Züchter nimmt Kurs auf Pilotprojekt

Edelkrebse für die gehobene Gastronomie: Wo einst in Dahlem im Kreis Euskirchen das Schmutzwasser geklärt wurde, züchtet der Gewässerbiologe Harald Groß die Wassertiere. Einige Hindernisse musste er schon überwinden.

 Gewässerbiologe Harald Groß hat die ehemalige Teichkläranlage in eine Edelkrebszucht umgewandelt. Foto: dpa

Gewässerbiologe Harald Groß hat die ehemalige Teichkläranlage in eine Edelkrebszucht umgewandelt. Foto: dpa

Dahlem. Als Gewässerbiologe und Leiter des Edelkrebs-Projektes Nordrhein-Westfalen hat Harald Groß die lichtscheuen Kneifer schon seit Längerem unter seine Fittiche genommen. Nun betreibt der Schönauer auch die gewerbliche Zucht der in der gehobenen Gastronomie begehrten Edelkrebse - und zwar in großem Stil in der einstigen Teichkläranlage der Gemeinde Dahlem.

Was vor acht Jahren mit einer kleinen Kreisanlage in der heimischen Garage begann, soll bis zum Sommer nächsten Jahres - nach Abschluss der dritten Bauphase - insgesamt sechs riesige Teiche umfassen, von denen der größte 3000 Quadratmeter misst. In einem der Teiche wurden bereits 3000 Jungtiere ausgesetzt.

Doch bis diese "geerntet" werden können, werden noch drei Jahre vergehen. Dann sind sie zwar noch nicht ausgewachsen, haben aber die richtige Größe und können zum Kilopreis von 30 bis 35 Euro verkauft werden. Landen die Krebse nicht vorher in der Küche, können sie 15 bis 20 Jahre alt und bis zu 18 Zentimeter groß werden. Trotz EU-Förderung habe ihn das Projekt schon "einige schlaflose Nächte" gekostet, gab er zu. Etwa, als er nach der ersten Füllung mit Wasser feststellen musste, dass die Teiche extrem undicht waren und er innerhalb einer Woche einen Meter Wasserverlust zu verzeichnen hatte. "Da war die ganze Sache eigentlich schon gestorben", berichtete er dem Gemeinderat. Doch er gab nicht auf und verlegte riesige Mengen an robuster, enorm dehnbarer Teichfolie. Damit tat sich jedoch ein neues Problem auf, denn die schwarze Folie heizt sich und damit auch das Wasser stark auf. Das lässt die Krebse zwar schneller wachsen, fördert jedoch auch die Verdunstung. "Die ist in diesem Jahr so extrem, schlimmer kann es nicht sein", so Groß. Abhilfe soll ein weißes Vlies schaffen, mit dem er rundum den Folienrand abdeckte.

Noch kommt er mit dem anfallenden Regenwasser aus. Ansonsten sind die Edelkrebse eher anspruchslose Gesellen und mussten bis jetzt noch nicht einmal gefüttert werden. "Die fressen alles, vom toten Frosch bis zum Ahornblatt, das ins Wasser segelt." Zum Wohlfühlen benötigen die Tiere lediglich Höhlen. Die Möglichkeit, sich tagsüber zu verkriechen, bieten ihnen übereinander gestapelte Dachpfannen. Mehr Aufwand ist nicht nötig. "Zu Biotopen werden die Teiche von ganz alleine", erklärt der Biologe. Mit einer Forellenzucht, die ohne Füttern und Frischwasserzufuhr nicht auskomme, sei sein Projekt nicht zu vergleichen.

Gefahr drohe allerdings durch "gut gemeinte Befreiungsaktionen". Setzten Aquarianer oder Tierfreunde gekaufte, meist amerikanische Krebsarten aus, könnten diese einen Pilzerreger einschleppen und die gefürchtete Krebspest auslösen - das Schreckgespenst eines jeden Edelkrebszüchters. Denn die einheimischen Krebse, die genetisch aus der Ahr stammen, hätten dem Krankheitserreger nichts entgegenzusetzen. Extra Das Edelkrebszucht-Projekt an der ehemaligen Teichkläranlage ist für die Mittelgebirgsregion einzigartig. "In solchen Dimensionen kennt man das nur aus dem Flachland", sagt Harald Groß. Gefördert wird die Zuchtanlage als Pilotprojekt zu 60 Prozent aus Mitteln des Europäischen Fischereifonds, da es sich um eine Kreislaufanlage handelt, die ohne Frischwasserzufluss auskommt. "Damit wurde das Ganze für mich überhaupt finanziell tragbar", erklärte Groß. Über die Höhe der Investitionssumme schweigt sich der Gewässerbiologe aus. (hot)

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