Zugstrecke zwischen Prüm und Gerolstein: Stillstand - Umbau zum Radweg in weiter Ferne

Prüm/Gerolstein · Es war eine Anfrage im Rat der Verbandsgemeinde Prüm, unterzeichnet von allen Fraktionsvorsitzenden: Tut sich eigentlich etwas auf der stillgelegten Bahnstrecke zwischen Prüm und Gerolstein? Die Antwort: Noch lange nicht.

Prüm/Gerolstein. Das hat wohl nicht ganz hingehauen: "Wir werden der Westeifel eine lange vermisste Eisenbahninfrastruktur wieder zurückgeben", sagte der Betriebsleiter der Rhein-Sieg-Eisenbahn (RSE) GmbH in Bonn, Rainer Bohnet, im Januar 2014 zum TV. Und kündigte an, noch im gleichen Jahr mit dem Freischnitt auf den 23 Kilometern zu beginnen, um "im Frühjahr/Sommer 2015" die Strecke "wieder allen interessierten Nutzern zur Verfügung stellen zu können".
Der Sommer 2015 ist in Sicht, zur Verfügung steht bisher: nichts. Grund für die Fraktionen im Rat der Verbandsgemeinde (VG) Prüm, eine gemeinsame Anfrage an Bürgermeister Aloysius Söhngen zu richten. Ob denn die RSE sich inzwischen noch einmal an die VG gerichtet habe, ob es nun Pläne für den Bahnbetrieb gebe und ob nicht doch Möglichkeiten bestünden, auf der Strecke einen Radweg zu bauen.
Das geht allerdings nur, wenn niemand mehr bereit ist, auf dem Abschnitt Züge rollen zu lassen - so schreibt es das Gesetz vor. Und die RSE erwirkte deshalb 2013 beim Oberlandesgericht ein Urteil, demzufolge man ihr eine Betriebsgenehmigung zu erteilen habe. Das ist geschehen, sie gilt bis ins Jahr 2024 (der TV berichtete, siehe Extra).
Ja, sagt Bürgermeister Aloysius Söhngen, die RSE habe sich noch einmal an die Kommune gewandt, im Mai 2014, mit einem Brief: Darin habe man mitgeteilt, die Eigentümer könnten "kein Entgelt für die Nutzung der Flächen verlangen". Die Eigner sehen das aber anders und verlangen eine, wie sie finden, "angemessene Pachtzahlung" von 22 000 Euro im Jahr, etwa fünf Prozent der Summe, die man für die Strecke bezahlt hat.
Das, findet wiederum Bernd Weinbrenner von der SPD, sei "unangemessen hoch", da sei dann auch der Verpächter verpflichtet, die Strecke betriebsbereit zu machen. Nein, widerspricht Söhngen, die Verpflichtung dafür liege allein beim Pächter.
Seitdem jedenfalls, ergänzt der Bürgermeister, habe es keine Kontaktaufnahme von der RSE mehr gegeben. Das Ganze sei, wie er hinzufügt, "nur noch ein Ärgernis". Er habe den Verdacht, das Eisenbahngesetz werde schlicht dazu missbraucht, "um die Pläne der Eigentümer zu verhindern".Keine Zahlung, kein Zugang


Anruf bei der RSE: "Da kann ich Ihnen nur empfehlen: Machen Sie sich doch mal bei der Stadt Gerolstein schlau", sagt Prokurist Daniel Preis. Mit den Sprudelstädtern verhandle man nämlich, "da laufen zurzeit einige Dinge, zu denen ich keine Auskunft geben kann". Immerhin ist ihm zu entlocken, dass es erstens um die Frage der Pacht gehe und zweitens um das Zugangsrecht zur Strecke. Und das sehe man in Gerolstein so wie in Prüm: keine Zahlung, kein Zugang. Dass man, zumindest ohne jährliche Pacht, die Strecke wirtschaftlich betreiben könne, davon ist Preis überzeugt. Aber das übernähme dann die Vulkan-Eifel-Bahn, die ihr Interesse an der Betreiberschaft geäußert habe. "Wir sind nur Infrastrukturunternehmen."
Verhandlungen mit Gerolstein? Stadtbürgermeister Friedhelm Bongartz sagt, das letzte Gespräch sei vor etwa einem halben Jahr gewesen. Aber auch die Stadt bestehe auf der Pachtzahlung. Die Höhe, sagt der Erste Beigeordnete der Stadt, Klaus Jansen, haben die beiden Kommunen, die sich dabei von einer Fachanwaltskanzlei in Düsseldorf beraten lassen, gemeinsam beschlossen.
Außerdem, sagt Bongartz, sei er dazu verpflichtet, Schaden von der Stadt abzuwenden. Und aus diesem Grund dürfe die Strecke auch nicht umsonst zu haben sein. Und die Frage nach der Brückensanierung sei ebenfalls noch nicht geklärt: "Wer will das bezahlen?"
Bongartz verweist außerdem auf einen Begriff, den die Kanzlei in einem Schreiben verwende: Es bestehe kein "Kontrahierungszwang". Was wie eine Muskelkrankheit klingt, bedeutet auf Deutsch: Es bestehe noch nicht einmal die Verpflichtung, mit der RSE einen Pachtvertrag abzuschließen.
Unterm Strich heißt das alles aber nur eins: Bis auf der Strecke der erste Zug rollt oder ja vielleicht das erste Fahrrad, kann es dauern.Meinung

Falsche Signale für die Eifel
Wen freut das nicht, wenn die Dampflok zischt. Und doch: Der Bahnbetrieb auf einer solchen Strecke ist ein subventioniertes Liebhaberprojekt. Die beiden Kommunen haben vor zehn Jahren viel Geld für eine Trasse ausgegeben, die sie nun nicht so nutzen können, wie sie das wollen: als Radweg. Die Wunde schmerzt. Und das tut sie weiter: Angesichts des immer dichteren Zweiradnetzes in der Eifel und des großen Erfolgs bei den Benutzern ein großes Ärgernis. Mittendrin fehlt ein wichtiges Verbindungsstück. Und auf Seiten der Bahnbetreiber kein Anzeichen dafür, die Kommunen vom Wickel zu lassen. Das mag ihr Recht sein, für die touristische Entwicklung der Eifel ist es trotzdem das falsche Signal. f.linden@volksfreund.deExtra

Vor zehn Jahren kauften die Verbandsgemeinde Prüm und die Stadt Gerolstein die von der Bahn 2001 aufgegebene Gleisstrecke zwischen den beiden Städten. Preis: 430 000 Euro. Erste Pläne, dort Draisinen auf die Schiene zu setzen, wurden nicht weiter verfolgt - der Radwegboom ließ die Eigentümer umdenken. Dann aber funkte 2011 die Rhein-Sieg-Eisenbahn dazwischen mit der Absicht, auf den 23 Kilometern wieder Freizeit- und Güterzüge rollen zu lassen. Das rheinland-pfälzische Verkehrsministerium verweigerte die Betriebsgenehmigung, die RSE zog vor Gericht. Das Verwaltungsgericht Mainz wies die Klage ab, die RSE ging vor dem Oberverwaltungsgericht in Koblenz in Berufung, erhielt Recht - und eine Betriebsgenehmigung bis 2024. fpl

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