Stadtentwicklung Am Stahler Weg in Bitburg tut sich seit Jahren wenig

Bitburg · In Stahl soll ein weiteres Neubaugebiet entstehen. Pläne dafür gibt es seit fünf Jahren. Aber gebaut wurde nichts. Heute berät der Bauausschuss über das Projekt.

 Das Schild, das auf das Neubaugebiet hinweist, hat die Volksbank schon vor Monaten abmontiert.

Das Schild, das auf das Neubaugebiet hinweist, hat die Volksbank schon vor Monaten abmontiert.

Foto: TV/Christian Altmayer

Zwei Männer und zwei Frauen stehen vor einer Wiese. In den Händen halten sie einen Plan. Das Papier zeigt die Grundrisse von Häusern, die hinter dem Zaun entstehen sollen. Die Architekten beratschlagen sich. Dann zeigt einer der Herrschaften im Sakko auf das Feld. Und prompt werden moderne, weiße Eigenheime per Computeranimation eingeblendet.

Wenn es doch nur so schnell ginge, diese Häuser wirklich zu bauen. Denn bis jetzt hat sich auf der Wiese aus dem Werbefilm nichts getan. Gedreht hat die Volksbank Eifel das Video vor fünf Jahren. Es  ist noch heute auf der Online-Plattform „Youtube“ zu sehen. Der Clip soll Häuslebauern ein Grundstück im Stahler Weg, im westlichsten der Bitburger Stadtteile, schmackhaft machen. Wer auf den Geschmack gekommen ist, muss lange warten. Denn das Projekt steckt seit Jahren in der Planungsphase.

Der Grund: Es gibt noch immer kein grünes Licht für den Bebauungsplan. Ein erster Entwurf wurde von der Verwaltung zwar schon im März 2017  gebilligt. Aber bevor es Baurecht gibt, haben Behörden und die Öffentlichkeit ein paar Wörtchen mitzureden. Mitte Dezember sollte im Bauausschuss über deren Anmerkungen zum Neubaugebiet gesprochen werden. Doch der Tagesordnungspunkt wurde auf eine spätere Sitzung verschoben (der TV berichtete).

Heute Abend ist es soweit. Der Stahler Weg steht erneut auf der Agenda des Ausschusses und Ortsvorsteher Willi Heyen ist optimistisch: „Wenn das Verfahren jetzt zügig abgewickelt wird, könnte bis Mitte des Jahres Baurecht vorliegen.“ Doch warum hat das überhaupt so lange gedauert?

Das liegt wohl unter anderem an einer Auflage der Kreisverwaltung. Die Behörde hatte im Juni 2017 gefordert, das Plangebiet am Stahler Weg zu vergrößern. Ein Grundstück über der Wiese soll in einem Zug mit erschlossen werden – schließlich soll dort ja auch einmal gebaut werden.

Dadurch ändert sich aber auch die Stellungnahme der Stadtwerke. Wenn nämlich eine größere Fläche versiegelt werde, könne weniger Regen auf dem Hang versickern. Größere Wassermassen würden dann den Hügel hinab laufen und den Kanal im Stahler Weg überfordern.

Die Lösung für dieses Problem haben die Stahler zwar schon mit den Werken ausgehandelt: Es soll nur ein Teil der ausgewiesen Flächen bebaut werden. Das einfach zu beschließen, reicht aber nicht. Durch die Vergrößerung des ausgewiesen Gebietes wird nämlich auch eine Änderung des Entwurfs notwendig. Und dieses bürokratische Verfahren bringt wiederum eine zweite sogenannte Offenlage mit sich. Es müssen also noch einmal alle Bedenken und Anmerkungen der Behörden und der Öffentlichkeit gehört werden. Die haben sich ja zur alten Planung geäußert, nicht zur neuen.

Bei Offenlagen werden nicht selten Gründe gefunden, die gegen das Vorhaben sprechen. Seltene Fledermäuse oder schützenswerte Unken wurden auf dem Grundstück zwar nicht gefunden. Dennoch ist einer der Hinweise bemerkenswert. Er stammt vom Landesamt für Geologie und Bergbau. Demnach befindet sich unterhalb des Grundstücks ein Radonvorkommen.

Radon ist ein radioaktives Gas. Wer es einatmet, nimmt Partikel davon in die Lunge auf. Wenn sie dort zerfallen, erhöhen sie das Krebsrisiko. Nun ist das Gas zwar im Boden und kommt dort erstmal nicht raus. Wenn aber gebohrt wird, könnten Bereiche getroffen werden, in denen das Element vorkommt, und das Gas könnte austreten. Damit das nicht passiert, müssen die Planer wissen, wo sich das Radon befindet – möglichst bevor es mit der Erschließung der Grundstücke losgeht. Proben sollen Wissenschaftler aber erst nach der Aufstellung des Bebauunsplans entnehmen. So schlägt es der Stahler Ortsbeirat dem Bauausschuss vor.

Sonst seien Ortsvorsteher Heyen keine Probleme bekannt, die dem Baurecht im Wege stehen würden. Negative Anmerkungen seien bei der ersten Offenlage keine eingegangen. Und er rechnet offenbar auch nicht damit, dass bei der zweiten neue auftauchen werden. Einen Wermutstropfen gibt es dennoch.

Durch die zweite Offenlage ziehe sich das Verfahren weiter in die Länge und dadurch erhöhten sich auch die Planungskosten von circa 12 000 auf 18 000 Euro. Wie der Investor, die Volksbank Immobilien, mit der Entwicklung des Projektes zufrieden ist, bei dem es seit Jahren nicht vorangeht, konnte oder wollte uns dort niemand sagen. Eine Anfrage blieb über Wochen unbeantwortet.

Vor einem halben Jahr stand auf der Wiese jedenfalls noch ein Schild, das auf das Neubaugebiet hinwies. Das hat die Volksbank inzwischen abmontiert. Mit einer so langen Planungsphase hatte bei dem Unternehmen wohl auch niemand gerechnet.

Dort, wo vorher das Schild stand, beginnt jetzt ein Weg. Er führt mitten in die Wiese. In nicht allzu ferner Zukunft werden dort wohl weiße, moderne Eigenheime entstehen. Solche, wie sie in in dem Werbevideo zu sehen waren. Wann es soweit sein wird, kann Willi Heyen aber noch immer nicht sagen.

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