"Ab und zu gibt es mal ein Möhrchen"

Mettendorf · Seine Erfolge geben ihm recht: fünf Mal Deutscher Meister, drittbester Züchter Deutschlands und Platz eins der besten Züchter der Zwergwidder wildfarben-weiß. Günter Fandel weiß, worauf es bei der Kaninchenzucht ankommt.

 Kaninchenzüchter Günter Fandel und eines seiner Siegertiere, ein Zwergwidder wildfarben-weiß. TV-Foto: Sarah Kahlmann

Kaninchenzüchter Günter Fandel und eines seiner Siegertiere, ein Zwergwidder wildfarben-weiß. TV-Foto: Sarah Kahlmann

Foto: Sarah Kahlmann (sk) ("TV-Upload Kahlmann"

Mettendorf. Seit seinem 13. Lebensjahr ist Günter Fandel Vollblutkaninchenzüchter. "Alles begann bei meiner Kommunion, da habe ich ein Kaninchen geschenkt bekommen." Fandel ist dann immer öfter auf Kaninchenschauen gefahren und hat so seine Leidenschaft für die Tiere entdeckt. Seit nunmehr 24 Jahren züchtet er die Rasse der Zwergwidder wildfarben-weiß. Diese Rasse zeichnet sich vor allem durch ihre Schlappohren in sogenannter Hufeisenform, dicke Backen und ein bräunlich-weißes Fell aus. "Ich habe in der Zeitung mal ein Bild der Rasse gesehen. Die haben mir einfach so gut gefallen, da habe ich mit der Zucht begonnen", so Fandel.
Glück ist mit im Spiel


Bei der Bundeskaninchenschau in Kassel im Dezember ist Fandel erneut Deutscher Meister geworden. Er setzte sich mit insgesamt 386,5 von 400 möglichen Punkten gegen 21 weitere Züchter aus ganz Deutschland durch. Als Siegerprämie gab es keinen Geldpreis, sondern einen Zinnteller. Eines ist dem Kaninchenzüchter wichtig: "Den Züchtern geht es nicht ums liebe Geld, sondern darum, den Titel zu erringen". Beim Wettbewerb werden die Punkte von vier Kaninchen zusammengezählt. Das nennt man dann eine Zuchtgruppe. Fandel zur Prozedur des Wettbewerbs: "Eine Zuchtgruppe kann zum Beispiel aus Wurfgeschwistern oder zwei Tieren aus je zwei verschiedenen Würfen bestehen." Doch nicht jedes Tier wird ein Ausstellungstier. Das hängt vor allem von Kriterien wie Gewicht, Körperform, Fellzeichnung und Pflegezustand des Tieres ab. Günter Fandel erklärt, worauf es bei der Zucht ankommt: "Hat ein Weibchen zum Beispiel kein allzu schönes Fell, dann muss das Männchen ein besonders schönes haben. So gleicht sich das dann aus."
Meist erkenne er schon kurz nach der Geburt, ob das Kaninchen ein Ausstellungstier wird. Trotz großem Fachwissen sei die Zucht aber auch immer ein wenig Glückssache. Doch Günter Fandels Erfolge sprechen sich unter den Kaninchenzüchter-Kollegen schnell rum: So kommen Züchter aus ganz Deutschland zu ihm und kaufen ihm eines seiner Tiere ab. Auch an Privatpersonen verkauft er seine Lieblinge. Die Preise unterscheiden sich je nach Bewertung der Kaninchen. Den genauen Preis behält Fandel für sich.
Im Sommer geht's auf die Wiese


2011 hat der Kaninchenzüchter mit einer zweiten Rasse begonnen, den Zwergschecken schwarz-weiß. Jedoch wird es noch ein paar Jahre dauern, bis Fandel mit dieser Rasse an die Erfolge der Zwergwidder anknüpfen kann. "Zwergschecken züchten ist schwieriger. Da muss jeder Punkt im Fell genau an der richtigen Stelle sitzen." Das ist genetisch bedingt, und darauf hat man als Züchter natürlich keinen Einfluss.
Im Winter, wenn Fandel rund 50 Tiere im Stall hat, ist die Pflege der Kaninchen nicht so aufwendig. Eine halbe bis dreiviertel Stunde müsse er sich dann abends zum Füttern Zeit nehmen.
Im Winter bekommen die Tiere Trockenfutter in Form von Pellets. Fandel ergänzt: "Nach der Zuchtzeit von November bis Mai sind es im Sommer dann an die 100 Tiere, dann habe ich natürlich auch etwas mehr Arbeit." In der warmen Jahreszeit dürfen die Tiere ihren Stall auch mal verlassen und über die Gartenwiese hoppeln. Vor allem für die Muttertiere sei das wichtig, damit sie nicht verfetten. "Und ab und zu gibt es dann auch mal ein Möhrchen", grinst der Züchter.
Nächstes Ziel ist gesetzt


Kaninchenzucht ist für Fandel ein Hobby zum Entspannen. "Andere fahren in den Urlaub, ich erfreue mich an meinen Kaninchen." Auch seine Frau steht hinter dem Hobby - und das trotz Fellhaar-Allergie. Vielmehr hat sie sogar ein Lieblingstier: Lenny, das einzige Kaninchen mit Namen statt Tätowiernummer.
Die Zucht ist für Günter Fandel aber nicht bloß ein Hobby, sondern eine Leidenschaft: "Heute bin ich fast 52 Jahre alt und habe immer noch Spaß an meinem Hobby wie am ersten Tag. Es ist immer wieder schön, wenn Jungtiere geboren werden und sich zu guten Ausstellungstieren entwickeln. Dann hat sich die Arbeit gelohnt."
Auch das nächste Ziel hat der Vollblutzüchter schon klar vor Augen: Bei der Bundesrammlerschau 2017 Bundessieger werden und einen weiteren Titel mit seinen Zwergwiddern erringen. So möchte er den Vorsprung auf seine Verfolger weiter ausbauen. Aktuell liegt dieser bei über 150 Punkten.

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