Zweigeteilt und trotzdem eins

Die Gemeinde Schloßheck ist ein verwaltungstechnisches Kuriosum. Zweigeteilt und ohne eigenständig zu sein, hat sie als Ortsteil der angrenzenden Gemeinden Orlenbach und Pronsfeld nur ihren Namen behalten.

 Herr nur über die Hälfte von Schloßheck: Orlenbachs Ortsbürgermeister Matthias Maas. TV-Foto: Elmar Kanz

Herr nur über die Hälfte von Schloßheck: Orlenbachs Ortsbürgermeister Matthias Maas. TV-Foto: Elmar Kanz

Schloßheck/Orlenbach/Pronsfeld. (ka) Nein, ganz normal ist es im schönen Schloßheck nicht. Quer durch das reizvolle Straßendorf verläuft die Grenze zwischen den Ortsgemeinden Orlenbach und Pronsfeld. Bei einem Bürger direkt durch die Doppelgarage. Die Ehefrau parkt in Orlenbach, der Ehemann in Pronsfeld. Oder umgekehrt. Mitten in der Straße wechselt auch die Postleitzahl - von 54595 wie in Orlenbach zu 54597 in Pronsfeld. Die Hausnummern laufen weiter. Immerhin bleibt die Telefonvorwahl gleich.

Unterdessen ist das reizvoll zwischen den "Patengemeinden" gelegene, ehemals äußerst dünn besiedelte Straßendorf Schloßheck zum Geheimtipp für schönes Wohnen avanciert. Mit der Zahl attraktiver Neubauten stieg auch die der Einwohner. Von 92 im Jahr 1980 auf aktuell 194. Damit leben im Ortsteil Schloßheck fünfmal mehr Bürger als in der Hauptgemeinde Orlenbach. Im Pronsfelder Teil von Schloßheck sind es 90.

Wie es zum Schloßhecker Verwaltungskuriosum kam, weiß niemand mehr so genau. "Eine Chronik, die Aufschluss geben könnte, existiert nicht", sagt Orlenbachs Ortsbürgermeister Matthias Maas. Zwar ist in alten Schriften "von einem Hecken überwucherten Schloss" die Rede, mehr aber nicht. Allgemein wird deshalb vermutet, dass bei der Grenzziehung im Jahre 1827 im damals nahezu unbesiedelten Umfeld die Entwicklung nicht voraussehbar war.

Doch so ungewöhnlich die derzeitige Konstellation auch sein mag. Für Matthias Maas und seine Pronsfelder Amtskollegin Monika Winkelmann ist sie kein Nachteil. Im Gegenteil, eher ein Beispiel für harmonisches menschliches Miteinander. "Schloßhecker, Orlenbacher und Pronsfelder verstehen sich bestens", betonen sie. Und so ist es auch. Noch nie hat es nennenswerten Ärger gegeben. Schon gar nicht in Sachen Gemeindezugehörigkeit. Alle sind Mitglieder in denselben Vereinen, sie beten, arbeiten und feiern zusammen. Letzteres vor allem jetzt im Karneval.

Schloßhecker wissen, wo sie hingehören



Schließlich ist es auch oder gerade die Narretei, die die Menschen verbindet. Nicht nur in der fünften Jahreszeit. Wie aber steht es mit separatistischen Tendenzen. Gibt es gar Parolen wie "weg von Orlenbach", "Pronsfeld, nein danke", "Schloßhecker raus" oder ähnlich. Nichts dergleichen. Nicht einmal ansatzweise. Das geteilte Schloßheck ist ein Erfolgsmodell. Darin sind sich alle einig. Insbesondere die aus "Groß-Schloßheck". Doch wo sie hingehören, wissen sie noch sehr genau. Fragt man einen von ihnen, als was er sich fühlt, als Orlenbacher oder Pronsfelder, denkt er nicht lange nach. Spontan bekennt er, frei nach John F. Kennedy: "Ich bin ein Schloßhecker".

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