Zwischen St. Martin und Halloween

Hermesdorf · US-Bürger beim Karneval, Eifler beim Thanksgiving: Der Deutsch-Amerikanische Frauen-Club macht es möglich. Seit 1955 treffen sich die Frauen beider Nationen regelmäßig, feiern gemeinsam und lernen die Traditionen des jeweils anderen Landes kennen. Dabei entstehen langjährige internationale Freundschaften.

 Durch ihren Club verbindet die Frauen eine intensive Freundschaft: Kalyn Jacobs mit Tochter Kylie, Karin Jung und Lena Leinen. TV-Foto: Nora John

Durch ihren Club verbindet die Frauen eine intensive Freundschaft: Kalyn Jacobs mit Tochter Kylie, Karin Jung und Lena Leinen. TV-Foto: Nora John

Hermesdorf. Es sind oft Kleinigkeiten, die Menschen aus dem Ausland das Leben in Deutschland erschweren. Zum Beispiel ist die Mülltrennung für Amerikaner gewöhnungsbedürftig. Für Kalyn Jacobs, die amerikanische Präsidentin des Vereins, aber mittlerweile kein Problem mehr. Sie bekommt die notwendigen Tipps von deutschen Frauen und kennt sich mittlerweile gut aus.
"Wir haben viele Amerikaner hier im Ort", sagt die deutsche Präsidentin Karin Jung. Oft sehe man sie aber nur im Auto vorbeifahren. Viele hätten auch aufgrund der Sprache Hemmungen, die deutschen Nachbarn anzusprechen. Deshalb gehen die deutschen Mitglieder des Clubs aktiv auf die amerikanischen Frauen, die oft mit Soldaten der Airbase Spangdahlem verheiratet sind, zu.
Einblick in die Kultur


So haben sich auch Karin Jung und Kalyn Jacobs kennengelernt. "She lives right across the street", "sie wohnt gegenüber in unserer Straße", erklärt Jung in fließendem Englisch. Als Jacobs nach Deutschland kam, war sie mit Tochter Kylie schwanger und ihr Mann mit der Organisation von Alltag und Beruf stark eingespannt. Die deutschen Damen des Clubs kümmerten sich um die junge Frau.
Und damit ist wieder eine von vielen Freundschaften seit Gründung des Clubs im Jahr 1955 entstanden. Karin Jung verbindet schon seit zwölf Jahren eine Freundschaft mit US-Bürgern. Ihre Eltern sind sogar seit 1962 mit Amerikanern in engem Kontakt. Durch den Verein hat Jung auch den Bundesstaat New York, die Heimat von Kalyn Jacobs, kennengelernt. Der enge Kontakt zwischen den beiden Nationen ermöglicht Einblicke in die Kultur der anderen, die sonst nicht selbstverständlich sind. Kalyn Jacobs gibt lachend zu, dass sie anfangs beim Karneval schon dachte, dass die Deutschen ein wenig verrückt sind. Aber auch US-Bürger können sich an diese Tradition gewöhnen und sind schon in Fastnachtsumzügen mitgegangen.
Auf der anderen Seite lernen die Deutschen einen der wichtigsten amerikanischen Feiertage, Thanksgiving, kennen. Immer eine Woche nach dem Fest, das traditionell am vierten Donnerstag des Novembers gefeiert wird, gibt es eine große Feier des Clubs. Dann sorgen die Amerikanerinnen für die Hauptspeise, den großen Truthahn. Die Deutschen steuern landestypische Desserts wie Schwarzwälder Kirschtorte oder Frankfurter Kranz bei. Auch der deutsche St.-Martinsbrauch, das amerikanische Halloween und andere Traditionen werden miteinander geteilt.
Zweimal im Monat Treffen


Regelmäßige Treffen gibt es zweimal im Monat. Dann geht es einmal in verschiedene Restaurants. So lernen die Amerikaner unter anderem auch die Esskultur und die Gepflogenheiten dort kennen. Außerdem stehen immer verschiedene Aktivitäten auf dem Programm, an denen auch die Männer teilnehmen können. Zum Beispiel eine Hopfentour, ein Besuch im Haus Beda in Bitburg oder eine Exkursion zu einem Schloss.
Politische Fragen stehen nicht auf der Tagesordnung. "Wir treffen uns nie, um solche Themen zu erörtern", sagt Karin Jung. Aber dennoch werden Fragen gestellt und beantwortet. Viel gesprochen wird aber zum Beispiel über die unterschiedlichen Schulsysteme.
Ein weiteres Ziel des Vereins ist die karitative Arbeit. Immer wieder werden Basare veranstaltet und das Geld für deutsche oder amerikanische gemeinnützige Organisationen gespendet.
Extra

Deutsch-Amerikanischer Frauen-Club: Gegründet 1955, um Spannungen zwischen den beiden Staaten abzubauen. Derzeit gibt es rund 60 deutsche und 110 amerikanische Mitglieder. Präsidentinnen: Karin Jung und Kalyn Jacobs. Stellvertreterin Lena Leinen. Weitere Vorstandmitglieder: Ellen Ernst, Sunshine Lady (Geburtstage, Kondolenz), Silke Cordier, Anmeldung, Kathrin Wirtz, Kassenwart, Tatjana Brunner, Öffentlichkeitsarbeit. Infos unter E-Mail gawcbitburg@yahoo.com.Extra

Jedes Land hat ganz unterschiedliche Bräuche. In vielen Gegenden in Deutschland wird zum Beispiel Karneval gefeiert. Oder St. Martin. In Amerika kennen die meisten Menschen das gar nicht. Und manchmal denken die Menschen aus den USA vielleicht auch, dass die Deutschen ein wenig verrückt sind, wenn sie mit wilden Masken auf der Straße rumspringen und feiern. Aber die Amerikaner haben auch Bräuche, die im ersten Moment komisch für uns sind. Zum Beispiel Halloween. Da verkleiden sich die Menschen mit gruseligen Sachen und schmücken auch ihre Wohnungen ganz schaurig mit Spinnenweben und solchen Sachen. Und weil das aber immer interessant ist, Dinge kennenzulernen, die in anderen Ländern üblich ist, gibt es einen Club. Da zeigen deutsche und amerikanische Frauen sich gegenseitig, was in ihren Ländern gefeiert wird. Und im November feiern dann alle zusammen Thanksgiving, eine Art amerikanisches Erntedankfest, bei dem es einen großen Truthahn zu essen gibt. noj

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