Zukunft des Schulzentrums bleibt ungewiss

Speicher · Auch wenn es so deutlich niemand sagen will: Um den Schulstandort Speicher steht es schlecht. Zu wenige Eltern haben ihre Kinder für die geplante Realschule plus angemeldet. Daher scheiterte der Plan. Ob es einen neuen gibt, ist noch unklar.

Speicher. Immer wieder haben die Speicherer gehofft, ihr Schulzentrum in eine neue, sichere Zukunft führen zu können. Und immer wieder waren diese Hoffnungen vergebens. Der Kampf um eine Integrierte Gesamtschule (IGS), an der man bis zum Abitur alle Abschlüsse erwerben kann, ist schon lange verloren. Zwei Mal hatte der Kreis Anträge gestellt. Zwei Mal wurden sie abgelehnt, weil die notwendige Mindestschülerzahl von 91 in einem Jahrgang nicht erreicht werden konnte (der TV berichtete).

Die Enttäuschung in Speicher war groß. Die nächste Hoffnung bestand darin, dass Speicher eine Realschule plus bekommen würde. Zunächst sah es auch ganz gut aus. Hatte das Ministerium der Töpferstadt doch grundsätzlich zugesagt, ab dem nächsten Schuljahr eine solche Schule betreiben zu dürfen - wenn genügend Anmeldungen zusammenkommen. 51 hätten es sein müssen. 33 sind es geworden. So war die Hoffnung erneut vergebens. Eine Realschule plus wird es im kommenden Schuljahr nicht geben. Obwohl Real- und Hauptschule ihren Betrieb im kommenden Schuljahr fortsetzen werden, stellt sich die Frage, ob Speicher als Standort einer weiterführenden Schule eine Zukunft hat. Und das, obwohl in den umliegenden Grundschulen derzeit pro Jahrgang rund 150 potenzielle Schüler unterrichtet werden.

"Der Bedarf wäre auch auf längere Sicht da", sagt Jürgen Weber, Leiter der Realschule. Dass sich dennoch nur so wenige Schüler angemeldet haben, liegt seiner Ansicht nach daran, dass die Eltern nach den gescheiterten Anträgen und den damit einhergehenden Befragungen inzwischen verunsichert seien und ihr Kind daher lieber direkt an einer Schule anmelden, deren Zukunft nicht infrage steht. Diese Ansicht teilt auch Bürgermeister Rudolf Becker. "Man kann die Eltern auch totbefragen. So macht man auch den Standort tot", sagt er, der es dem Land übelnimmt, dass es sich bei der IGS-Entscheidung quergestellt hat. Aufgegeben hat er noch nicht. Er will mit der Aufsichtsbehörde in Trier erneut über das Thema sprechen und auch mit dem Ministerium. Ob es einen neuen Antrag für eine Realschule plus geben wird, steht derzeit noch nicht fest.

Sollte dieser Antrag kommen, wird erneut die Zahl der Anmeldungen darüber entscheiden, welche Zukunft die Speicherer Schule hat. "Es liegt an den Speicherern, ihren Schulstandort zu retten", sagt Landrat Joachim Streit. "Wenn sie die Schule behalten wollen, dann sollen sie ihre Kinder dort anmelden."

Eine wichtige Entscheidung der Eltern. Denn wenn vom Land keine Zusage für eine neue Schulform kommt, dann werden die Haupt- und die Realschule Speicher spätestens 2013 aufhören, zu existieren.Meinung

Die Eltern entscheiden
Es ist sinnlos, das Land zu beschimpfen. Denn es trägt keine Schuld daran, dass Speicher in Zukunft womöglich keine weiterführende Schule mehr hat. Die Anmeldezahlen waren einfach zu gering. Ebenso sinnlos ist es, die Eltern zu beschimpfen, die ihre Kinder lieber an einer anderen Schule angemeldet haben. Ist es doch gut und sinnvoll, dass sie dieses Stück Freiheit besitzen. Wer allerdings will, dass das Speicherer Schulzentrum eine Zukunft hat, der darf im kommenden Jahr nicht zaudern und muss sein Kind auch in Speicher anmelden. Das ist, vorausgesetzt die neue Landesregierung ändert ihre Bedingungen nicht, die einzige Möglichkeit, die Schule zu retten. Ansonsten muss man den Elternwillen wohl akzeptieren. Auch wenn es bitter ist. Für die Stadt, die dann eine ihrer wenigen als städtisch zu bezeichnenden Einrichtungen verliert. Und noch viel mehr für all diejenigen, die sich wünschen würden, dass ihr Kind zu Hause zur Schule gehen kann. k.hammermann@volksfreund.de

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