Stadtentwicklung Alles auf Anfang

Bitburg · In Bitburg fehlen mehr Kitaplätze als gedacht. Deshalb soll die neue Tagesstätte größer und teurer werden. Die Übergangskita hat derweil den Betrieb aufgenommen.

 Komm mit ins „Abenteuerland“: So heißt die Übergangskita, die am Donnerstag eröffnet wurde.

Komm mit ins „Abenteuerland“: So heißt die Übergangskita, die am Donnerstag eröffnet wurde.

Foto: TV/Christian Altmayer

Ein Junge schaut in die Röhre. Dann krabbelt er durch den bunten Gang in einen Karton. Fünf Kinder folgen ihm ins Versteck. Es gibt Stau im Tunnel. Nebenan hüpft ein Mädchen auf einem Ball übers Parkett, ein anderes rutscht eine Bahn hinunter. Schuhe quietschen, Bobbycars rattern, Kinder schreien.

Es gibt einen Grund, warum es an diesem Morgen so laut in der alten Turnhalle auf dem Kasernengelände ist. Die Übergangskita wird eröffnet. Und die Kinder aus der Tagesstätte „Altes Gymnasium“ dürfen sich schon mal im „Abenteuerland“ austoben. So heißt die neue Filiale des Kindergartens in der Trierer Straße. Ob bei der Namensgebung ein Pur-Fan seine Hände im Spiel hatte, ist unbekannt. Leiterin Waltraud Wengler, die auch der Einrichtung am „Alten Gymnasium“ vorsteht, ist jedenfalls stolz auf die neue Kita: „Es ist toll, was die Verwaltung und die Firmen in so kurzer Zeit auf die Beine gestellt haben.“ 75 Kinder sollen hier unterkommen. 72 sind bereits angemeldet, die sukzessive eingewöhnt werden. Am ersten Tag sollen erst mal nur sechs Familien kommen.

Sie finden eine Tagesstätte vor, die längst nicht mehr nach Notlösung aussieht. Drei Kuben haben Arbeiter in die Halle gebaut. Drinnen gibt es Spiel- und Schlafräume, ausgestattet mit Tischen, Betten und allerlei buntem Spielgerät. Draußen, auf dem Parkett, steht mehr davon. Pflanzen säumen eine Frühstücksecke. Nur auf dem Außengelände sieht es noch kahl aus. Wengler verspricht aber: „Da wird einiges geliefert.“ Bezahlt hat all dies die Schreinerei „Belfakto“, die Stadtratsmitglied Willi Notte (Liste Streit) gehört. Erst mal. Denn er will auf den Kosten nicht sitzen bleiben. Über die Miete holt er sich das Geld von der Stadt zurück, dem Träger der Einrichtung. Um welche Summen es sich handelt, will Bürgermeister Joachim Kandels nicht verraten.

Denn die Übergangskita musste nur gebaut werden, weil die geplante Tagesstätte auf dem Kasernengelände nicht fertig war. Lange ist der Verwaltung bekannt, dass in Bitburg  Kita-Plätze fehlen. „2012 haben wir gedacht, dass wir mit dem Ausbau der Kita Liebfrauen Ruhe haben“, meint Kandels. Doch da hatte man das Wachstum der Gemeinde offenbar unterschätzt.

Zwei Jahre später war klar, dass 100 Krippenplätze fehlen. Seitdem plant die Verwaltung den Bau einer neuen Tagesstätte in einem ehemaligen Kasernenblock. Doch immer wieder kam was dazwischen. Ein Investor, der das Gebäude renovieren wollte, gab auf. Seitdem schlägt sich die Stadt mit  Ausschreibungen herum. So verschob sich die Eröffnung der Einrichtung zunächst von 2017 auf 2020.

Nun sieht alles danach aus, dass die Eltern sich bis 2021 gedulden müssen. Der Grund für die Verzögerung ist die Bedarfsplanung. Im Mai präsentierte die Verwaltung des Eifelkreises Bitburg-Prüm der Stadtverwaltung neue Zahlen. Demnach fehlen nicht mehr 110 Kita-Plätze, wie ursprünglich gedacht, sondern 185. Das heißt: Es braucht jetzt elf statt neun Gruppen. Damit wird die Einrichtung zusammen mit der neuen Speicherer Kita zur größten im Kreis. Und das stellt die Planung auf den Kopf, die eigentlich schon abgeschlossen war.

Platz genug sei zwar im Kasernenblock. Der Architekt müsse nun aber das „Raumkonzept“ überdenken. Reicht die angedachte Zahl von Wickelräumen, Toiletten, Bau-, Spiel- und Schlafecken? Die Beantwortung dieser Fragen bekommt die Stadt nicht gratis. Die Umplanung werde für Kosten sorgen, die Kandels nicht genauer beziffern kann. Auch der Baubeginn verschiebt sich. Denn ein neues Raumkonzept liegt frühestens Ende des Jahres vor.

Aber hätte man den Architekten nicht im Mai beauftragen können, als die Zahlen vorlagen? Offenbar nicht. Denn bis Anfang September seien sich Kreis und Stadt nicht über die Gruppenstruktur einig geworden, sagt Kandels. Also darüber, welche Kinder welchen Alters in welche Gruppe kommen. Ein Konzept dafür gibt es seit Anfang September. Aber auch das steht unter Vorbehalt. Denn erst muss der Stadtrat die neuen Pläne absegnen. Und dabei könnte er diese theoretisch anpassen oder sogar verwerfen. „Das halte ich aber für unwahrscheinlich“, sagt der Bürgermeister: „Wir können ja keine kleinere Kita bauen, wenn sich die Bedarfsplanung derart ändert.“

 Komm mit ins "Abenteuerland": So heißt die Übergangskita, die am Donnerstag eröffnet wurde. Foto: Christian Altmayer

Komm mit ins "Abenteuerland": So heißt die Übergangskita, die am Donnerstag eröffnet wurde. Foto: Christian Altmayer

Foto: TV/Christian Altmayer

Möglich wäre aber, dass die sich erneut ändert. 2021 könnte die Einrichtung schon wieder zu klein sein. Das weiß auch der Bürgermeister. Denn die Verwaltung plant fleißig Neubaugebiete. Zudem denkt die Bundespolitik seit Jahren über neue Gesetze nach. Was, wenn  Eltern künftig auch einjährige Kinder beitragsfrei in die Obhut der Erzieher geben dürfen? „Das sind Faktoren, die wir nicht beeinflussen können“, sagt Kandels. Prognosen seien schwierig und vor allem nicht förderfähig: „Wir können die Kita nicht auf der Basis von Fantasiezahlen noch größer bauen. Das bezahlt uns keiner.“ Gut, dass man für den Ernstfall eine fertige Übergangskita in der Hinterhand hat. „Der Mietvertrag gibt her, dass wir die Tagesstätte auch nach 2021 weiter betreiben können“, sagt Kandels.

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