Zugedröhnt auf Diebestour: Bitburger Amtsgericht verurteilt junge Männer mit Drogenproblemen

Bitburg · Zerrüttete Familien, abgebrochene Ausbildung und Drogenkonsum: Das Jugendschöffengericht Bitburg hat gestern vier Heranwachsende und einen Erwachsenen wegen des Einbruchs in einen Supermarkt und weiterer Diebstähle verurteilt.

Bitburg. Bevor sie in einer Januarnacht in den Netto-Supermarkt am Bitburger Südring einbrachen, seien sie schon zwei Tage ohne Schlaf gewesen, erzählt ein 21-jähriger Angeklagter aus dem Raum Bitburg. Er sitzt neben vier Mitangeklagten vor dem Bitburger Jugendschöffengericht. "Ich hatte Kokain, Cannabis und Alkohol konsumiert." Nach dieser zwei Tage währenden Drogenorgie habe er keinen klaren Gedanken mehr fassen können, sagt er. So schildern es auch seine Komplizen im Alter von 28, 21, 19 und 17 Jahren.

Anklage: Die jungen Männer müssen sich wegen mehrerer Delikte verantworten, die sie in jeweils unterschiedlichen Konstellationen gemeinsam begangen haben. Die Hauptanklage: Vier der jungen Männer brachen in einer Januarnacht dieses Jahres in den Netto-Markt am Südring ein. Mit einer Eisenstange schlug einer der Männer die beiden Glasschiebetüren des Supermarktes ein. Zu dritt räumten sie die Zigarettenauslage im Wert von 690 Euro leer. Dumm nur, dass sie zusammen schon einen Tag zuvor bei einem Ladendiebstahl im Rewe-Center erwischt worden waren. Dort hatten sie 17 Deosprühdosen, drei Plüschfiguren und sieben Energydrinkdosen mitgehen lassen. Zwei aus der Gruppe machten später auch noch beim Modegeschäft Takko, dem Hela-Baumarkt und dem Schuhgeschäft Deichmann Halt, wo sie ebenfalls das eine oder andere klauten. Ein 19-Jähriger aus der Gruppe muss sich neben dem Einbruch auch noch wegen des Handels mit Cannabis in sechs Fällen verantworten.

Der Ermittlungserfolg: Deshalb hatte sie die Polizei in bester Erinnerung und musste nicht lange nach Verdächtigen suchen. Noch in der gleichen Nacht steuerten die Polizisten auf Verdacht die Wohnung einer der Männer an. Im Wohnzimmer fanden die Beamten massenhaft Zigarettenpackungen und damit auch die Täter, die es sich dort nach dem Einbruch gemütlich gemacht hatten.

Die Aussage: Der mit 28 Jahren älteste Angeklagte, der schon wegen Raub und Körperverletzung vorbestraft ist, gibt jedoch an, nur "vor dem Netto-Markt" gewartet zu haben" und von der Einbruchstour seiner Freunde nichts gewusst zu haben.

Plädoyer: Jugendgerichtshelfer Hans Werner Nehren erklärt, "die Lebensläufe aller fünf Angeklagten weisen gewisse Parallelen auf: zerrüttete Familienverhältnisse und Drogenkonsum." Vier der fünf jungen Männer seien sogar mehr oder weniger obdachlos. Wobei das für drei der Täter, die seit Januar in Untersuchungshaft sitzen, vorerst nicht mehr gilt. Staatsanwalt Mathias Juchem fordert für den 19-Jährigen, der die Scheiben des Supermarktes eingeschlagen hat und an allen Diebestouren beteiligt war, zwei Jahre und vier Monate Freiheitsstrafe. Im Fall des 28-Jährigen, der sich seiner Meinung nach der Beihilfe zu einem Diebstahl in besonders schwerem Fall schuldig gemacht habe, fordert er eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten. Sein Verteidiger Olaf Möller: "Freispruch". Die anderen Beteiligten, fordert Juchem, sollen mit Jugendstrafen von wenigen Monaten und im Fall des 17-Jährigen mit einer Verwarnung davonkommen.

Urteil: Richter Udo May folgt dem Plädoyer des Staatsanwaltes in großen Teilen. Allein den Haupttäter lässt er mit einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und zwei Monaten etwas glimpflicher davonkommen.

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