Natur Zukünftige Strategie für Naturpark festgelegt

IRREL · Der Naturpark Südeifel hat ein umfassendes Handlungsprogramm für die kommenden zwölf Jahre erstellt. Bei der Naturparkkonferenz in Irrel wurde der Plan vorgestellt.

 Tourismusexperte Andreas Lorenz wirbt bei der gut besuchten Veranstaltung für mehr nachhaltige Mobilität im Fremdenverkehr.

Tourismusexperte Andreas Lorenz wirbt bei der gut besuchten Veranstaltung für mehr nachhaltige Mobilität im Fremdenverkehr.

Foto: Uwe Hentschel

Andreas Lorenz ist stolzer Besitzer einer „Bahncard 100“. Inhaber einer solchen Karte können im Netz der Deutschen Bahn unbegrenzt reisen. Ganz billig sei diese Bahncard nicht, räumt der Betreiber einer Tourismusberatungsagentur in Berlin ein. Doch da er sehr viel mit der Bahn unterwegs sei, rechne sich das für ihn durchaus. Zudem sei es auch viel klimafreundlicher als die Fahrt mit dem Auto.

Allerdings stößt der bekennende Bahnfahrer auch hin und wieder an Grenzen. Und bei seinem Besuch in der Irreler Gemeindehalle, wo er anlässlich der zweiten Naturparkkonferenz über die Möglichkeiten der nachhaltigen Mobilität im Naturpark referiert, musste er erneut eine dieser Grenzen überwinden.

„Die Eifel ist eine der wenigen Regionen, wo ich selbst mit meiner Bahncard 100 nicht weiterkomme“, sagt er. Aus diesem Grund steige er bei Fahrten in die Eifel in Köln immer auf Carsharing um. Carsharing bedeutet, dass sich viele Menschen ein Gemeinschaftsauto teilen, es also nur mieten, wenn sie es tatsächlich benötigen.

Interessant ist das vor allem für Menschen, für die sich die Anschaffung eines eigenen Fahrzeugs nicht lohnt oder aber die bewusst auf ein Auto verzichten. In Städten findet dieses Modell immer mehr Anhänger. In ländlichen Regionen wie der Eifel spielt Carsharing hingegen eine untergeordnete bis gar nicht vorhandene Rolle. Das bekommen dann nicht nur Menschen ohne eigenes Auto zu spüren, die es wie Lorenz beruflich in den Naturpark Südeifel verschlägt, sondern auch diejenigen, die dort Urlaub machen.

„Die Südeifel benachteiligt Gäste ohne eigenen Pkw“, sagt Lorenz, der in diesem Zusammenhang von einer „unterbrochenen Mobilitätskette“ spricht.

Das, was die Region derzeit an Mobilitätsangeboten habe, gehe zu wenig auf die Bedürfnisse der Touristen ein. Der Berater aus Berlin schlägt deshalb vor, die Lücke in der Mobilitätskette zu schließen, den Alltags- und Freizeitverkehr besser zu verzahnen und im Sinne der Nachhaltigkeit die individuelle Elektromobilität auszubauen.

Wie wichtig Nachhaltigkeit im Tourismus ist, dessen ist sich auch der Zweckverband Naturpark Südeifel bewusst. Im „Naturparkplan Südeifel 2030“, den der Vorsitzende des Zweckverbands, Landrat Joachim Streit, im Rahmen der Naturparkkonferenz vorstellt, spielt Nachhaltigkeit deshalb auch eine wichtige Rolle. Gemeinsam mit den Themen Erholung, Naturerleben und Barrierefreiheit bildet der nachhaltige Tourismus eines der insgesamt vier Handlungsfelder, auf denen die touristischen Protagonisten des Naturparks in den kommenden Jahren aktiv sein wollen (siehe Infobox).

Für Daniela Torgau, Geschäftsführerin des Naturpark-Zweckverbands, ist der nun vorgestellte und von ihr federführend erarbeitete Naturparkplan mehr als nur die Fortschreibung des Handlungsprogramms. „Er stellt ein gemeinschaftlich abgestimmtes, transparentes und greifbares Aktionsprogramm für den Naturpark Südeifel dar“, so Torgau, die mit diesen Worten in der Kurzfassung des insgesamt dreibändigen Erläuterungsberichts zitiert wird, an der gut besuchten Veranstaltung selbst aber nicht teilnehmen kann, da sie krank ist.

Rund 7,43 Millionen Euro wurden in den vergangenen zehn Jahren in Projekte des Naturparks investiert. Weitere 8,75 Millionen Euro sollen in den kommenden zehn Jahren in den Tourismus des 1958 gegründeten Naturparks fließen. „Mit einer Fläche von 433 Quadratkilometern gehören wir zwar zu den kleinsten Naturparken in Deutschland“, sagt Streit. „Dafür aber sind wir einer der Parke mit dem größten Handlungsprogramm.“ Zu möglichen Projekten dieses Programms gehören beispielsweise die Schaffung sogenannter „Wilder Areale“ in der Natur, in denen Wildnispädagogik vermittelt werden soll, die Inszenierung von Naturpark-Schauplätzen, die Förderung regionaler Produkte, die Umsetzung eines Mobilitätskonzepts inklusive Naturparkbus oder aber die Ausstattung der insgesamt 106 Naturpark-Gemeinden mit zusätzlichen Schildern. „Wir sind eine Naturparkgemeinde“ soll auf diesen Schildern stehen, die nach Vorstellung des Landrats direkt am Ortsschild befestigt werden sollten, damit sie auch wahrgenommen werden. Das aber, sagt der Landrat, werde vom Innenministerium nicht genehmigt. Hinter dem Ortsschild sei eine solche Tafel kein Problem, nur eben nicht am Ortsschild selbst.

 Tourismusexperte Andreas Lorenz wirbt bei der gut besuchten Veranstaltung für mehr nachhaltige Mobilität im Fremdenverkehr.

Tourismusexperte Andreas Lorenz wirbt bei der gut besuchten Veranstaltung für mehr nachhaltige Mobilität im Fremdenverkehr.

Foto: Uwe Hentschel
 An der Erstellung des Konzepts waren neben der (krankheitsbedingt auf dem Foto nicht abgebildeten) Naturpark-Zweckverband-Geschäftsführerin Daniela Torgau auch die Mitglieder der Steuerungsgruppe beteiligt.

An der Erstellung des Konzepts waren neben der (krankheitsbedingt auf dem Foto nicht abgebildeten) Naturpark-Zweckverband-Geschäftsführerin Daniela Torgau auch die Mitglieder der Steuerungsgruppe beteiligt.

Foto: Uwe Hentschel

Was auf den ersten Blick womöglich recht belanglos erscheint, wäre für Streit ein wichtiger Schritt, um mehr Bewusstsein für den Naturpark zu schaffen. Schließlich gibt es jenseits der vier definierten Handlungsfelder gewissermaßen noch ein fünftes, übergreifendes Handlungsfeld. Und das steht vor allem dafür, durch Kommunikation und gezielte Öffentlichkeitsarbeit das Profil des Naturparks und die Zusammenhänge sowohl der Bevölkerung als auch den Gästen zu vermitteln.

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