Zum 500. Mal werden Körbe gefüllt: Bitburger Helfer versorgen seit zehn Jahren sozialschwache Menschen

Bitburg · Nahezu 90.000 Essenspakete sind über die Theke gegangen. Mehr als 700 Menschen werden jede Woche mit Lebensmitteln versorgt. Das ist die Bilanz der Bitburger Tafel. Vor zehn Jahren wurde die soziale Einrichtung eröffnet.

Zum 500. Mal werden Körbe gefüllt: Bitburger Helfer versorgen seit zehn Jahren sozialschwache Menschen
Foto: hentschel uwe

Im Oktober 2006 wurde der Förderverein gegründet. Kurze Zeit später haben Helfer die ersten Lebensmittel verteilt. Die Bitburger Tafel feiert somit in diesen Wochen ihr zehnjähriges Bestehen. Oder besser gesagt: Die Tafel könnte dieses Bestehen feiern. Doch die Verantwortlichen verzichten darauf.
"Zehn Jahre Tafel heißt auch zehn Jahre Armut und Not", meint Erika Garcon. Und deswegen werde auf eine große Feier verzichtet. "Das kostet alles Geld", sagt die Vorsitzende des Vereins Bitburger Tafel. "Geld, das wir woanders besser gebrauchen können." Woanders - das ist seit diesem Sommer eine ehemalige Werkstatt am Bitburger Stadtrand. Im Juli ist die Tafel von der Schakengasse in die Neuerburger Straße gezogen. Die neue Unterkunft ist nicht nur um zwei bis drei Mal so groß wie die alte Ausgabe in der Fußgängerzone, sondern verfügt darüber hinaus auch über einen großen Hof sowie einen überdachten Parkplatz für den Transporter, mit dem die Lebensmittel jede Woche eingesammelt werden.

"Jetzt muss keiner mehr im Regen stehen und warten, bis er dran ist", erklärt Garcon. Sie ist froh, dass der Verein eine neue Unterkunft gefunden hat, und dankbar dafür, dass bei der Renovierung der Räume so viele Firmen und Handwerker geholfen haben. "Wir wurden ganz toll unterstützt", sagt sie. Ohne Unterstützung geht es auch nicht. 66 ehrenamtliche Helfer hat die Tafel derzeit. Einige sind als Fahrer im Einsatz und sammeln jede Woche bei den Bitburger Supermärkten und Discountern Lebensmittel ein, andere helfen beim Einräumen der Regale und bei der Ausgabe. Laut Garcon sind so in den vergangenen zehn Jahren 66.000 ehrenamtliche Stunden zusammengekommen. Die Vorsitzende selbst ist vor siebeneinhalb Jahren zur Tafel gekommen. Damals war die Einrichtung noch in Trägerschaft des Caritasverbands Westeifel.

Seit 2013 ist der eigens dafür gegründete Verein Träger der Tafel. "Wir wollten damals nicht nur die Arbeit, sondern auch die Verantwortung übernehmen", erklärt die Vorsitzende, "und das klappt sehr gut." Lebensmittelausgabe ist jeden Mittwoch - und am heutigen Mittwoch zum 500. Mal. Mehr als 88.000 Essenspakete sind in den vergangenen zehn Jahren zusammengestellt worden. Und die meisten davon für Rentner, Alleinerziehende, Asylsuchende oder aber Familien, die von Hartz IV leben. Im Schnitt kommen jeden Mittwoch 180 Menschen, die für einen symbolischen Preis von zwei Euro einkaufen. Mit den Familien hinter diesen Kunden werden so jede Woche rund 700 Menschen aus dem südlichen Eifelkreis mit Lebensmitteln, aber auch mit gespendeten Waren des täglichen Bedarfs versorgt. Letzteres sind beispielsweise gebrauchte Haushaltswaren, Bücher, Spiele oder aber Kleidung. Deutschlandweit ist die Bitburger Anlaufstelle für sozialschwache Menschen inzwischen eine von mehr als 900 Tafeln. Die gemeinnützigen Hilfsorganisationen, von denen die erste 1993 gegründet wurde, sind für viele Kommunen inzwischen unverzichtbar.

Und gerade das wird oft kritisiert. Dadurch dass die ehrenamtlich betriebene Einrichtungen die soziale Not der Menschen linderten, nehme man die Politik ein Stück weit aus der Verantwortung, mehr gegen die Ursachen von Armut zu tun, so die Kritiker. Erika Garcon sind diese Vorwürfe egal. "Was auf politischer Ebene läuft, damit haben wir nichts zu tun", sagt sie. "Wenn man vor der Wahl steht, Lebensmittel wegzuschmeißen oder aber sie an bedürftige Menschen zu verteilen, so denke ich, dass unser Ansatz schon der richtige ist."

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