MUSIK Alle tragen eine Krone

Bitburg · „Be a king“ lautet der Titel des Musicals, das am Samstag Premiere im Haus der Jugend hatte. Vor ausverkauftem Haus gab es einen unterhaltsamen Nachmittag – und eine ganz klare Botschaft, die die Akteure nicht nur künstlerisch vermittelten , sondern auch leben. 

 Be a king

Be a king

Foto: tv/Rudi Rach

Watschelnde Pinguine, sich windende Schlangen, Party  feiernde Fledermäuse, Kölsch sprechende Schnecken, ein Adler mit Pilotenbrille, eine weise Elefantendame, ein kraftstrotzender Tiger und dazu jede Menge zum Nachdenken, Lachen und Mitklatschen: Die 400 Menschen, die das miterleben können, haben Glück: Sie gehören entweder zu den 120 Teilnehmern der Integrativen Musical-AG des Hauses der Jugend auf der Bühne oder zu den 270 Zuschauern, die die Premiere des integrativen Musicals „Be a king“ von Dirk Klinkhammer am Samstagnachmitag miterleben dürfen. Denn seit einigen Wochen gibt es bereits keine Karten mehr für alle vier Vorstellungen.

Schon das erste Mal hat Kraft gekostet, aber jede Menge Spaß gemacht. Schaut man in die Gesichter der Sänger, Tänzer, Schauspieler und Musiker, die sich am Ende des Stücks auf der Bühne versammeln, ahnen wohl alle Zuschauer, welches Gemeinschaftserlebnis das Stück gewesen sein muss. Sie pfeifen, erheben sich von den Stühlen und spenden tosenden Applaus. „Zugabe, Zugabe“, rufen viele. Die Verantwortlichen, die  Band, der Chor und die Akteure auf der Bühne einigen sich per Zuruf und Kopfnicken auf das Schlussstück „Be a king“.

Und schon singen alle voll Begeisterung die Hymne auf das König­sein der anderen Art. Sie fasst alles zusammen, was alle Tiere und besonders der symbolhaft durch einen Akteur dargestellte Mensch am Schluss erkennen müssen: König ist, wer alle respektiert, wer Verantwortung übernimmt, der die Gaben jedes Einzelnen zu schätzen weiß und sich zu eigen macht, der jede Kreatur und die Natur schützt und pflegt. „König wird man nicht durch Geburtsrecht; eure Taten machen  euch zum König“, sagt die weise Elefantendame zum Menschen, dem die Tiere am Ende die Krone aufsetzen.

Eine Entscheidung, die den Tieren nicht leicht gefallen ist. Bis dahin ist es ein langer Weg, auf dem sich Tiere und der Mensch klar werden: Wenn wir etwas erreichen wollen, müssen wir es zusammen tun, und zwar mit Respekt und dem Wissen, dass jeder anders ist und jeder andere Stärken und Schwächen hat.

Und: Wir müssen schon deshalb zusammenhalten, weil wir im Notfall – im Stück ein Vulkanausbruch – einander brauchen, um zu überleben.

Doch zunächst entbrennt ein Streit zwischen Adler und Tiger um die Frage, wer denn nun König der Welt sein soll. Ein Wettbewerb wird ausgerufen: Jeder soll eine Woche lang zeigen, was er drauf hat. So wie die Schnecken, die immer die Ruhe weg haben, der Adler, der die Dinge voll überblickt, der Tiger, der sich stark fühlt, oder die Pinguine, die selbst im Sturm zusammenstehen.

Das Ergebnis ist ein äußerst unterhaltsamer Bewerbungsmarathon, bei dem das Publikum jede Menge zu lachen hat: zum Beispiel über die kalauernden Schnecken („Die Schlangen henn ja so doll jedanzt, da fällt enem ja fast dat Schneckenhus wech“), über einen Tiger, der so richtig dick aufträgt („Ich bin kein A-Tiger, ich bin ein Drahtiger“), über Pinguine, die mit Tröten im Mund ihr Lied näseln und einen Wal, der reimen kann („Mein Walgesang ist mein Wahlprogramm“).

Trotz aller Unterhaltung schafft es die Botschaft des Stücks in den Kopf  des Publikums – vor allem durch Liedtexte („Wenn der Sturm kommt, stehen wir zusammen“) und Gespräche der weisen Elefantendame mit dem Menschen, bei denen dieser von seinem Plan, alles zu beherrschen oder zu zerstören, abkommt.

Vor allem durch eines kommt die Botschaft in den Herzen an –  durch die strahlenden Gesichter der 120 Menschen auf der Bühne, die deutlich machen: Wir gehören zusammen, wir machen etwas gemeinsam und wir haben Spaß dabei. Und das, obwohl wir nicht unterschiedlicher sein können – vom Gymnasiasten bis zum Förderschüler, vom Kind bis zur Seniorin, vom Profi bis zum  Amateur.

Hält sich hier irgendeiner für wichtiger als der andere?  Nein. Das wird auf der Bühne ebenso deutlich wie bei der After-Show-Party, wo es vor allem darum geht,  dass alle es zusammen geschafft haben – trotz durchwachsener Generalprobe.

Und auch das Programmheft spricht eine deutliche Sprache: Alle 120 Mitwirkenden tragen auf ihren Porträtfotos eine Krone. Alle sind Könige. Jeder auf seine Art.

 Stehen immer zusammen – auch bei Sturm: die Pinguine.

Stehen immer zusammen – auch bei Sturm: die Pinguine.

Foto: TV/Ulrike Löhnertz
 Sorgen für den richtigen Sound: Musik und Band.

Sorgen für den richtigen Sound: Musik und Band.

Foto: tv/Ulrike Löhnertz
MUSIK: Alle tragen eine Krone
Foto: tv/Ulrike Löhnertz
 Giftspritzen: die Schlangen beim Bewerbungstanz.

Giftspritzen: die Schlangen beim Bewerbungstanz.

Foto: tv/Ulrike Löhnertz

(Anm. der Redaktion: In dem Artikel wurden bewusst keine Akteure  und Verantwortlichen hervorgehoben, um der Botschaft des Musicals Ausdruck zu verleihen).

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