Zweigleisig auf der Sonnenschiene

Arzfeld · Arzfeld ist dabei: Die Gemeinde beteiligt sich an der "Islek Energie", die Solaranlagen auf öffentlichen Dächern betreiben will. Das Projekt einer Photovoltaikanlage auf einer Fläche hinter dem Sportplatz soll aber in den eigenen Händen verbleiben.

Arzfeld. Am Ende steht eine schwere Geburt mit einigen Bauchschmerzen: Die Gemeinde Arzfeld beteiligt sich an der neuen Anstalt öffentlichen Rechts (AöR), die die Verbandsgemeinde (VG) Arzfeld unter dem Namen "Islek Energie" aus der Taufe heben will. Zweck ist, auf geeigneten Dächern von Bürgerhäusern, Schulen oder Kindergärten Solaranlagen zu installieren und zu betreiben (der TV berichtete). In Arzfeld geht es um das Dach der Sozialstation, wo eine kleinere Anlage mit rund zehn Kilowatt Leistung angebracht werden soll. Im geplanten Zeitraum würde diese zwischen 20 000 und 25 000 Euro einbringen, wie Klaus Theis von der VG Arzfeld berichtet. Damit die "Islek Energie" diese Anlage bauen und betreiben kann, muss sich die Gemeinde mit einem Stammkapital von 500 Euro an der AöR beteiligen. Außerdem muss die Aufgabe der Energieversorgung an die Verbandsgemeinde übertragen werden.
So weit, so klar. Doch die Arzfelder haben ein weiteres - eigenes - Solarprojekt im Auge. Auf einer vier Hektar großen Fläche der Kirchengemeinde hinter dem Sportplatz - die die Gemeinde pachten würde - ist eine deutlich größere Photovoltaikanlage geplant. Sie soll zwei Megawatt Strom pro Jahr erzeugen. Bislang hatte die Gemeinde hierfür ein Stiftungsmodell bevorzugt, um die Investitionskosten von rund 4,5 Millionen Euro zu finanzieren. Eine Stiftung unter dem Namen "Sonne für Arzfeld" hätte den Kredit aufgenommen, die Gemeinde würde für einen Teil der Summe bürgen. Doch die Kommunalaufsicht hatte dabei Bedenken geäußert (der TV berichtete). Daher kommt das Projekt bislang nicht voran.
Im Gemeinderat regten sich nun Bedenken, wie sich die Beteiligung an der "Islek Energie" auswirkt. Präzise: Ob man auch nach einer Aufgabenübertragung der Energieerzeugung auf die VG weiterhin eigene Projekte voranbringen kann. Die Antwort von Klaus Theis: Höchstwahrscheinlich ja, aber das werde noch genau geprüft. Bedingung sei, dass nicht die Gemeinde direkt eine Anlage baut und betreibt, sondern ein Dritter - in diesem Fall die Stiftung. Genauso sei es allerdings auch möglich, dass die "Islek Energie" nicht nur die Anlage auf dem Dach der Sozialstation baut, sondern auch die Großanlage. Dafür können sich die Gemeinderatsmitglieder allerdings nicht erwärmen, man befürchtet, das Projekt aus der Hand zu geben und keinen Einfluss mehr darauf zu haben. Außerdem: Die Einnahmen aus der "Islek Energie" fließen in den allgemeinen Haushalt. Wird das Stiftungsmodell umgesetzt, stehen hingegen jährlich rund 20 000 Euro ausschließlich für soziale Zwecke in der Gemeinde zur Verfügung.
Schließlich verständigte sich der Gemeinderat auf eine Lösung, die sowohl den eigenen Zielen nicht zuwiderläuft als auch das Verbandsgemeinde-Projekt unterstützt: Mehrheitlich stimmte der Rat der Beteiligung an der "Islek Energie" zu. Allerdings unter dem Vorbehalt, dass die eigenen Projekte nicht eingeschränkt werden. Ursprünglich wollte der Gemeinderat auch über den Standort eines neuen Discounters in Arzfeld entscheiden und die Frage klären, ob nun ein Netto- oder Norma-Markt kommen soll. "Aber zwischenzeitlich ist ein neuer Investor an uns herangetreten, der einen Markt in der Ortsmitte verwirklichen würde", sagt Ortsbürgermeister Alfons Kockelmann. Das wäre für die Gemeinde sehr attraktiv. Diesem neuen Investor wolle man nun Zeit einräumen, seine Pläne vorzubereiten, so dass man erst zu einem späteren Zeitpunkt darüber entscheiden werde.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort