Zwei Frauen mit Herz für Trödel

Oberweis · Ende der 1990er-Jahre haben Gisela Richter und Marlies Hochmuth ihrer Heimat Düsseldorf den Rücken gekehrt und im Eifelort Oberweis ein Haus gekauft. Genau genommen eine unter Denkmalschutz stehende Ruine, die die Damen mit viel Leidenschaft restauriert haben. Dabei haben die beiden so einiges gefunden.

 Ob Sattel, Teller oder Wandschmuck: In der Trödelscheune von Marlies Hochmuth und Gisela Richter (von links) hat sich in den vergangenen Jahren einiges angesammelt. TV-Foto: Uwe Hentschel

Ob Sattel, Teller oder Wandschmuck: In der Trödelscheune von Marlies Hochmuth und Gisela Richter (von links) hat sich in den vergangenen Jahren einiges angesammelt. TV-Foto: Uwe Hentschel

Oberweis. Wer in der Frühe ein Schnäppchen sucht, hat Pech gehabt. "Wir machen uns keinen Stress und dröseln morgens gerne ein bisschen", sagt Gisela Richter, während sie genüsslich beim Vormittagskaffee an ihrer Zigarette zieht. "Und deswegen legen wir unsere Termine möglichst alle auf den Nachmittag." Gisela Richter, die eigentlich alle nur Gila nennen, und Marlies Hochmuth gehen den Tag gerne ruhig an.
"Die Eifeler denken immer: Alles ist Arbeit", sagt Gila, "und deshalb können sie es nur schwer verstehen, dass man auch mal etwas macht, woran man Spaß hat." Die beiden Damen sind keine Verfechter dieser Mentalität - was womöglich auch damit zusammenhängt, dass sie zuvor in Düsseldorf gelebt haben. Zugezogene also. 1997 sind sie auf der Suche nach einem Alterssitz in der Eifel eher zufällig auf Oberweis gestoßen. "Es war das dritte Haus, das wir uns angesehen haben", sagt Marlies, "und das war es dann auch." Wenngleich auf den ersten Blick offensichtlich war, dass es bei diesem Gemäuer nicht mit ein paar neuen Ziegeln und einem Eimer Farbe getan ist.
"Es war eine Ruine, die seit zehn Jahren leer stand", sagt Marlies. Sie erinnert sich noch gut daran, wie sie eines Morgens zum Haus kamen und beim Öffnen der Haustür feststellen mussten, dass zwischenzeitlich die komplette Rückwand des Gebäudes umgefallen war. Lachend zeigen beide ein Foto, auf dem dieser Anblick festgehalten wurde. Doch die Frauen, die beide beruflich in der Baubranche tätig waren, haben sich davon nicht abschrecken lassen und mit viel Eigenleistung den alten unter Denkmalschutz stehenden Hof wieder aufgebaut. Dazu gehört auch eine Scheune, wo Marlies und Gila einen Flohmarkt eingerichtet haben. Auch dazu kam es eher zufällig.
Nachdem die Mutter von Marlies gestorben war, stellte sich die Frage, was aus dem ganzen Hausrat werden soll. Dann kam auch noch Nachlass aus der Familie von Gila dazu, so dass beide schließlich auf die Idee kamen, einen Flohmarkt zu veranstalten.
Die Scheune ist voll mit Krimskrams. Und sie wird immer voller. Wenn Freunde oder Verwandte zu Besuch kommen, bringen sie ausrangierte Sachen mit. Die landen dann in der Scheune - wo sie in der Regel auch lange auf einen Käufer warten. Denn die Kundschaft der nahezu täglich geöffneten privaten Trödelscheune ist überschaubar.
"Es gibt Tage, da kommt gar keiner", sagt Gila. "Allerdings haben wir ja auch keine Antiquitäten." Vielmehr seien es Sachen des täglichen Bedarfs, erklärt sie. So kämen zum Beispiel öfters mal Gäste des örtlichen Campingplatzes vorbei, um ein paar Sachen zu kaufen, die zu Hause vergessen worden seien. Zum Beispiel Tassen, Wein- oder Schnapsgläser. Oder aber einen dicken Pullover, weil der Sommer in der Eifel auch mal kalt sein kann.
"Wenn man so etwas als Geschäftsmodell betreiben wollte, könnte man nicht davon leben", sagt Marlies. Doch darum geht es ihnen auch nicht. Die beiden Zugezogenen fühlen sich wohl in der Eifel. Aus diesem Grund wollten Marlies und Gila zunächst auch zwischen dem Trödel ein Flohmarkt-Café einrichten.
Ganz am Anfang haben sie das auch ansatzweise versucht. "Wenn schönes Wetter war, haben wir draußen selbstgebackenen Kuchen angeboten", sagt Gila. Doch um ein Café ernsthaft zu betreiben, muss man sich als Betreiber auf geregelte Öffnungszeiten festlegen. "Und das war uns dann doch zu viel Zwang", erklärt sie. "Wären wir beide 15 Jahre jünger gewesen, hätten wir es vielleicht gemacht", sagt die heute 75-Jährige. So aber wäre es ihnen dann doch zu stressig gewesen. Und Stress ist das letzte, was die beiden wollen. uhe

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