Zermahlen, verbrannt, weltbekannt

Zum Wilhelm-Busch-Doppeljubiläum - 175. Geburtstag am 15. April 2007 und 100. Todestag am 9. Januar 2008 - erzählt die in Demerath/Vulkaneifel und Köln lebende Schriftstellerin Eva Weissweiler in der Biografie "Wilhelm Busch. Der lachende Pessimist" das Leben des Vaters von Max und Moritz vor dem Hintergrund seiner Zeit.

 Eva Weissweiler hat sich mit dem Leben von Wilhelm Busch und seiner Zeit beschäftigt. Sie lebt mit ihrem Mann Klaus Kammerichs in Demerath und Köln. TV-Foto: Archiv/Brigitte Bettscheider

Eva Weissweiler hat sich mit dem Leben von Wilhelm Busch und seiner Zeit beschäftigt. Sie lebt mit ihrem Mann Klaus Kammerichs in Demerath und Köln. TV-Foto: Archiv/Brigitte Bettscheider

Demerath/Köln. (bb) Den brutalen Todesarten Zermahlen und Verbrennen zum Trotz: "Max und Moritz" ist ein weltbekanntes Bilderbuch, und "Die fromme Helene" ist als Satire beißend und beliebt gleichermaßen. Der Ausspruch "Das Gute, dieser Satz steht fest/ ist stets das Böse, was man lässt" ist nach wie vor Thema philosophischer Abhandlungen. Um den Autor und Maler, den Dichter und Erzähler, den Erfinder des Comics, den einsamen Junggesellen Wilhelm Busch (1832-1908) ranken sich bis heute Vermutungen und Widersprüche.Ob er Menschenfeind oder Menschenkenner war, Atheist oder gläubiger Protestant, Anarchist, Antisemit, Futurist: Eva Weissweiler hat eine Fülle unbekannter Briefe und Dokumente herangezogen. Sie hat Bilder, die Busch von sich und anderen oder andere von Busch gemalt oder gezeichnet haben, genau betrachtet. Sie nimmt die Spur seiner Familie auf, noch bevor er in dem kleinen entlegenen Dorf Wiedensahl zwischen Weser und Steinhuder Meer geboren wird. Zeigt als erste von über 100 Abbildungen Wilhelm Buschs Elternhaus und eine Babyskizze von ihm. Widmet sich der Kindheit und Jugend, die der Junge bei Verwandten verbrachte, und scheint sich mit dem Ende Zwanzigjährigen über den Erfolg seiner ersten Bildergeschichten zu freuen. Aus Buschs gewaltigem Werk beleuchtet Eva Weissweiler vor allem das Bubenstreiche-Bilderbuch "Max und Moritz" (1865), die sarkastisch gedichtete und reich illustrierte Geschichte "Die fromme Helene" (1872), die Trilogie "Die Abenteuer des Junggesellen Tobias Knopp" (1875 bis 1877) sowie die milde und märchenhafte Erzählung "Der Schmetterling" (1895). Bei aller historischen und literarischen Exaktheit und Ausführlichkeit - man mag das Buch bis zur letzten Seite kaum aus der Hand legen.Wilhelm Busch - der lachende Pessimist

Eva Weissweiler ist 1951 in Mönchengladbach geboren. Die promovierte Musikwissenschaftlerin und Germanistin war zunächst Redakteurin und freischaffende Autorin beim Hörfunk. Ihr erstes großes literarisches Werk erschien 1981: das Nachschlagewerk "Komponistinnen aus fünf Jahrhunderten". Bevor sie sich jetzt Wilhelm Busch widmete, schrieb sie unter anderem die Biografie der Karl-Marx-Tochter Tussy (2002) und die Familiengeschichte Sigmund Freuds (2006). Seit 1992 bewohnt Eva Weissweiler gemeinsam mit ihrem Mann, dem Künstler Klaus Kammerichs, ein ehemaliges landwirtschaftliches Anwesen im Eifeldorf Demerath.Eva Weissweiler: "Wilhelm Busch. Der lachende Pessimist", 380 Seiten, Kiepenheuer & Witsch (Köln), 19,90 Euro.

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