"Zerstört, beschmutzt und leer geplündert"

Prüm · Die Enkel Karls des Großen haben untereinander jahrelange Bruderkriege wegen Erbstreitereien geführt. Diese Schwäche des Reiches nutzten die Normannen aus: Auch die Reichsabtei Prüm war Opfer der blutigen Raubzüge.

Prüm. Ein halbes Jahrhundert lang überfielen und verwüsteten sie die Rheinlande, zogen plündernd und mordend durchs Land - bis hinein in die Eifel. 843 erreichten die Normannen über den Rhein die Stadt Xanten, errichteten in Neuss ein befestigtes Lager und dehnten ihre Unternehmungen zunehmend auf das Hinterland aus, selbst als der deutsche König versuchte, durch Tributzahlungen Frieden mit ihnen zu erkaufen. Ab 881 richteten die Normannen ihre Raubzüge auch gegen das heutige Rheinland. Sie zerstörten Nimwegen, Städte wie Lüttich, Tongern und Maastricht gingen in Flammen auf. Ein verheerender Vorstoß richtete sich gegen Köln, Bonn, Neuss, Jülich, Aachen. Ganz oben auf der Beutelisten der Eroberer standen - im Glauben, dass diese reich an Geld, Gold und anderen Schätzen sind - besonders Klöster, Kirchen und Abteien.
So wurden die Klöster Kornelimünster, Malmedy und Stablo von den Normannen geplündert und verwüstet. Chronisten berichten, dass nach dem Abzug der Eroberer nur verbrannte Erde zurückblieb.
Im Jahre 882 fiel ihnen auch das Benediktinerkloster Prüm zum Opfer. Abt Regino informiert davon in seiner Chronik: "882 zogen sie (die Normannen) durch die Ardennen und besetzten am Dreikönigstag das berühmte Prümer Kloster, wo sie sich drei Tage aufhielten und die ganze Gegend ringsum verwüsteten. Um Prüm herum versammelte sich die bäuerliche Bevölkerung zu einem riesigen Heerhaufen und griff die Feinde an, um sie zu verjagen. Aber als die Normannen das einfache Volk sahen, das äußerst schlecht bewaffnet war und keine militärische Ahnung hatte, stürzten sie sich mit Geschrei auf sie und streckten sie in einem so furchtbaren Gemetzel nieder, dass man meinte, es würden wilde Tiere, nicht Menschen abgeschlachtet. Hiernach kehrten sie mit Beute beladen in ihr Standlager zurück. Weil bei ihrem Abzug niemand da war, der das Feuer, das in den verschiedenen Wohnstätten brannte, hätte löschen können, verzehrte es das Kloster. So wurde unser Kloster erstmals zerstört, beschmutzt und leer geplündert."
Bis heute hält sich die Legende, nach der die Prümer Mönche zu ihrer Burg Daysberg (Dasburg) geflohen seien, als die Normannen über ihr Kloster herfielen. Abt Regino bat verzweifelt den ostfränkischen Grafen Heinrich um Hilfe. Dieser war Feldherr und Befehlshaber des Heeres unter Kaiser Karl III. dem Dicken. Seine wichtigste Aufgabe war die Bekämpfung der Normannen. 883 vertrieb er sie aus der Eifel und den Rheinlanden, zwei Jahre später beendete er deren Besetzung in Friesland.
Anfang 892 erfolgte der letzte normannische Einfall in das Rheinland. Und wieder traf es das völlig überraschte und nicht auf Verteidigung eingerichtete Kloster Prüm. "Als nämlich die Normannen im Jahr 892 in den Bonngau eindrangen, wagten sie keineswegs, das christliche Heer in der Ebene anzugreifen, sondern sie durchstreiften die endlosen Wälder und Berge weit mehr wie eine Räuberbande als wie Krieger. Das ganze Gebiet zwischen Rhein und Prüm verwüsteten sie und stürmten in einem Überraschungsangriff das Prümer Kloster. Abt Farabert (ab 886, 892 legte er sein Amt nieder; Nachfolger wird Abt Regino) und die meisten Mönche entgingen ihnen nur mit Mühe, während sie bereits ins Kloster eindrangen. Die Normannen verwüsteten alles und töteten einige Mönche und den größten Teil der Klostergemeinschaft. Die Überlebenden nahmen sie als Gefangene mit." avi

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