Straßenbau Zwei Prümer Jungen und der Carrell-Busen

Prüm/Mainz · Was es mit dem Namen, der Bundesstraße 51 und der A 60 auf sich hat: Der frühere Ministerialrat Heribert Nellessen weiß noch genau wie es dazu kam.

Teil des Carrell-Busens: Die A 60-Brücke bei Prüm. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Teil des Carrell-Busens: Die A 60-Brücke bei Prüm. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Foto: (e_pruem )
 Heribert Nellessen. Foto: privat

Heribert Nellessen. Foto: privat

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Prüm/Mainz Wie war das noch mal mit dem Carrell-Busen, von dem uns vor einigen Tagen - siehe unsere Ausgabe von Dienstag - Roland Münz etwas erzählte? Schaut man auf der Karte oder dem Satellitenbild auf diese Verschwenkung an der A 60, dann versteht man, warum die Prümer dem Schlenker damals diesen speziellen Spitznamen gaben: Von oben hat er durchaus etwas - sagen wir mal: Dekolleteemäßiges.
Aber wie war das damals wirklich? Anruf bei Ursula Hansen, Witwe des damaligen Verbandsbürgermeisters Vinzenz und ehemalige Familienministerin des Landes: Weiß sie noch etwas aus jener Zeit? Zuerst liefert sie uns einen Vornamen: Eugen Carrell habe der Mann im Bundesverkehrsministerium geheißen - und sei ein Prümer gewesen.
Ob er für die Planänderung an der A 60 verantwortlich gewesen sei, weiß Ursula Hansen nicht, bringt aber den Namen Nellessen ins Spiel - Mia und Josef, verschwägert mit Carrell - und deren Tochter Margret Philippsen.
"Die könnten Sie mal fragen", sagt sie und gibt uns die Telefonnummer von Margret Philippsen in Bonn.
Außerdem erinnert sich Ursula Hansen an einen weiteren Prümer in damals mitentscheidender Position: Heribert Nellessen (genau, Onkel von Margret), er arbeitete im Landes-Verkehrsministerium.
Margret Philippsen hilft uns von Bonn aus weiter: Eugen Carrell, erzählt sie, lebe heute 92-jährig in Meckenheim, könne aber aufgrund seiner Demenzerkrankung leider nicht mehr zum Thema befragt werden. Aber Heribert Nellessen, den könne man fragen, "der freut sich über einen Anruf".
Stimmt - und er bringt uns auf den Stand der damaligen Dinge, was Eugen Carrell und die Straßen betrifft: "Wir waren Kollegen" sagt der heute 82-Jährige, "er im Bundesverkehrsministerium, ich im Verkehrsministerium in Mainz." Und ja, die B 51 (oder Europastraße 42) habe damals mitten durch die Schönecker Schweiz in Richtung Süden verlaufen sollen. Er erinnert an noch ältere Planungen aus den 1950er Jahren, denen zufolge die Straße auf dem Stück zwischen Olzheim und Prüm sogar durch das Prümtal und durch Willwerath, Hermespand und Dausfeld geführt worden wäre.
Später sei beschlossen worden, sie als E 42 von Olzheim bis Brühlborn verlaufen zu lassen - und im Anschluss weiter durch die Schönecker Schweiz, weshalb die beiden Brücken bei Brühlborn und Rommersheim bereits gebaut waren. "Die Planung war schon sehr weit und mit Bund und Land abgestimmt", sagt Nellessen. "Aber dann kam die europäische Politik dazwischen. Das war bei uns wie ein Schlag ins Kontor. Die Brücken standen schon - und wir Straßenbauer hatten Tränen in den Augen." Ziel der Europa-Oberen sei "die Anbindung der Nordseehäfen ans Rhein-Main-Gebiet" gewesen. Deshalb wurden dann die A 60 gebaut und die B 51/E 42 von Brühlborn zum Autobahnanschluss hinter Niederprüm gezogen.
"Damals wurden überall Europastraßen gebaut, um die Städte miteinander zu verbinden", sagt Nellessen. Und Eugen Carrell habe dann dafür gesorgt, dass die A 60 einen geänderten Verlauf nahm - "der hat in Bonn den Bleistift genommen und die Straße näher nach Prüm gezogen". Daher "die Ausbuchtung nach Osten. Typisch Busen, der hat ja auch eine Ausbuchtung", sagt er und lacht.
Der ernsthafte Hintergrund: Eugen Carrell, sagt Heribert Nellessen, "war der Meinung: Man muss die Stadt Prüm von der Autobahn aus sehen - die lebt vom Verkehr." Und deshalb sei sein damaliger Kollege auch nicht nur für den geänderten Verlauf der A 60 verantwortlich gewesen: Eugen Carrell habe nämlich auch dafür gesorgt, dass die Dausfelder B 51-Brücke näher an die Stadt gebaut wurde - aus dem gleichen Grund und damit die Abteistadt nicht, wie damals von vielen befürchtet, komplett von Verkehr und Besuchern abgehängt werde. Und das, sagt Heribert Nellessen, "ist sein Vermächtnis".

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