300 000 Euro mehr als geplant

Mettendorf · Nicht nur wegen des nass-kalten Winterwetters verzögert sich der Bau des Mettendorfer Kindergartens. Nachdem der Boden nach dem Abriss der Hauptschule ausgetauscht werden musste, kommt jetzt die neue Hiobsbotschaft: Die Baukosten steigen um 300 000 Euro.

Mettendorf. "Es ist unglücklich gelaufen", sagt der Mettendorfer Ortsbürgermeister Paul Lentes etwas ratlos. In der nichtöffentlichen Sitzung am Montagabend musste er den beteiligten Ortsgemeinden beibringen, dass der Kita-Neubau in Mettendorf noch teurer wird. 300 000 Euro mehr soll der Kindergarten kosten. Eine Alternative zum Neubau gibt es laut Lentes nicht. Allein 170 000 Euro wurden bisher bereits in Planung und Gutachten gesteckt. Dazu kommen anteilige Kosten für die Mensa im Neubau der Grundschule mit rund 120 000 Euro. Die Umsetzung des 1076 Quadratmeter großen Gebäudes gestaltet sich von Anfang an schwierig. Hier eine Chronik, was bisher geschehen ist:Erst gibt es einen Eklat der beteiligten Ortsgemeinden, weil statt einer Erweiterung am alten Standort eine neue Kita gebaut werden muss (der TV berichtete). Erste Verzögerung: Die stattliche Bausumme von rund 1,4 Millionen Euro wollen die Gemeinden erst nicht mitfinanzieren. Nach langem Hin und Her endlich die Einigung. Mettendorf muss aufgrund des Standortvorteils zusätzlich zum prozentualen Anteil einen Sockelbetrag von 200 000 Euro zahlen. Im Gegenzug sagen die beteiligten Gemeinden Ja zum Bau.Zweite Verzögerung: Der Abriss der Hauptschule, an deren Standort der Neubau entstehen soll, dauert länger als geplant. Dritte Verzögerung: Ein Bodengutachten zeigt, dass die neue Kita keine Standfestigkeit haben wird. Also muss der Boden ausgetauscht werden, damit der Neubau auf sicherem Grund steht.Vierte Verzögerung: Dann die Hiobsbotschaft: Der Bau wird teurer und zwar um 300 000 Euro. Neuer Kostenpunkt: 1,698 Millionen Euro. Woran das liegt? Verbandsgemeinde-Chef Norbert Schneider erklärt die höheren Kosten mit dem erforderlichen Bodengutachten und dem Bodenaustausch. Auflagen im gesamten Genehmigungsverfahren wie Brandschutz oder Unfallkasse hätten ebenfalls die Kosten gesteigert. Für Heizung-, Sanitär- und Elektroanlagen lag im Jahr 2011 nur eine grobe Schätzung vor. "Die jetzige Planung zeigt deutlich höhere Preise an", sagt Schneider. Außerdem sei seit Erstplanung 2011 mit einer allgemeinen Baukostensteigerung von rund 53 000 Euro zu rechnen gewesen. "Wie sollen wir das unseren Bürgern erklären?", fragen einige Bürgermeister. Von neun beteiligten Ortsgemeinden müssen sechs ihren Anteil mit einem Kredit finanzieren. Drei können ihren Beitrag aus Rücklagen bestreiten. Klar ist, dass die Anteile nun noch höher ausfallen. Ortsbürgermeister Paul Lentes sagt: "Wir haben uns geeinigt: Bis Ende Januar stimmt jede Gemeinde über die Mehrkosten ab." Und was passiert, wenn nicht alle Orte zustimmen? Schneider: "Dazu kann man zum jetzigen Zeitpunkt keine Aussage treffen. Das wäre in Abstimmung mit der Kreisverwaltung rechtlich zu klären." Paul Lentes erklärt: "Wenn eine Gemeinde Nein sagt, muss sie auch eine Alternative aufzeigen." Er ist optimistisch, dass alle zustimmen.Meinung

In den sauren Apfel beißenDer Kita-Neubau stand bisher unter keinem guten Stern. Bei der schlechten Finanzlage der Kommunen müssen viele Gemeinden einen Kredit aufnehmen, sich noch mehr verschulden, um den Millionenbau mitzufinanzieren. Die baulichen Hindernisse taten ein Übriges. Kaum hatten sich die Gemeinden mit den Verzögerungen abgefunden, ereilt sie ein neuer Schock. Die Kita wird 300 000 Euro teurer. Da ist der Ärger nachvollziehbar. Zu Recht fragen die Gemeinden, wie sie das ihren Bürgern erklären sollen. Doch eine preiswertere Alternative gibt es nicht. Deshalb werden alle gemeinsam in den sauren Apfel beißen müssen. Und am Ende steht ein modernes Vorzeigeobjekt, das Ganztagsgrundschule und Kita vereint und den Standort attraktiv für Familien macht. m.radics@volksfreund.de

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