Zwischen Propaganda und Wahrheit

Johann Baptist Roloff wurde mit 15 Jahren gemustert. Beginnend in der Weimarer Zeit erzählt er in seinem Buch "Mein Leben unter Hitler" aus den Jahren 1927 bis 1954. Am 21. Juni liest er im Konvikt aus seinem Buch vor.

Prüm/Watzerath. (sn) "Um nicht in Vergessenheit fallen zu lassen, wie sich die Hitlerdiktatur entwickelt hat und wie ihre Auswirkungen aussahen, will ich dieses Buch schreiben", erklärt Johann Baptist Roloff im Vorwort von "Mein Leben unter Hitler". Der 79-Jährige mischt auf 264 Seiten historische Fakten mit persönlichen Erinnerungen. Dabei sind ihm seine Kindheitserlebnisse oft noch so klar in Erinnerung, als wären sie erst gestern geschehen. Die Heimat des Autors nimmt großen Raum ein im Buch. So schreibt er zum Beispiel über die ersten Einquartierungen von Soldaten zu Kriegsbeginn in der Eifel, den Kampf der Kirche gegen den Rassenwahn und den Bau des Westwalls. Konnte er sich als Kind der Propaganda nicht entziehen, so stand er als Jugendlicher den Nazis kritischer gegenüber. Ein Kapitel widmet er der "Werbung zur Waffen-SS". "Ganze Kerle" wollten die SS-Soldaten 1944 aus der Hitlerjugend rekrutieren. "In den ersten Kriegsjahren wäre es gar nicht vorgekommen, dass wir Stück für Stück praktisch unbesehen für die SS geworben worden wären. (…) Aber bei uns nahm man alle, von dem rechten Flügelmann bis zu dem Kleinsten, ob er kräftig oder schlaksig war, alle mussten zur SS", schreibt Roloff, der sich schon damals von Nazi-Fanatikern bedroht fühlte. Es sei ihm nie in den Sinn gekommen, "dem Vaterland nicht treu zu dienen", schreibt er. Vielmehr lagen seine Vorbehalte auf nichtmilitärischem Gebiet. "Zum Beispiel hatte ich mich gegen die unmenschliche Behandlung anderer Volksgruppen und anders Denkender ausgesprochen." Als Zeitzeuge schreibt Johann Barowa, alias Johann Baptist Roloff, einen eindrucksvollen Lebensbericht aus dem Blickwinkel eines Jugendlichen in der Hitlerzeit. Beeindruckend ist vor allem die Ehrlichkeit, mit der Roloff das Buch verfasst hat. Etwas gewöhnungsbedürftig ist der Stil des Buchs. Man muss dem Autor dafürhalten, dass er kein Profi ist, sondern als Zeitzeuge seine Erinnerungen für die jüngere Generation aufschreiben wollte. Allerdings hätte ein besseres Lektorat seitens des Verlags dem Buch gut getan. Im Konvikt-Haus der Kultur, Prüm, stellt Johann Baptist Roloff sein Buch: "Mein Leben unter Hitler" vor: Donnerstag, 21. Juni, 20 Uhr.

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