Zurück zum Tagesgeschäft

Dass Daniel Küblböck auch im Eifelstädtchen Prüm für mächtig Wirbel sorgen würde, konnte man angesichts seiner inzwischen erreichten Popularität, des schrillen Erscheinungsbilds und der Diskussionswürdigkeit seiner musikalischen Künste durchaus prognostizieren.

Allerdings wirkt es befremdend, wenn die Diskussion um den Auftritt eines Teenie-Stars derart groteske wie peinliche Züge annimmt. Deshalb ist es an der Zeit, zum Tagesgeschäft zurückzukehren und den Fakten ins Auge zu sehen. Erstens: Daniel Küblböck liest in Prüm aus seinem von einer renommierten Journalistin prägnant formulierten Buch, dessen Inhalt erschütternd ist. Zweitens: Mit der Veranstaltung haben weder der Geschichtsverein noch das Eifel-Literatur-Festival etwas zu tun; Veranstalter ist das Literatur-Büro Eifel von Josef Zierden. Drittens: Die Küblböck-Lesung ist ein harter Wirtschaftsfaktor. Schon jetzt sind massenweise Hotelzimmer gebucht. Viertens: Wer nicht zu Küblböck möchte, bleibt zu Hause. Wer Walser, Schell oder Mutter Beimer schätzt, der geht dorthin. Fünftens: Man muss Küblböck nicht mögen, niemand wird gezwungen. Sicher ist nur: Wer mit dieser Veranstaltung einen Begriff wie Kultur-Schande verbindet, rückt sich selbst in eine Ecke, in der gerade wir Deutschen uns nicht so gerne sehen. Deshalb darf der Ruf nach mehr Toleranz nicht ungehört verhallen. Dafür ist dieser Wert viel zu kostbar. m.reuter@volksfreund.de

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