Theaterproduktionen für junge Zuschauer erarbeitet. Das Theater Marabu ist mit seinen Produktionen auf den wichtigsten regionalen und überregionalen Theaterfestivals vertreten und war bereits in 16 Ländern zu Gast. Die Produktionen wurden vielfach ausgezeichnet. Das Agora-Theater ist ein freies Tournee-Theater. Über 200 Aufführungen pro Jahr spielen die 30 Schauspieler in ganz Europa. Mit 44 Inszenierungen, überwiegend Eigenproduktionen, hat die Agora bisher rund 3500 Mal in 34 Ländern vor über 900 000 Zuschauern gespielt. Zurzeit stehen neun Produktionen in deutscher und französischer Sprache auf dem Spielplan. chb

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort