Zurück zu den Wurzeln

Bitburg · Das ehemalige US-Militärgelände im Bedhard soll aufgeforstet werden. Passiert ist hier aber seit Jahren wenig. Woran liegt’s?

Bitburg Es ist still im Bedhard. So still, dass einem das Zirpen der Grillen laut vorkommt. So laut, dass man meinen könnte, eines der Insekten säße einem im Ohr. Hin und wieder hört man einen Vogel trällern. Sonst schluckt der Wald alle Geräusche. Auch den Lärm der Autos, die nur ein paar Hundert Meter entfernt über die Bundesstraße 50 brettern.
Doch es war nicht immer so ruhig im Bitburger Stadtwald zwischen Stahl und Oberweis. Mehr als 60 Jahre lang unterhielt die US-Army hier einen Stützpunkt. Am Schießstand übten die Soldaten das Zielen. Lastwagen fuhren Munition und Waffen durch den Forst.
Seit 2012 stehen die meisten Hallen auf dem etwa 40 Hektar messenden Gelände nun leer. Das letzte Teilstück haben die Amerikaner im Juni 2016 an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) zurückgegeben (der TV berichtete). Die Behörde verwaltet das Gebiet zusammen mit der Bundeswehr. Nun soll das Gelände Abschnitt für Abschnitt "entsiegelt", die Gebäude Stück für Stück abgerissen, das Gebiet Meter um Meter aufgeforstet werden. Der Rückbau wird über sogenannte Ausgleichsmaßnahmen finanziert. Das heißt: Immer wenn andernorts Konversionsflächen erschlossen werden, wird im Bedhard wieder ein Abschnitt der Natur zurückgegeben. Nun nimmt sich die Natur schon seit Jahren ihren Teil zurück. Die Gebäude stehen aber immer noch.
Löwenzahn und hohes Gras schießen aus dem Asphalt, Efeu rankt sich um die Fenster eines Häuschens. Das Glas ist teilweise herausgebrochen. Die Tür steht offen. Es wirkt wie eine Einladung einzutreten - wenn da nicht der gut zwei Meter hohe Zaun wäre, und der Stacheldraht am oberen Ende. Dicke Vorhängeschlösser hängen an den Toren im Gitter. An einer Stelle hat jemand ein Loch hineingeschnitten, sich illegal Zugang verschafft - vielleicht ein Jugendlicher, vielleicht ein Einbrecher. Ob es hier noch viel zu holen gibt?
Hinter dem Zaun warten erstmal nur riesige, leere Betonflächen, womöglich Parkplätze. Hier müssen einst Panzer gestanden haben und Lastwagen. Auch Atomwaffen sollen die Amerikaner hier früher deponiert haben - doch das ist eine andere Geschichte, an der womöglich nichts dran ist. Alles, was noch etwas wert ist, haben die Amerikaner wohl mitgenommen - außer Hallen.
Die wirken noch gut erhalten. Die Stadt will sie trotzdem nicht weiter nutzen (der TV berichtete). Ebenso wenig wie die Straßen und das Kanalsystem, in das die Amerikaner Milliarden investiert haben. Alles soll Wald werden.
Nur wann? Auf Anfrage teilt die Bundesagentur für Immobilienaufgaben mit: Es seien bereits Ausgleichsmaßnahmen für die US-Streitkräfte erfolgt. Jetzt stünden Kompensationen für die Bundeswehr an.
Fragen wir also mal nach, beim BAIUDBw. Nein, das ist nicht die neue Abkürzung für den Bundesvision Song Contest, sondern die für das Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr. Dort weiß man jedenfalls Genaueres: Auf einer Fläche von 3650 Quadratmetern wird zurückgebaut, sprich ein Parkplatz entsiegelt und eine Halle abgerissen. Los gehen soll es nächstes Jahr im sogenannten Teilbereich neun. Das ist ein Abschnitt der Hauptanlage, tief im Wald. Und es soll auch jemand einziehen - allerdings keine Menschen, sondern Fledermäuse (Siehe Info). Für die wird dort ein Quartier errichtet. Danach will die Bundeswehr das Gebiet an die Bima zurückgeben.Extra: ALLGEMEINES ZUM STADTWALD


Der Bedhard liegt in einem Naturschutzgebiet. Hier leben unter anderem seltene Arten wie die Bechsteinfledermaus und der Mittelspecht. Zudem ist er für den Forstbetrieb der Stadt eine lukrative Einnahmequelle. Jährlich wird hier für etwa 100 000 Euro Brennholz geschlagen - vor allem Buchen, Eichen und Fichten. Diese Einnahmen könnten langfristig steigen, wenn auf den etwa 40 Hektar noch mehr Bäume gepflanzt würden.

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