Zwei Hirten im Ruhestand

Trier/Fließem · Clemens Schuler und Hermann Hellinghausen wurden heute vor 60 Jahren zu Priestern geweiht. Jahrzehntelang waren die beiden Pfarrer in der Eifel im Einsatz.

 Bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2002 war Hermann Hellinghausen (linkes Foto) 27 Jahre lang für die Gemeinden Kyllburg, Malberg und Badem zuständig. Clemens Schuler war zuletzt Pfarrer in Bickendorf, Ehlenz und Seffern. Er lebt seit zehn Jahren in Trier. TV-Fotos (2): Uwe Hentschel

Bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2002 war Hermann Hellinghausen (linkes Foto) 27 Jahre lang für die Gemeinden Kyllburg, Malberg und Badem zuständig. Clemens Schuler war zuletzt Pfarrer in Bickendorf, Ehlenz und Seffern. Er lebt seit zehn Jahren in Trier. TV-Fotos (2): Uwe Hentschel

Foto: Uwe Hentschel (uhe) ("TV-Upload Hentschel"
Zwei Hirten im Ruhestand
Foto: Uwe Hentschel (uhe) ("TV-Upload Hentschel"

Trier/Fließem "Dort hinten sieht man den Dom", sagt Clemens Schuler und zeigt nach Norden. Dann bewegt sich sein Arm weiter nach Osten. "Und dort ist die Uni", fügt er hinzu. Dass er seinen Lebensabend im siebten Stockwerk eines Hochhauses in der Trierer Tessenowstraße verbringen würde, damit hatte er nicht gerechnet.
Als Pastor war es der heute 86-Jährige zwar gewohnt, dort zu leben und zu arbeiten, wohin der Bischof ihn gesandt hatte. Doch seit 2000 ist Clemens Schuler im Ruhestand. Und den wollte er eigentlich in der Eifel verbringen. Auch wenn er in Trier geboren wurde.
Seine ersten Erfahrungen in der Eifel gesammelt hat der Geistliche bereits als Schüler in Prüm, wo er 1951 sein Abitur absolvierte. Danach folgte das Studium der Philosophie und Theologie in den Priesterseminaren Trier und München und am 6. April 1957, also genau vor 60 Jahren, die Priesterweihe. Als junger Kaplan kam Schuler ins Saarland und in den Hunsrück, war dort in einigen Pfarreien und Dekanaten tätig, bevor er 1969 zunächst als Pfarrer und ein Jahr später schließlich als Definitor im Dekanat Eppelborn eingesetzt wurde.
Eine harte Zeit: Zehn Jahre war er dort tätig, und in diesen zehn Jahren hatte er gut 1000 Taufen und ebenso viele Beerdigungen. Dazu dann noch die anderen Gottesdienste und die Seelsorge. "Das waren 80-Stunden-Wochen", erinnert sich der 86-Jährige an die Zeit, in der er manchmal tagelang ohne Schlaf auskommen musste und einmal sogar die Trauerfeiern von vier Beerdigungen zusammenlegen musste, weil es nicht anders ging. "Ich hatte die Eifel durch meine Zeit in Prüm schätzen gelernt und gehofft, als Pastor dorthin zurückzukommen", sagt Schuler.
Doch darauf musste er lange warten. 1979 war es dann endlich so weit: Der damals 49-Jährige kam in die Eifel, übernahm dort die Pfarreien Bickendorf, Ehlenz und Fließem. Ein Jahr später wurde er Dechant des Dekanats Bitburg, im Jahr darauf Gebietspfarrer des Pfarrverbands Bitburg und im August 2000 wechselte Schuler als Pfarrer der Gemeinden Bickendorf, Ehlenz und Seffern schließlich in den Ruhestand.
Im gleichen Jahr bezog Schuler auch das ehemalige Pfarrhaus in Wißmannsdorf, wo er - wie bereits eingangs erwähnt - eigentlich auch bleiben wollte. Dass er dann doch nach Trier gezogen ist, hat er seiner Schwägerin zu verdanken. "Als die Wohnung frei wurde, hat meine Schwägerin gemeint, ich solle mir die Wohnung doch wenigstens einmal anschauen", sagt Schuler. "Ich wollte gar nicht nach Trier, habe dann aber ein paar Nächte in der Wohnung geschlafen, um es auszuprobieren - und mich dann doch dazu entschieden."
Clemens Schuler ist nach Trier gezogen. Herrmann Josef Hellinghausen lebt aber nach wie vor in der Eifel. Wenn er aus dem Wohnzimmerfenster blickt, sieht er keine Straßen, Hochhäuser und Weinberge, sondern nur die Fließemer Pfarrkirche.
Der 85-Jährige war gemeinsam mit Schuler im Priesterseminar, wurde zusammen mit ihm am gleichen Tag zum Priester geweiht und hatte auch danach noch viel Kontakt zu ihm.
Beruflich aber hat es den aus Betzdorf stammenden Hellinghausen zunächst in eine andere Richtung verschlagen. Seine erste Station als Kaplan war Traben-Trarbach. "Ich wusste zunächst gar nicht, wo das überhaupt liegt", sagt Hellinghausen grinsend. Zwei Jahre später wurde er nach Neuwied am Rhein gesandt, von wo aus es dann schließlich Richtung Eifel ging. Zunächst in die Vulkaneifel nach Darscheid und Demerath und von dort dann 1974 in die Pfarrei Kyllburg, wo Hellinghausen bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2002 für die Gemeinden Kyllburg, Badem und Malberg zuständig war.
Im gleichen Jahr zog er auch in das ehemalige Pfarrhaus in Fließem. Als Ruhestandsgeistlicher half er noch lange Zeit in den Bitburger Pfarreien Liebfrauen und St. Peter aus. Aus gesundheitlichen Gründen war damit aber vor drei Jahren Schluss.
Warum er überhaupt Priester geworden ist, weiß Hellinghausen heute gar nicht mehr so genau. "Es lag wahrscheinlich am Elternhaus, wir hatten einige kirchliche Leute in der Familie", sagt er. Und da er als Messdiener viele positive Erfahrungen gemacht habe, sei dann eines zum anderen gekommen. Bereut oder angezweifelt habe er diese Entscheidung nie, erklärt der 85-Jährige.
So wie sich Schuler in seinen Pfarreien viel mit dem Bau und Umbau der kirchlichen Kindergärten befasst hat, war Hellinghausen in seiner Zeit als Priester viel in Bauvorhaben an Kirchen involviert. Zudem hat er auch mehrere Abhandlungen zu Kirchenbauten verfasst. In den 60er und 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden in der Eifel noch neue Kirchen gebaut. Heute wäre das unvorstellbar.
Aus den Pfarreien sind nicht zuletzt aufgrund des Priestermangels längst große Pfarreiengemeinschaften geworden, die zukünftig noch größer werden sollen. "Es war früher einfacher, den Beruf zu ergreifen", sagt Hellinghausen. Damals habe es weniger Unsicherheiten gegeben. "Man wusste, was man übernahm", fügt der 85-Jährige hinzu. "Und deshalb bin ich auch zufrieden und dankbar dafür, wie es bei mir gelaufen ist."

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