Zu wenig Blau auf den Straßen: Bislang mehr als 1100 Wildunfälle im Eifelkreis Bitburg-Prüm

Bitburg · Etwa jeder dritte Unfall in der Eifel passiert, weil Autofahrer mit Wildtieren zusammenstoßen. Die Gefahr ist in dieser Jahreszeit besonders hoch. Gebannt werden soll sie durch blaue Warnreflektoren - die gibt es aber nicht überall.

 Diesem Reh helfen keine blauen Reflektoren mehr, wie sie von Jagdexperten zurzeit gefordert werden.

Diesem Reh helfen keine blauen Reflektoren mehr, wie sie von Jagdexperten zurzeit gefordert werden.

Foto: Julian Stratenschulte (e_eifel )

Acht Wildschweine auf einmal: Erst vor ein paar Tagen ist eine Autofahrerin auf der B 51 bei Eßlingen mit den Tieren zusammengestoßen , durch den Aufprall riss die Vorderachse des Autos ab, alle Wildschweine verendeten, die Frau kam mit dem Schrecken davon.

Auch Kreisjagdmeister Gerd Grebener hat von diesem Unfall in der Zeitung gelesen - und betont: "Gerade jetzt ist es äußerst gefährlich." Es werde nämlich "Tag und Nacht" Mais gehäckselt. "Den Wildschweinen wird auf einen Schlag ihr Zuhause genommen. Da rennen die erst einmal wild drauflos." Er weist darauf hin: Nicht zu schnell fahren - denn ab einem gewissen Tempo helfen auch die blauen Wildwarnreflektoren nicht mehr.

Sofern es welche gibt. Denn die Reflektoren, die in der Nacht das Scheinwerferlicht in eine Art blauen Lichtblitz verwandeln und dadurch die Tiere zurück in den Wald scheuchen, sind kein Standard auf den Straßen - und machen sich bislang auch nicht in der Statistik bemerkbar. Die Polizei Bitburg registriert dieses Jahr bereits 647 Wildunfälle im Altkreis Bitburg - und damit 37 mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahrs. Die Prümer Polizei verbucht 465 Wildunfälle - das sind plus 51 (siehe Extra). "Etwa ein Drittel aller Unfälle sind Wildunfälle", sagt Wolfgang Zenner von der Polizei Bitburg - und das sei in den vergangenen Jahren immer so gewesen.Jäger setzen auf blaue Blitze


Trotzdem ist es nach Meinung von Grebener unbestritten, dass die Reflektoren "etwas nützen und gut sind" - eben dort, wo es sie gibt. Denn es sind die Jagdpächter, die für mehr Sicherheit auf den Straßen zahlen - und zwar freiwillig: Sie können die Reflektoren für 5,50 Euro pro Stück kaufen. Dann müssen sie erst noch beim Landesbetrieb Mobilität (LBM) Gerolstein anfragen, ob sie diese auch an den Leitpfosten anbringen dürfen. Kreisjagdmeister Grebener bestätigt, dass die Nachfrage aber vorhanden sei.

Und Grebener, der selbst welche auf den "schlimmsten Straßen in meinem Revier" - der B 51 bei Fließem und der K 74 von Fließem nach Bitburg-Erdorf - montiert hat, sagt: "Bis dato habe ich da kein Fallwild gehabt." Die Reviere, die auf die Reflektoren setzen, setzen also nach Aussage von Grebener durchaus auf das richtige Pferd: "Die haben sich gut bewährt."

Das bestätigen auch Studien des Landesjagdverbands, die zeigen, dass sich die Zahl der Wildunfälle dank blauer Reflektoren um 75 Prozent reduzieren lässt. Warum die Jäger so erpicht auf die Teile sind? Sie wollen natürlich in erster Linie ihr Wild schützen - und tun dabei auch etwas für das Menschenwohl.

Sie sind aber eigentlich nicht in der Pflicht, wenn es um die Verkehrssicherheit geht. "Und die Versicherungen sollten eigentlich auch ein Interesse daran haben", sagt Grebener. Er fordert, dass die blauen Blitze flächendeckend eingesetzt werden.

Geplant ist das aber derzeit nicht. Zuletzt hatte der Kreisjagdverband 5000 Exemplare für rund 27 000 Euro bestellt, die mithilfe der finanziellen Unterstützung des Eifelkreises 2014 günstiger an die Jagdpächter abgegeben werden konnten. Doch die reichen bei weitem nicht aus für ein Straßennetz von insgesamt 1616 Kilometern.Extra

Zu wenig Blau auf den Straßen: Bislang mehr als 1100 Wildunfälle im Eifelkreis Bitburg-Prüm
Foto: Fredrik von Erichsen (e_eifel )

Die Polizei Prüm verzeichnet bislang 1167 Unfälle, davon waren 465 dem Wild geschuldet. Ein Motorradfahrer wurde schwer verletzt, ein Autofahrer leicht. Im Vergleichszeitraum 2014 hat es 414 Wildunfälle gegeben.
Im Altkreis Bitburg hat die Polizei dieses Jahr insgesamt 1872 Unfälle verzeichnet. 647 davon waren Wildunfälle (im Vergleichszeitraum 2014 waren es 610). Vier Menschen wurden dabei leicht verletzt, einer schwer. Beide Inspektionen können keine spezielle "Schwerpunktstelle" für Wildunfälle nennen. "Wo viel Wald ist, da ist auch viel Wild", sagt Wolfgang Zenner von der Polizei Bitburg. Trotzdem gebe es Strecken, die immer mal wieder auftauchen - zum Beispiel: die L 2 zwischen Idenheim und Auw an der Kyll, die Strecke von Scharfbillig nach Speicher, der gesamte Verlauf der L 32 sowie die B 50 zwischen Bitburg-Stahl und Oberweis. Im Bezirk der Polizei Prüm kommt es vermehrt auf der B 51 zwischen Stadtkyll und Prüm und an der L 1, die entlang der Grenze durch Islek und Schneifel führt, zu Wildunfällen - und an der B 410, die von Gerolstein durch die VG Prüm und VG Arzfeld verläuft: Dort registrierte die Polizei im laufenden Jahr bislang 53 Unfälle.
Das raten Polizei und Jagdverband: Fuß vom Gas. Langsam und konzentriert fahren. Wald- und Straßenränder im Auge behalten und bremsbereit sein. Taucht Wild im Scheinwerferlicht auf, sofort abblenden, bremsen und hupen. Ein Tier kommt selten allein. Immer mit "Nachzüglern" rechnen. Läßt sich ein Zusammenprall nicht vermeiden, Lenkrad gut festhalten und weiterfahren. Nicht ausweichen. Das kann schlimme Folgen haben - auch für andere Autofahrer. Unfall der Polizei melden. Nicht zuletzt wichtig für den Schadensersatzanspruch. eib

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