Zu viel Bürokratie

ARZFELD. (ka) Westeifelschau: Thema einer Podiumsdiskussion war die derzeitige Situation der Alten- und Pflegeheime. Es moderierte TV-Redakteurin Inge Kreutz. Ihre Gesprächspartner waren Walburga Theis vom St.-Peter-Pflegezentrum in Habscheid und Hubert Heck vom Seniorenhaus Berghof in Neuerburg.

Die Eingangsfrage von Inge Kreutz, wie es zu bewerten sei, dass die Medien nahezu regelmäßig über Missstände in Altenheimen berichten, schienen Walburga Theis und Hubert Heck erwartet zu haben. Walburga Theis: "Wir sind dankbar für jede Kritik, wenn sie berechtigt ist. Wie überall, so auch in der Altenpflege mag es schwarze Schafe geben. Was unser Haus betrifft, kann ich nur sagen, es steht allen offen. Kommen Sie - unangemeldet - und sehen Sie sich um, so lange sie wollen. Wir haben keine Besuchszeiten." Inge Kreutz: "Was ist von angemeldeten Kontrollen zu halten?" Hubert Heck: "Es gibt eine Vielzahl von Kontrollorganen. Der eine will es so, der andere so. Wie es 100-prozentig sein soll, kann kaum einer sagen. Viele Kontrollen gelten dem Verwaltungsbereich. Bei angemeldeten Kontrollen bemerkt ein versierter Kontrolleur in der Regel, ob etwas auf die Schnelle passend gemacht wird." Inge Kreutz: "Zeitdruck, enge Zeitvorgaben - wie werden die Pflegekräfte damit fertig?"Pflege lässt sich nicht von Robotern erledigen

Walburga Theis und Hubert Heck unisono: "Zeitdruck ist das Schlimmste, was es in der Pflege gibt. Wir wissen aus langjähriger Berufserfahrung: Die alten Menschen brauchen Zuwendung, aber die kann man nicht in Zeiteinheiten berechnen. Pflege lässt sich nicht rationalisieren oder von Robotern verrichten. Die Zeitvorgaben sind nicht einzuhalten. Zu 90 Prozent werden sie überschritten. Die Personalkosten sind indes hoch und daher ein Problem. Hinzu kommt die Abwanderung vieler examinierter Kräfte, beispielsweise nach Luxemburg." Inge Kreutz: "Was sollte anders laufen in der Altenpflege?" Theis und Heck: "Abschaffung der Zeitvorgaben. Mehr Geld wäre nicht schlecht, aber es muss ja irgendwo herkommen. Auf jeden Fall wäre es wichtig, das Vorhandene sinnvoller zu gebrauchen. Viele Verwaltungsleute sind überflüssig. Sie überschwemmen uns mit uneffizientem Unsinn, der viel Geld und Zeit kostet. Der Wahnsinn der Bürokratie nimmt überhand. Warum muss notiert werden, wann, wie oft und wo jemand auf die Toilette geht.""Pflege zu Hause ist das Beste"

Inge Kreutz: "Wie können die Angehörigen bei der Pflege helfen, und wie ist die Arbeit osteuropäischer Pflegekräfte zu bewerten ? Theis und Heck: "Grundsätzlich sollten alte Menschen so lange wie möglich in ihrer gewohnten Umgebung bleiben. Pflege zu Hause ist immer das Beste. Pflegeheim nur dann, wenn gravierende Gründe dafür sprechen, wenn die Angehörigen völlig überfordert sind, wenn keiner da ist, oder wenn nichts mehr geht. Das Thema osteuropäische Pflegekräfte ist sicher etwas brisant, und sie einzustellen ist kompliziert, viel zu kompliziert, aber es gibt durchaus die Möglichkeit, das legal zu tun." Inge Kreutz: "Letzte Frage: Woran erkennt man ein gutes Heim?" Walburga Theis: "Ein seriöses Haus hat nichts zu verbergen und steht jedermann offen. Interessierte können bei uns immer vorbeischauen." Hubert Heck empfiehlt, Berichte und Broschüren zu lesen oder sich bei der Heimaufsicht nach geeigneten Adressen zu erkundigen.

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