Zwischen Luft- und Blutdruck

Wiesbaum · Das Motorrad-Symposium in Wiesbaum ist ein Beispiel internationaler Zusammenarbeit. Das Konzept: eine Mischung aus Theorie und Praxis.

Wiesbaum (jüb) "Wieviel Leben hab' ich denn verballert in den letzten zwei Minuten?" Mit einer Mischung aus erkennbarem Schrecken, Staunen und krampfhaft gespielter Lässigkeit starrt Natalie auf das Display des Motorrad-Simulators, in dessen Sattel sie seit einigen Minuten auf verzwickte Verkehrs-Situationen reagieren muss.
Die junge Dame auf der virtuellen "Gummikuh" ist nur eine von insgesamt 53 Teilnehmer(inne)n des fünften Eifeler Motorrad-Symposiums, das am Samstag im Wiesbaumer Gewerbegebiet über die Bühne ging.
Dabei gehört die forsche Bikerin aus Gerolstein nicht zur angestrebten Zielgruppe dieses Tages. Eines Wochenend-Tags, der vollgestopft war mit jede Menge Theorie. Mit Themen wie körperlichem Befinden, latenter Selbst-Überschätzung, Stress-Situationen, Motorrad-Technik. Aber (natürlich) auch mit der entsprechenden Fahrpraxis. "Menschen, die wir ansprechen möchten, sind Motorradfahrer ab 45 Jahren und älter", sagt Dietmar Braun, der Leiter der Polizeiinspektion Bitburg. Denn Leute dieses Alters, Neu-Einsteiger, Rückkehrer, ältere Hobby-Piloten, seien überproportional stark in den Unfall-Bilanzen vertreten.
Das Interesse an diesem Check von Mensch und Maschine ist riesig. Es hat sich "seit Beginn des Konzeptes, das wir 2012 initiiert haben", so Braun, offensichtlich rumgesprochen, dass "das allen was bringt."
Diese These bestätigen auch Vater und Sohn Ewald und Sven Eppers aus Plütscheid. "Wir sind von einem Bekannten darauf aufmerksam gemacht worden. Der Mix aus Theorie und Praxis ist ausgewogen und spannend."
Die Initiative dazu ging vom Polizei-Präsidium Trier aus, längst sind jedoch Kooperationspartner aus verschiedenen Kreisen, Bundesländern und Nachbarländern dabei: Polizei aus Deutschland, Niederlanden und Luxemburg. Sachverständigen-Organisationen, der ADAC, die Kreisverkehrswacht, Fahrlehrer aus der Eifel: Sie alle arbeiten "an an dem Ziel, Unfälle und deren Folgen zu vermeiden", wie Braun das Ziel umreißt.
Er weiß: "Die Topographie der Eifel mit ihren kurvigen Straßen eignet sich bestens zum cruisen mit dem Motorrad."
Vor dem Spaß am Fahren aber steht die Frage nach der eigenen Konstitution, nach dem körperlichen Befinden, weist Dr. Rajiv Aurora hin. Der Internist aus Bitburg, selbst Biker und Pilot, referierte über "gesundheitliche Risiken der Fahrer Ü 45". Die Tatsache, dass "alle zwar den Luftdruck ihrer Maschine, aber höchstens 20 Prozent ihren eigenen Blutdruck" kannten, sei Besorgnis erregend.

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