Zwei Männer und der Himmel auf Erden

Orenhofen/Zemmer-Schleidweiler/Achern · Auf dem Kutschbock fühlen sie sich wohl: Matthias Berg (73) und Michael Becker (25) fahren leidenschaftlich gerne mit dem Vierspänner. Die beiden Eifeler haben gerade mit ihren Pferden eine Reise nach Offenburg (Baden-Württemberg) hinter sich.

 Mit zwei Pferdestärken auf dem Weg nach Offenburg zur Eurocheval: der mit Vierspänner Matthias Berg (73), Michael Becker (25) und ihren treuen Kameraden an der Deichsel. TV-Foto: Roland Spether

Mit zwei Pferdestärken auf dem Weg nach Offenburg zur Eurocheval: der mit Vierspänner Matthias Berg (73), Michael Becker (25) und ihren treuen Kameraden an der Deichsel. TV-Foto: Roland Spether

Orenhofen/Zemmer-Schleidweiler/Achern. Wer 300 Kilometer auf einem Kutschbock sitzt, sich von zwei Pferde-PS ziehen lässt und sich seines Lebens freut, sieht die Welt um sich herum mit anderen Augen. "Wir reden über dies und das und manchmal sind wir auch still, um die schöne Natur zu genießen", sagen Matthias Berg (73) aus Orenhofen und Michael Becker (25) aus Zemmer-Schleidweiler, als sie auf dem Gelände des Acherner Reitclubs (RCA) einen Stopp auf einer besonderen Tour einlegen.
Magnesium für starke Nerven


Denn die beiden Gespannfahrer von den Pferdefreunden Fidei in Orenhofen haben sich von ihrem Heimatort aus auf den Weg gemacht, um mit zwei Pferden und einem Planwagen zur Pferdemesse Eurocheval in Offenburg zu kutschieren.
Diese haben sie wie geplant erreicht und werden dort mit einem ersten Preis im Wanderreiten belohnt. Zudem nehmen sie an einem Sternritt teil.
"Menschen mit Pferden haben den Himmel auf Erden": So lautet die Lebensphilosophie von Matthias Berg, der kurz vor dem Zieleinlauf in Offenburg einen überaus glücklichen und zufriedenen Eindruck macht.
Denn auf der langen Strecke durch Deutschland und Frankreich lief alles gut, die Tagesetappen von zirka 40 Kilometern wurden geschafft, und auch das Wetter spielte mit.
So empfängt die beiden strahlender Sonnenschein in der "Goldenen Ortenau", die Pferde fühlen sich auf der Koppel des RCA pudelwohl, und für das Wohn-Schlaf-Esszimmer auf Rädern gibt es ein schattiges Plätzchen. Zum großen Finale und der letzten Etappe kommt die Vorsitzende Katharina Krebs mit weiteren Vereinsmitgliedern und Hänger, denn die Rückreise in die Eifel wird das Vierergespann motorisiert machen. Wer zu so einer langen Pferdereise startet, muss auch bestens miteinander harmonieren. Die polnische Stute und der Wallach aus einer Arabermischung passen bestens zueinander, verstehen die Kommandos der Pferdesprache im Eifeler Dialekt wie "hots" (rechts) und "har" (links) perfekt und laufen immer dorthin, wohin sie die Kutscher haben wollten.
So halten Matthias Berg und Michael Becker stets die Zügel fest in Händen, die Gangart der Pferde ist meistens Schritt. Und wenn es in den Städten etwas zügiger gehen muss, wird auch mal ein strammer Trab eingelegt. "Seit er laufen kann, kenne ich den Michael", sagt Matthias Berg zu seinem deutlich jüngeren Partner, der in der Nachbarschaft wohnt und die Liebe zu den Pferden teilt.
Der Entschluss, eine so weite Strecke anzugehen, war nach der gescheiterten Tour um den Starnberger See (57 Kilometer) im vergangenen Jahr gefallen. Da wurde die Idee für die Kutschfahrt nach Offenburg geboren, dann alles sorgfältig vorbereitet und die Strecke zuvor mit dem Auto abgefahren. Im Planwagen ist alles, was zwei Männer und zwei Pferde zum täglichen Leben so brauchen, vor allem viel Wasser für die Rösser und "Magnesium für starke Nerven".
Denn "Menschen mit Pferden haben den Himmel auf Erden", so der erste Teil der Pferdeweisheit von Matthias Berg, doch die hat noch ein "aber wenn sie sterben, dann gibt es nichts zu erben" parat.

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