10 000 Kilometer zu Fuß durch die Eifel

Speicher · 777 Wanderungen - rund 10 000 Kilometer: Der 79-jährige Klaus Thiel aus Speicher ist Wanderer aus Leidenschaft. Seit 60 Jahren ist er Mitglied in der Eifelverein-Ortsgruppe Speicher. Was ist für ihn das Besondere am Wandern? Der TV ist ein Stück des Weges mit ihm gelaufen.

Speicher. Knapp 80 Jahr ist er alt. Doch der klassische Wanderstock mit den vielen bunten Stocknägeln aus den schönsten Wandergebieten Europas bleibt im Schrank. "Der ist für alte Leute", sagt Klaus Thiel. Stattdessen greift er eher mal zu den modernen Walking Stöcken. Nur der alte, graue Filzhut mit den über 30 Anstecknadeln, der muss auf den Kopf. Dazu eine wetterfeste Jacke und schon kann es losgehen. Und das bei jedem Wetter. "Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung", meint er.
Wie sich das Virus verbreitet


Über 60 Jahre ist er nun schon im Eifelverein. Davon war er viele Jahre Vorsitzender der Ortsgruppe Speicher, heute sogar Ehrenvorsitzender. Sein ganzes Leben ist der ehemalige Postbeamte gewandert, bis zum Tod seiner Frau vor sieben Jahren auch mit ihr gemeinsam. "Anders geht\'s nicht, wenn man immer unterwegs ist", sagt Thiel. Die beiden haben das "Wander-Virus" weitervererbt: Ein Sohn hat mittlerweile den Ortsgruppen-Vorsitz übernommen, und auch die Enkel wandern mit.
"Wenn wir in der Gruppe unsere regelmäßigen Wandertouren unternehmen, dann sind wir mehr der Natur verbunden als dem sportlichen Aspekt. Das unterscheidet uns von den IVV-Wanderungen", erklärt Klaus Thiel, sagt aber zugleich lachend: "Alles unter zwölf Kilometern ist ja nur ein Spaziergang nach dem Sonntagskaffee!" Und was ist das Besondere am Wandern? "Alles ist in Bewegung: die Gelenke, die Füße, die Schultern. Das tut gut." Am meisten aber zieht ihn die Natur nach draußen. "Wir bleiben auch mal beim Gänseblümchen stehen oder beim Vögelchen, das pfeift." Und das gefällt ihm besonders: "Wir marschieren zwar ordentlich, aber so, dass der Schwächste sich nicht abgehängt fühlt. Dann geht immer mal einer ans Ende. Das ist gut für die Gemeinschaft."
Und die wird in der Ortsgruppe Speicher mit ihren rund 100 Mitgliedern großgeschrieben. Neben regelmäßigen, gemeinsamen Wanderungen pflegt der Verein die heimischen Kapellen und Wegekreuze, hat ein Artenschutzbiotop angelegt und veranstaltet den Martinszug. Außerdem basteln die Heimatfreunde seit etwa zehn Jahren im Herbst mit den Speicherer Kindern die traditionellen Trouliechter aus Runkelrüben. Was mit 6 Kindern begonnen hat, ist heute ein Highlight für Jung und Alt. Etwa 50 Kinder haben bei der vorigen Aktion mitgemacht - ganz besonders begeistert seien aber immer deren Großeltern, erzählt Klaus Thiel. Dann höre man immer den Satz: "Genau wie früher."
An erster Stelle steht die Eifel


Ein weiterer Höhepunkt ist für Klaus Thiel die Teilnahme am Deutschen Wandertag. Jedes Jahr aufs Neue freut er sich darauf, gemeinsam mit Tausenden Gleichgesinnten die Schönheiten Deutschlands zu entdecken. Doch es geht nichts über seine geliebte Eifel-Heimat. "Auch wenn sich schon mal einer beschwert, ich liebe das Bergauf-Bergab, unsere alten Kulturgüter unterwegs und ganz besonders den Mischwald. Besonders im Herbst. Das ist meine liebste Wanderzeit."
Mittlerweile ist Klaus Thiel auf vom Eifelverein genau registrierten 777 Wanderungen über 10 000 Kilometer zu Fuß unterwegs gewesen. Das entspricht einer Strecke von Speicher nach Rio. Doch er merkt auch langsam sein Alter. "Es ist wie beim alten Diesel. Manchmal brauche ich etwas länger, um in Schwung zu kommen." Ans Aufhören denkt er dennoch nicht. Für die Couch ist es noch zu früh. "Solange unser Herrgott noch will, gehe ich mit", sagt er und freut sich schon auf die nächste Wanderung. Frisch auf!Extra

Im Jahr 1888 wurde der Eifelverein gegründet. Er ist eine der größten Wander- und Heimatbewegungen in Deutschland und hat seinen Sitz in Düren. Zu den Gründungsvätern zählt unter anderem der Trierer Lehrer Adolf Dronke. Die bundesweit 30 000 Mitglieder sind in 160 verschiedenen Ortsgruppen organisiert. Neben Wanderungen pflegen sie einen starken Gemeinschaftssinn, sorgen für die Ausweisung von Wanderwegen und kümmern sich in unzähligen, ehrenamtlichen Arbeitseinsätzen um den Erhalt von Natur- und Kulturgütern in der Eifel. wiw

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