Zukunftsgespräch über Wirtschaft mit Bert Rürup

Professor Bert Rürup, ehemaliger Chef der Wirtschaftsweisen und beratender Ökonom des Allgemeinen Wirtschaftsdienstes (AWD), sprach im HIGIS über die Auswirkungen der Krise auf Deutschland und seine ländlichen Regionen.

 Prominenter Redner im Higis: der ehemalige Wirtschaftsweise Professor Bert Rürup. TV-Foto: Angelika Koch

Prominenter Redner im Higis: der ehemalige Wirtschaftsweise Professor Bert Rürup. TV-Foto: Angelika Koch

Wiesbaum. (ako) Anlässlich der zweiten AWD-Zukunftsgespräche hatte der einstige Regierungsberater und anerkannte Experte für Rentensysteme gute und schlechte Botschaften im Gepäck. Die gute: Gemäßigter Optimismus sei angebracht angesichts der unerwartet schnellen Konjunkturerholung nach der Krise. Die schlechte: Ein derartiger Wirtschafts-Tsunami entfalte die größte Zerstörungskraft erst bei der zweiten Welle. Die Wirtschaft habe also noch lange mit den Nachwehen zu kämpfen. Voraussichtlich erst 2013 sei sie wieder auf dem Stand von 2008.

Während Heike Bohn, Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Hillesheim, die Standortvorteile des Industrie- und Gewerbeparks Wiesbaum betonte, setzte Rürup insbesondere dem Argument der guten Lage mitten zwischen Köln und Luxemburg eher Skepsis entgegen: "Gerade ländliche Regionen werden mit der Tendenz zur Abwanderung von Fachkräften in die umliegenden Zentren konfrontiert." Er empfahl den Unternehmen nicht nur höhere Löhne, um die dringend benötigten hellen Köpfe an sich zu binden. "Die betriebliche Altersvorsorge ist in den letzten Jahren aus dem Blick geraten. Doch sie ist gerade auf dem Land ein wirksames Argument, um gute Mitarbeiter zu bekommen und zu halten."

Dank der dreifachen Absicherung der betrieblichen Altersvorsorge sei sie ein Gewinn für alle Seiten. Das Fazit der Zukunftsgespräche war bei allen kritisch angemerkten Punkten einhellig: "Unser Standort Deutschland ist sehr viel besser, als wir es derzeit wahrnehmen." Die Menschen könnten und sollten stolz auf die Leistungen der Unternehmen und Belegschaften hierzulande sein.

Den Ausblick in die Zukunft verband Rürup mit einer Wette. Die Regierung werde nach der Wahl in NRW die einzigen beiden seriösen Wege gehen, die es angesichts der notwendigen Haushaltskonsolidierung gebe: Steuern erhöhen und Ausgaben kürzen. Die dritte vorstellbare Lösung, Schulden per Inflation abzubauen, gebe es in Wirklichkeit nicht.

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