Polizei Zwei Tage, 111 Menschen und 122 Fahrzeuge

Sellerich/Prüm/Bitburg · Zwei Tage lang haben Bundespolizei und Landespolizei an der A 60 zwischen belgischer Grenze und Prüm Fahrzeuge kontrolliert. Die Aktion soll abschrecken und hat einen ernsten Hintergrund.

 Bitte weiterfahren: Bei der Kontrolle der Polizei werden LKW und Autos stichprobenartig untersucht und kontrolliert. Der Beamte signalisiert den Fahrern mit der Kelle, ob sie weiterfahren oder stehenbleiben müssen.

Bitte weiterfahren: Bei der Kontrolle der Polizei werden LKW und Autos stichprobenartig untersucht und kontrolliert. Der Beamte signalisiert den Fahrern mit der Kelle, ob sie weiterfahren oder stehenbleiben müssen.

Foto: TV/Patricia Prechtel

Die Stimme des Polizeibeamten schallt über den Parkplatz: „Der kann weiter!“ Ein Signal an die Kollegen, den weißen Kleintransporter fahren zu lassen. Bei der Überprüfung ist nichts aufgefallen. Der Fahrer des Transporters aus Polen ist im Rahmen einer zweitägigen Großkontrolle der Polizei überprüft worden. So wie insgesamt 111 Personen, 43 Autos, 49 LKW und 30 Kleintransporter. Sie alle wurden von der Autobahn auf den Rastplatz gewunken.

Der Polizeibeamte steht an der Einfahrt zum Parkplatz und schwenkt die rot-weiße Kelle nach oben und unten. Damit zeigt er an, ob die Fahrzeuge – LKW oder Autos – auf der Autobahn 60 weiterfahren dürfen oder doch nach rechts auf den Parkplatz Schneifel West abbiegen müssen.

 Auch die Ladung der LKW und Transporter wird genau überprüft. Sie muss mit den Frachtpapieren übereinstimmen.

Auch die Ladung der LKW und Transporter wird genau überprüft. Sie muss mit den Frachtpapieren übereinstimmen.

Foto: TV/Patricia Prechtel

Auf dem Rastplatz warten schon etwa 30 Beamte. Dort, kurz hinter der belgischen Grenze in Fahrtrichtung Bitburg/Prüm, kontrollieren Beamte aus Trier, Wittlich und Bitburg sowie teilweise auch Kollegen der Bundeszollverwaltung die Fahrer.  Der Hintergrund: Im Bereich von 30 Kilometern zu einer Grenze hat die Bundespolizei das Recht, jeden auf Verdacht zu kontrollieren.

Es sind Stichproben. Der Anlass der Kontrolle hat es in sich: Vor allem werden die Brummis auf Menschenschmuggel untersucht. „In den letzten Wochen und Monaten wurden zahlreiche LKW gestoppt, die illegal Menschen nach Deutschland eingeschleust haben. Diese Lastwagen wollen wir aufspüren und solche Einführungen stoppen“, erklärt Stefan Jäger, Inspektionsleiter der Bundespolizei Trier.

Zwei Tage lang ziehen die Beamten immer wieder Fahrzeuge aus dem Verkehr. Die Fahrer, die aus Richtung Belgien kommen, werden auf der einspurigen Fahrbahn zuerst von 100 auf 80 Stundenkilometer abgebremst, dann von 50 auf 30. Auf dem Mittelstreifen stehen zwei Polizeiautos. Zwei Beamte in orangefarbenen Warnwesten werfen dort einen Blick ins Fahrzeug und entscheiden, ob es genauer überprüft werden soll. Dann geben sie ihrem Kollegen mit der Kelle ein Signal.

Zwei LKW können auf dem Parkplatz gleichzeitig kontrolliert werden. Für mehr reicht der Platz nicht aus. Dahinter parken die zu kontrollierenden Autos. Die Auswahl treffen zwei Polizisten gemeinsam. Es sei wichtig, dass diese zusammenarbeiten, sagt Polizeidirektor Stefan Jäger. Denn im Notfall – falls sich die Insassen widersetzen oder Dinge verschwinden lassen wollten –geht es um die Sicherheit der Beamten und auch darum, Zeugen zu haben. Die Entscheidung, welches Fahrzeug kontrolliert wird, treffen die Polizisten in kürzester Zeit. Dabei spielt vor allem Erfahrung eine große Rolle.

Der Verkehr ist mäßig an diesem Nachmittag. In Richtung Belgien rauschen die Autos und LKW vorbei, in Richtung Prüm fahren sie langsam. Immer wieder stockt der Verkehr, wenn die Beamten einen Blick in die Fahrzeuge werfen und ihre Entscheidung treffen.

Ein weißer Brummi aus Litauen wird zur Kontrolle auf den Parkplatz geschickt. Ein Fall für die Landespolizei. Zwei Beamten stehen neben dem Fahrerhaus und lassen sich von dem Fahrer die nötigen Unterlagen zeigen. Sie unterhalten sich auf englisch und – weil ein Beamter die Sprache des Fahrers spricht – auch russisch. Unterhaltungen sind meist auf Englisch möglich. Ist keinerlei Kommunikation machbar, werden Dolmetscher hinzugerufen – per Telefon oder vor Ort.

Zurück zur Kontrolle: Wichtig sind dabei die Papiere des Fahrers und die Frachtpapiere. Auch der Fahrtenschreiber, der die Route des LKW aufzeichnet, wird kontrolliert. Dann wird die Ladefläche gesichtet. Die Ladung muss mit den Frachtpapieren übereinstimmen. Auch unter den LKW wird geguckt. „Zusätzlich wird auch ein Blick auf das Fahrzeug an sich geworfen. Immer wieder kommt es vor, dass die LKW gar nicht mehr wirklich verkehrstüchtig sind.“

Neben der Kontrolle haben die Maßnahmen aber auch noch einen anderen Zweck. „Wir wollen Signale senden“, sagt Jäger. „Zum einen in die Szene der LKW-Fahrer, dass wir stichprobenartig kontrollieren. Und in Richtung der Bevölkerung, dass wir hier vor Ort präsent sind. Wir wollen keine grenzüberschreitende Kriminalität.“

Das Resultat der Kontrolle an der A 60: An diesen zwei Tagen sind Stefan Jäger und seine Kollegen nicht fündig geworden, was Menschenschmuggel angeht. „Glücklicherweise haben wir an keinem der Tage Einschleusungen entdeckt“, ist der Polizist erleichtert. Laut ihm ist der Schmuggel auf der Ladefläche eines LKW eine der gefährlichsten Methoden überhaupt, um Menschen illegal durch Europa zu transportieren.“ Dabei erinnert er an den Fall geschleuster Migranten, die auf der Route von Ungarn nach Österreich in einem Kühllaster transportiert und dabei gestorben sind. „Das sind Ereignisse, die wollen wir nicht in Europa“, sagt er. Daher müsse die Polizei auch Präsenz zeigen und überprüfen.

Bei den gestoppten Fahrzeugen sind Drogen und Waffen gefunden worden. Außerdem haben die Beamten Verstöße gegen Lenk- und Ruhezeiten sowie Verstöße bei der Ladungssicherung und Geschwindigkeit festgestellt.

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