Zweiter Weg frei: So kommen Kaufleute an die Uni

Durchbruch für den zweiten Bildungsweg in Bitburg: Ab dem Schuljahr 2010/11 können Kaufleute an der berufsbildenden Theobald-Simon-Schule sich auch für ein Studium an Universitäten qualifizieren.

Bitburg. (scho) Aus eins mach zwei: Bisher gibt es in Bitburg nur einen Weg zum Abitur, und der führt über das staatliche St. Willibrord-Gymnasium. Das bischöfliche Schulzentrum St. Matthias möchte zwar neben Grundschul-, Hauptschul- und Realschulabschluss auch Abitur anbieten. Doch ob das Schulzentrum um einen Gymnasiums-Zweig erweitert wird, entscheidet das Bistum frühestens im Mai (der TV berichtete). Eine andere Schule hat aber diese Woche den Zuschlag bekommen, ab dem Schuljahr 2010/11 auch Abitur anzubieten: die berufsbildende Theobald-Simon-Schule, die derzeit rund 1500 junge Leute besuchen.

Die Theobald-Simon-Schule (TSS) darf nach dem positiven Bescheid des Mainzer Kultusministeriums den Bildungsgang "Berufsoberschule II" in der Fachrichtung Wirtschaft anbieten. Heißt: Ab 2010/11 lässt sich an der TSS nicht nur wie bisher die Fachhochschulreife als Eintrittskarte für Fachhochschulen erwerben, sondern auch die Hochschulreife, die zum Studium an Universitäten berechtigt. Ein Überblick:

Hauptschüler ohne Lehre: Hauptschul-Absolventen ohne Berufsausbildung können an der TSS die Berufsfachschule I (Fachrichtungen Wirtschaft und Verwaltung, Hauswirtschaft/Sozialwesen, Gesundheit/Pflege sowie Metalltechnik) besuchen und sich dadurch binnen eines Jahres für die Berufsfachschule II qualifizieren, die in zwei Jahren zum "staatlich geprüften Assistenten für Organisation und Officemanagement" führt, was als guter Einstieg in die Berufe Kaufmann für Bürokommunikation und Bürokaufmann gilt. Zudem kann durch Ergänzungsunterricht und ein halbjähriges Praktikum Fachhochschulreife erreicht werden.

Hauptschüler mit Lehre: Wer nach seinem Hauptschulabschluss eine Berufsausbildung in einem kaufmännischen Beruf - vom Automobil- über Bürokaufmann bis zum Groß- und Einzelhandelskaufmann - mit mindestens der Note befriedigend abgeschlossen hat, kann in der Berufsoberschule I in den Fachrichtungen Technik und Wirtschaft binnen eines Jahres die Fachhochschulreife erwerben. Neu ist nun an der TSS das Angebot der Berufsoberschule II, die binnen eines weiteren Jahres die so genannte fachgebundene Hochschulreife vermittelt. Das heißt: Die Absolventen dürfen nicht nur an Fachhochschulen, sondern auch an Universitäten studieren, dort allerdings nur bestimmte Fächer - etwa wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Studiengänge sowie Wirtschaftsingenieurswesen, Wirtschaftsinformatik und Wirtschaftsmathematik oder Lehramt für berufsbildende Schulen in Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Wer in Berufsschule I und II als zweite Fremdsprache Französisch lernt, erlangt die allgemeine Hochschulreife, also Abitur.

"Die Einführung der Berufsoberschule II ist für uns die lang ersehnte Realisierung des Zweiten Bildungswegs. Das eröffnet auch Hauptschülern, die sich zunächst für eine Berufsausbildung entschieden haben, die Chance auf Weiterqualifikation durch ein Studium an einer Universität", sagt Werner Laures, Schullaufbahnberater der TSS.

Anmeldung und Infos: Weitere Infos gibt es auf der Homepage der Schule unter www. tssbit.de. Anmeldungen sind bis zum 1. März möglich. Kontakt: Telefon 06561/6005-0.

Meinung

Standort-Vorteil Bildung

Mit der Berufsoberschule, wie sie nun die Bitburger Theobald-Simon-Schule anbietet, ist das Bildungssystem durchlässiger geworden. Das ist von Vorteil für alle praktisch begabten Schüler, die zunächst auf eine Lehre bauen, sich dann aber doch weiter qualifizieren wollen. Das ist zudem aber auch von Vorteil für die Stadt Bitburg. Denn was den Oberzentren ihre Universitäten und Fachhochschulen, das sind für die Mittelzentren die Schulen. Bildungs- und Ausbildungs-Möglichkeiten sind längst wichtige Standortkriterien, die entscheidenden Einfluss auf die Zukunftsfähigkeit einer Stadt haben. Insofern macht das neue Angebot, nicht nur junge Leute, sondern auch die Stadt selbst fit für die Zukunft. d.schommer@volksfreund.de

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