Zu wenig Fachkräfte und Kurzzeitpflege-Angebote

Bitburg · Die Gesellschaft wird immer älter, die Versorgung von Senioren im ländlichen Räumen immer schwieriger. Dem will der Eifelkreis entgegenwirken. Eine Bestandsaufnahme der aktuellen Pflegestruktur wurde deshalb in der Sitzung des Sozialausschusses vorgestellt. Die Ergebnisse sind erwartungsgemäß wenig erfreulich.

Bitburg. "Ich glaube, es ist ein sehr wichtiges Thema", sagt Monika Fink, "und wenn ich hier so in die Runde blicke, dann sind auch wir alle schnell dabei." Die erste Beigeordnete des Eifelkreises ist 60 und damit längst nicht das älteste Mitglied des Sozialausschusses. Elfriede Graupeter beispielsweise ist 74 und seit ihrer frühen Kindheit körperlich stark behindert. Sie hat bereits vielen alten Menschen sowohl bei der Beantragung der Grundsicherung als auch bei der Pflegeeinstufung geholfen. Wie schwer das ist, weiß sie aus eigener Erfahrung nur zu gut.
Vor Gericht gekämpft



Mehr als drei Jahre hat die aufgrund ihrer Krankheit mittlerweile nur noch 1,26 Meter große und auf einen Rollator angewiesene Elfriede Graupeter um ihre Einstufung in Pflegestufe eins gekämpft. Sie ist sogar vor Gericht gezogen. Nach drei Gutachten wurde dem Antrag kürzlich endlich stattgegeben. Elfriede Graupeter erhält damit monatlich 235 Euro Pflegegeld. Das ist nicht viel, reicht aber immerhin, um den morgendlichen Pflegedienst zu bezahlen. Denn ohne fremde Hilfe kommt sie schon lange nicht mehr durch den Tag.
Wobei Elfriede Graupeter froh sein kann, dass der Pflegedienst überhaupt noch kommt. Denn bereits jetzt ist absehbar, dass die Versorgung älterer Menschen zukünftig nicht nur ein finanzielles, sondern auch ein strukturelles Problem wird - wie der Zwischenstand der Pflegestrukturplanung des Eifelkreises deutlich macht.
So wird derzeit von der Gesellschaft für Forschung und Beratung im Gesundheits- und Sozialbereich (Fogs) aus Köln im Auftrag des Kreises untersucht, welche Angebote für Senioren bislang vorhanden sind, wie diese genutzt werden und in welchen Bereichen es zusätzlichen Bedarf gibt.
69 Einrichtungen befragt


Der Kreis erhofft sich daraus Erkenntnisse für eine bessere Verzahnung der bereits bestehenden Angebote, um so möglichst effektiv und kostensparend auch zukünftig eine Versorgung gewährleisten zu können.
In einem ersten Schritt wurden nun insgesamt 69 Einrichtungen im Kreisgebiet befragt. Dazu zählen unter anderem 17 Altenheime, 13 ambulante Dienste, sieben Tagespflege- und drei Kurzzeitpflegeangebote.
Eines der Probleme, das dabei zum Vorschein kam, ist der Mangel an Kurzzeitpflegeplätzen. So gibt es laut Bestandsaufnahme im Kreis gerade mal zehn Plätze, was nach Auffassung von Günter Schlanstedt (Fogs) zu wenig sei. Gleichzeitig aber sei die Zahl der Tagespflegeplätze im Zeitraum 2010 bis 2013 von 46 auf 70 gestiegen, während aber die Auslastung der Tagespflegen bei nur rund 60 Prozent liege.
Ein weiteres und unter Umständen auch viel größeres Problem macht die Entwicklung bei den ambulanten Angeboten deutlich. Wurden beispielsweise 2010 von den ambulanten Diensten, die an der Befragung teilgenommen haben, noch 2534 Menschen betreut, so sind es aktuell bereits 3379, also gut ein Drittel mehr. Es wird also auch mehr Personal benötigt, doch genau daran hakt es. Fachkräfte werden schon jetzt händeringend gesucht. Nach Einschätzung der befragten Einrichtungen wird es schon in wenigen Jahren nahezu unmöglich sein, den Bedarf an kreisweiten Alten- oder Krankenpflegern zu decken.
Neben einer Verbesserung der ambulanten und teilstationären Versorgung wünschen sich die Befragten vor allem auch eine Optimierung des öffentlichen Personennahverkehrs. So sollten beispielsweise die Fahrzeiten der Busse flexibler sein. Zudem bräuchte man im Kreis mehr Bürgerbusse (derzeit vier) und Einkaufsdienste.Extra

Tagespflegen sind Einrichtungen, die von älteren Menschen nur tagsüber, von morgens bis nachmittags, besucht werden. Sie bieten unterschiedliche Beschäftigungen wie Basteln, gemeinsames Singen oder Spielen, dienen meist zur Entlastung der pflegenden Angehörigen und können in der Regel auch sporadisch genutzt werden. Kurzzeitpflegeeinrichtungen hingegen bieten eine intensivere 24-Stunden-Betreuung. Sie werden meist von älteren Menschen im Anschluss an einen Krankenhausaufenthalt genutzt, wobei die Verweildauer in der Kurzzeitpflege auf vier Wochen beschränkt ist. Theoretisch sollen diese Plätze auch dazu dienen, um pflegenden Angehörigen eine Auszeit von der Betreuung (zum Beispiel für Urlaub) zu ermöglichen. Aufgrund der wenigen Plätze gibt es allerdings sehr lange Wartelisten. uhe

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