Zu viel Nitrat und Phosphor

Bitburg · Die Belastungen durch Kläranlagen und Landwirtschaft gehen an den Gewässern der Eifel nicht spurlos vorüber. Darüber hinaus gibt es immer wieder Probleme mit Biogasanlagen.

 Bis noch vor wenigen Wochen war der Stausee Bitburg aufgrund des hohen Phosphorgehalts im Wasser von einem Blaualgenteppich bedeckt. TV-Fotos (2): Uwe Hentschel

Bis noch vor wenigen Wochen war der Stausee Bitburg aufgrund des hohen Phosphorgehalts im Wasser von einem Blaualgenteppich bedeckt. TV-Fotos (2): Uwe Hentschel

Foto: Uwe Hentschel (uhe) ("TV-Upload Hentschel"

Bitburg Auf der Liste der rheinland-pfälzischen Gewässer mit den geringsten und damit auch besten in 2015 gemessenen Nitratwerten muss man einen Vertreter aus der Eifel lange suchen. Der erste Flussabschnitt taucht auf Platz 30 auf: die Lieser bei Üdersdorf. Blickt man hingegen auf die Liste der Flüsse mit den höchsten Nitratwerten, so findet man deutlich mehr Eifler Gewässer. Wie beispielsweise die Mündungen der Enz und Sauer, die Nims bei Irrel oder aber den Spanger Bach oberhalb der Mündung des Dahlemer Bachs. Dort lagen die gemessenen Nitratwerte zwischen 4,8 und sechs Milligramm pro Liter, was dem bis zu 30-fachen des rheinland-pfälzischen Bestwerts entspricht.
Die Gründe für die hohe Nitratbelastung einzelner Gewässer seien vielschichtig, hingen aber vor allem mit der Landwirtschaft zusammen, erklärt Fulgor Westermann vom Landesamt für Umwelt. Auf Einladung der Unteren Fischereibehörde des Eifelkreises ist der Biologe ins Bitburger Kreishaus gekommen, um über den ökologischen Zustand der Fließgewässer zu referieren. Laut Westermann sind 48 Prozent der "Wasserkörper" in der Eifel verbesserungswürdig. Und das, was diesen Gewässern und den darin vorkommenden Lebewesen zu schaffen macht, sind in erster Linie die Einträge durch Kläranlagen und Landwirtschaft.
Letztere gelten als sogenannte "Diffuse Quellen", da sich in diesen Fällen die Stoffeinträge nicht immer genau lokalisieren lassen. Wie der Biologe erklärt, gehören dazu beispielsweise die Ackernutzung und Düngung mit Gülle bis zur Gewässerkante, aber auch Havarien bei Güllelagern. Darüber hinaus gibt es da noch ein Problem: "Was uns in den letzten Jahren überwiegend beschäftigt, sind die Fahrsilos - vor allem von Biogasanlagen", sagt Westermann. Und da die Dichte an Biogasanlagen nirgendwo im Land so hoch sei wie in der Eifel, gebe es dort auch die meisten Probleme.
Für den Biologen hängt das "vielleicht auch mit dem überstürzten Bau vieler Anlagen" zusammen. Anhand von dokumentierten Zwischenfällen aus Rommersheim, Üttfeld und Altscheid zeigt er, zu welchen Folgen Undichtigkeiten in den Fahrsilos, aber auch die Ackernutzung bis zur Gewässerkante führen können. Auf den Fotos, die Westermann den rund 100 Teilnehmern der Infoveranstaltung präsentiert, sind großflächige Bildungen von Abwasserpilzen zu sehen.
"Der Abwasserpilz ist in Gewässern der schlechteste Zustand, den man sich vorstellen kann", erklärt der Experte. Glücklicherweise aber sei in allen Fällen die Ursache recht schnell gefunden und abgestellt worden, fügt er hinzu. Was die Belastung durch die Kläranlagen betrifft, so sieht der Biologe auch dort "großes Verbesserungspotenzial". So sei es technisch inzwischen durchaus möglich, den Eintrag der Stoffe (vor allem Phosphor) deutlich zu reduzieren.
Bei der Veranstaltung als Referent ebenfalls dabei ist Klaus Wendling vom Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten. Er befasst sich in seinem Vortrag mit der Belastung der heimischen Fließgewässer durch Schadstoffe und dabei vor allem auch mit der Bildung von Blaualgen.
Grund für die Blaualgen, von denen regelmäßig neben der Mosel auch die Prüm und damit vor allem der Stausee Bitburg betroffen sind, ist der hohe Phosphorgehalt in den Gewässern. Und dass der Befall in diesem Jahr deutlich extremer als in den Vorjahren war, hängt laut Wendling mit dem regenarmen Sommer zusammen. "Ohne Spülvorgänge wachsen die Blaualgen", sagt er.
Insgesamt aber, sagt Wendling, habe die Phosphorbelastung in den rheinland-pfälzischen Gewässern abgenommen.
Als Grund nennt er die sukzessive Verbesserung der Kläranlagen. Allerdings stoßen die Anlagen trotz Optimierung bei anderen Stoffen noch immer an ihre Grenzen. Pflanzenschutz- und Arzneimittel ließen sich nur sehr schwer abbauen, erklärt Wendling.
Doch sei im landes- und bundesweiten Vergleich zumindest die Belastung durch Pflanzenschutzmittel in den Gewässern der Eifel noch recht gering.Extra: GEFÄHRDETE FISCHE IN EIFLER GEWÄSSERN

 Die Kläranlagen – wie diese an der Prüm bei Wiersdorf – sind nicht in der Lage, sämtliche Schadstoffe herauszufiltern.

Die Kläranlagen – wie diese an der Prüm bei Wiersdorf – sind nicht in der Lage, sämtliche Schadstoffe herauszufiltern.

Foto: Uwe Hentschel (uhe) ("TV-Upload Hentschel"


Einen Überblick über den Fischbestand der heimischen Gewässer liefert im Rahmen der Veranstaltung Lothar Kroll vom Landesamt für Umwelt. Während es laut Kroll bei den Fischarten wie Steinbeißer, Groppe, Rapfen, Wels und Aland einen Zuwachs gab, ist bei Arten wie Rotauge, Nase und Hecht eine Verringerung des Bestands, bei den Aalen, Äschen, Karauschen und Rotfedern sogar ein anhaltender Bestandsrückgang zu erkennen. Die Gründe dafür liegen aber nicht nur in der Wasserqualität, sondern auch in der Befischung. Das Problem durch den Pflichtbesatz in den Griff zu bekommen, ist für Kroll der völlig falsche Ansatz. Entscheidend seien vielmehr die Renaturierung der Gewässer und ein nachhaltiges Fischen. So sollten Jahreskarten für Angler nur begrenzt herausgegeben werden. Und beim Besatz sollte sich immer die Frage gestellt werden, ob dieser wirklich im Einklang mit der Natur stehe oder aber sich eher an den Wünschen des Anglers orientiere.

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