Bitburg Zwölf Senioren unter einem Dach

Bitburg  · In der Bitburger Bahnhofstraße eröffnet Mitte April eine Wohngemeinschaft für Ältere. Es ist nach der WG in Kyllburg das zweite Projekt dieser Art, das die Caritas betreibt.

Poster von Che Guevara an der Wand, Räucherstäbchen auf dem Couchtisch, Blumen im Haar und Flausen im Kopf: Ob so die neuen Bewohner der Beda WG aussehen werden? Wer weiß? Landrat Joachim Streit hat bei der Besichtigung der künftigen Senioren-WG  zumindest die leise Ahnung, „dass die Alten ganz schön revolutionär sein könnten“. Christoph Biegel, Teamleiter der ambulant betreuten Wohngemeinschaft beim Caritasverband Westeifel, sieht’s gelassen. Schließlich hat man beim Caritasverband schon Erfahrungen mit einer solchen Wohnform: der Kylltal WG in Kyllburg.

Während diese Wohnform für Ältere in Kyllburg bereits vor zwei Jahren eröffnete und laut Auskunft der dort verantwortlichen Koordinatorin Cornelia Kutzner gut läuft, sind in der  Bitburger Bahnhofstraße 33, wo Mitte April der erste der zwölf Bewohner einziehen soll, noch Restarbeiten wie Anstriche, Möblierung und kleine Montagearbeiten zu erledigen.

Aber man kann sich schon vorstellen, wie es einmal werden wird: Die Bewohner werden jeweils etwa 20 Quadratmeter große Zimmer mit eigenem Bad, Telefon und Fernseher beziehen und gemeinsam  ein großes Wohnzimmer mit Küche sowie ein großes Bad mit Wanne nutzen. Dort werden sie, genauso wie in Kyllburg, 24 Stunden lang von Betreuungskräften bei alltäglichen Dingen wie Kochen, Einkaufen oder Wäschewaschen unterstützt. Aber auch bei der Gestaltung der Freizeit,  bei  Ausflügen und  beim Besuch von Veranstaltungen  hilft die Betreuungskraft. Aber: „Das ist kein Service-Wohnen“, sagt Biegel.

Denn im Mittelpunkt stehe die Selbstbestimmung der Bewohner und das Ziel, eigene Fähigkeiten möglichst lange zu erhalten. „So viel Normalität wie möglich, so viel Unterstützung wie nötig“, lautet dabei das Motto der Caritas. Ziel sei es, dass die Bewohner, wenn möglich, bis zum Ende ihres Lebens in den WGen bleiben und ihrer Heimat treu bleiben können.

Die Pflege von Kontakten zu Freunden, Bekannten und Angehörigen soll nicht nur möglich bleiben, sondern ist ausdrücklich erwünscht. Man nehme die Angehörigen nicht aus der Pflicht, sich um wichtige Dinge mit zu kümmern.

Und die Pflege? „Die ist ganz individuell geregelt“, sagt Biegel. Je nach Pflegestufe wird jeder Bewohner indivíduell durch Fachkräfte eines ambulanten Pflegedienstes versorgt.  Welcher das ist, bestimmt die Mietergemeinschaft selbst. „Die WGen sind vom Betreuungsgrad zwischen der ambulanten Pflege und der Unterbringung in einer vollstationären Einrichtung einzuordnen“, sagt Biegel.

Und wer kann einziehen? Biegel: „Im Prinzip jeder Mensch mit mindestens Pflegestufe zwei.“ Ausgeschlossen seien allerdings Menschen, die sich potenziell selbst oder andere gefährden könnten, sowie Demenzkranke mit Tendenz, fortzulaufen.

Finanziell gebe es prinzipiell keine Einschränkungen. Selbst Empfänger der Grundrente könnten  mit Unterstützung des Kreises von dem Angebot  profitieren. Dafür hat die Caritas am Montag mit dem Kreis – namentlich Landrat Joachim Streit und Caritasdirektor Wülferath – eine Vereinbarung nach Paragraph fünf des Landesgesetzes über Wohnformen- und Teilhabe (LWTG) abgeschlossen. Nach Prüfung durch den Kreis können also Mittel aus der Sozialhilfe gewährt werden. Zimmer sind auch  noch frei. Ein Einzug ist im April geplant, drei weitere im Mai.  Dennoch, sagt Caritasdirektor Winfried Wülferath, gebe es „eine große Nachfrage“. Bleibt noch eine Frage: Was passiert, wenn es Konflikte gibt? „Das lösen die Mieter untereinander“, sagt Cornelia Kutzner, lacht und ergänzt. „Und manchmal unterstützen wir sie dabei.“ Halt eine normale WG. Vielleicht sogar mit Che Guevara an der Wand.

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