Zu Fuß um die halbe Welt

BINSCHEID. Im mittleren Islek liegt das beschauliche Dörfchen Binscheid. Die St. Nikolaus-Pfarrkirche ist der Mittelpunkt des 150-Einwohner-Ortes, in dem Alma Junk seit 30 Jahren den Trierischen Volksfreund austrägt. Im vergangenen Jahr wurde die rüstige Seniorin 70 Jahre alt.

Ein Kleinod in der Gemeinde Binscheid ist die sehenswerte Pfarrkirche, deren Steinaltar aus dem 17. Jahrhundert stammt. Der Kirchenpatron Nikolaus ist in einer Altar-Nische dargestellt. Ölberg-Szene, Geißelung und Kreuzigung verkünden die Leidensgeschichte Jesu.Vor der Kirche gibt es einen uralten Taufstein, und ein kleines Marienkapellchen lädt am dritten Mai-Sonntag zur Prozession.Alma Junk ist eine überzeugte Christin - und so führt der Weg der TV -Zustellerin öfters in die schmucke Kirche und auf den Dorffriedhof, wo ihreEltern bestattet sind. "Hier halte ich öfters inne, kehre ein und bete", sagt Alma Junk, die auch einmal in der Woche das Gotteshaus reinigt. "Aber das Beten bedeutet mir viel, ich trage meine Sorgen und Anliegen vor Gott."Die 70-jährige Zustellerin aus der Mannertalstraße 11 ist seit 30 Jahren "im Amt". 1973 übernahm Alma Junk das Zeitungsaustragen von ihrem Onkel Johann Willmes, der 1974 starb.Zum Haushalt der rüstigen Dame gehören Ehemann Reinhold, die Söhne Erwin (36) und Helmut (41) und die drei Katzen.20 Haushalte hat Alma mit der Tageszeitung zu versorgen. "Manchmal, wenn ich nicht schlafen kann, stehe ich schon um 2 Uhr auf und lese die Zeitung, zuerst das Regionale", sagt die Botin.Pünktlich um fünf Uhr tritt sie ihren Dienst an. Dann heißt es Hose, Pulli, Mantel, Schuhe anziehen und im Winter die rutschfesten Stiefel schnüren. Oft ist es bitterkalt, glitschig oder es friert. Auch den Gehstock hat sie immer dabei. "Ja, den brauche ich für die drei Kilometer, schließlich bin ich nicht mehr die Jüngste! Aber ich nehme das Wetter, wie es kommt", sagt Alma Junk.Erst führt der Weg zur Haustür raus in Richtung Huf/Üttfeld. Von dort gehts zurück Richtung Dorf: Alte Burgstraße ("Früher hieß das hier alles Dorfstraße"), "Tritscht erop", Mannertalstraße, "Auf dem Fesch", Bergstraße, schließlich Vennhof und "In der Dell"."Außer Hunden bin ich morgens noch keinem Lebewesen begegnet, wer steht denn schon so früh auf?", fragt die Botin. "Die Leute sollen erst mal ausschlafen!"Also geht die Botin allein durch das beschauliche Dorf - ob bei Regen, Schnee oder Morgennebel: "Ich bin mit der Natur hier groß geworden". Basta.Stolze 27 900Kilometer hat Alma Junk in ihren 30 Jahren als TV -Zustellerin zurückgelegt. Das ist zwar noch nicht "rund um den Erdball", wie Sohn Helmut bemerkt, aber zumindest die Hälfte davon. Und das immer zu Fuß.Da sieht sie das Abbuchungsverfahren des TV als "große Erleichterung": "Da war oft die Tür zu, die Leute waren verreist oder auf dem Feld. Ich bin froh, dass es dieses Verfahren nun gibt", vergleicht sie mit der Zeit, als sie noch selbst kassieren ging. Vertreten ließ sich Alma Junk übrigens nur ganz selten von einem ihrer Söhne. "Hin und wieder sprang schon mal einer für mich ein", bemerkt sie.Kürzlich feierte Alma Junk ihren 70. Geburtstag. Rund 50 Gäste waren nach Binscheid ins Haus Mannertal eingeladen: Angehörige, Nachbarn, Verwandte und Freunde. Geschenke gab es und reichlich Glückwünsche. Darunter waren auch viele von TV -Lesern, die der treuen Botin ihren Dank aussprachen.Diesem Dank schließt sich auch die Redaktion an, verbunden mit dem Wunsch, dass sie noch lange Spaß am Austragen der Zeitung hat.

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