Prozess gegen den Hammer-Angreifer wird fortgesetzt Zeuge über Hammer-Angreifer von Neuerburg: „Das war kein Mensch mehr“

Neuerburg · Der Prozess gegen den mutmaßlichen Hammer-Angreifer von Neuerburg geht weiter. Der Ehemann und der Nachbar der Geschädigten erzählen am zweiten Verhandlungstag, wie gefährlich die Lage war. Und der Angeklagte entschuldigt sich.

Zeuge über den Hammer-Angreifer von Neuerburg: "Das war kein Mensch"
Foto: dpa/Britta Pedersen

Der Abend im September 2018 beginnt für den 26-Jährigen wie jeder andere. Als er von der Arbeit kommt, kocht er sich Kaffee und raucht auf dem Balkon eine Zigarette. Plötzlich hört er das Klirren. Das Geräusch kommt von der Straße unterhalb der Wohnung. Und dort sieht er ihn dann, den nackten Mann, der mit einem Hammer auf das Auto der Nachbarin einschlägt.

Die Scheibe des Seitenfensters hat er zertrümmert - daher rührte das Klirren. Später wird der Nachbar der Polizei erzählen, der Angeklagte habe gewirkt, als „wenn er nicht ganz richtig wäre“, womöglich unter Drogen stand. Und er sollte recht behalten. Der Beschuldigte, ein 23-jähriger Student des Eifel-Kolleg Neuerburg, stand unter dem Einfluss von LSD, als er die Frau attackierte.

Vor dem Landgericht Trier muss er sich wegen dieses versuchten Totschlags nicht verantworten, weil er zum Tatzeitpunkt unzurechnungsfähig war. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm aber vor, sich vorsätzlich in diesen gefährlichen Vollrausch versetzt zu haben. Ihm drohen dafür bis zu fünf Jahre Haft. Am zweiten Prozesstag kommen unter anderem Nachbarn und der Ehemann der Geschädigten zu Wort.

Die Rettung: Der Nachbar rennt die Treppen hinunter, klingelt Sturm beim Ehemann der heutigen Nebenklägerin und rettet ihr so womöglich das Leben. Denn der Partner der Geschädigten läuft raus und zerrt den Angreifer aus dem Auto und weg von seiner Frau.

Ein Bekannter fährt mit dem Auto am Tatort vorbei, als er die beiden kämpfenden Männer sieht. Er steigt aus und hilft mit, den Hammerangreifer zu bändigen. Er fragt den jungen Mann, warum er die Frau angegriffen hat. Der brüllt ihn an: „Das weißt du ganz genau.“ In seinem Blick habe Mordlust gelegen, erzählt der Zeuge vor Gericht: „Das war kein Mensch mehr. Das war ein Tier.“

Die beiden halten den Mann von hinten fest - Ein Kraftakt, physisch und psychisch: „Ich habe die ganze Zeit Angst gehabt, dass er sich losreißt.“ Er habe Angst um seine sechsjährige Tochter gehabt, die in seinem Wagen saß: „Wenn er freigekommen wäre, hätte er bestimmt weitergewütet.“

Wäre es beim Eintreffen der Polizei zu spät gewesen. 15-20 Minuten hätten die Beamten gebraucht, sagt der junge Mann, der den Vorfall vom Balkon aus beobachtet hat. „Eine Ewigkeit“, sagt der Ehemann der Nebenklägerin.

Das Leben danach: Nach dem Vorfall liegt die Frau in ihrer Wohnung. Sie hat eine Platzwunde an der Schädeldecke, über der Augenbraue liegt der Knochen frei. Ein Augenlid ist zugeschwollen, Arme und Hände voll mit Hämatomen und Prellungen. Und auch die Beine und Knie weisen Schürfwunden auf.

So steht es im Gutachten einer Rechtsmedizinerin, das am zweiten Prozesstag verlesen wird. Doch es hätte wohl schlimmer kommen können. Der Angriff hätte auch mit dem Tod der Frau enden können, heißt es in dem Arztbericht.

Auch der Ehemann hat Hämatome vom Kampf gegen den Angeklagten davongetragen. Gespürt habe er von den Verletzungen die ersten Tage nach dem Vorfall nichts, sagt er: „Da stand ich noch unter Schock.“

Auch heute, Monate nach der Tat, belaste ihn die Erinnerung. „Wir sind beide in Therapie“, sagt der Neuerburger. Er sei noch immer krankgeschrieben, obwohl er gerne arbeiten würde: „Der Therapeut sagt, ich bin noch nicht belastbar.“ Das Einschlafen und Durchschlafen sei ihm anfangs schwergefallen, die sozialen Kontakte litten: „Wir haben uns zurückgezogen, weil wir alles immer wieder erzählen mussten.“

Das ganze Leben habe sich geändert: „Es ist ganz anders geworden, als man sich ein normales Leben vorstellt.“

Die Entschuldigung: Auch der Angeklagte meldet sich am zweiten Prozesstag noch einmal zu Wort. Mit leiser, brüchiger Stimme sagt er: „Ich kann mir selbst nicht verzeihen. Aber es tut mir unendlich leid.“ Die Geschädigte schaut während der Aussage auf den Tisch, wischt sich Tränen aus den Augen.

Der Prozess wird am neunten April um 9 Uhr vor dem Landgericht Trier fortgesetzt. Aussagen werden dann noch Freunde des Angeklagten. Ein Urteil soll am 12. April fallen.

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