Umwelt An der Prüm eröffnet ein Hotel

Irrel · Bei Irrel entsteht eine neue Heimstatt für Insekten. Der Baumeister erklärt, warum dafür nur Hartholz verwendet wird und wie er dem Frauenmangel vorbeugt.

 Peter Brixius ist mächtig stolz auf sein Insektenhotel.

Peter Brixius ist mächtig stolz auf sein Insektenhotel.

Foto: TV/Sandrine Fischbach

Wer die grüne Brücke über die Prüm passiert, steuert auf ein neues Hotel zu. Die Bleibe ist umgeben von saftigem Grün, hohen Bäumen und liegt in Nachbarschaft zu einem Gemüsegarten. Wer sich schon ein Zimmer am Irreler Ortsausgang buchen will, wird aber leider enttäuscht: Erstens ist das Hotel noch nicht fertig. Und zweitens dürfen Menschen hier keine Ferien machen, sondern nur Insekten. Dabei sollen Bienenherzen höher schlagen.

Auch für Peter Brixius, Insekten- und Wildbienenexperte aus Ralingen, ist das Projekt eine Herzensangelegenheit. Der 66-Jährige errichtet das Hotel momentan gemeinsam mit dem Nabu Rheinland-Pfalz und der Irreler Initiative „Hand in Hand“. Vom kommenden Frühjahr an soll es den zahlreichen Spaziergängern, die es normalerweise auf die Irreler Wasserfälle abgesehen haben, das Leben von Bienen und Wespen nahebringen. Insektenhotels wie dieses informieren Kinder und Erwachse in der ganzen Region über den richtigen Umgang mit der Natur. Die Initiative „blühende Landschaften“ zum Beispiel sorgt für mehr Lebensräume im Kampf gegen das Insektensterben.

Und wie sieht sowas aus? Birxius‘ Insektenhotels jedenfalls bestehen aus Hartholzklötzen und Schilf- beziehungsweise Bambusröhrchen mit Löchern von vier bis zehn Millimetern Durchmesser und zehn Zentimetern Tiefe.

Die genaue Größe sei wichtig, damit sich nicht nur die  kleineren Männchen einnisteten. „Sonst wundern sich die Menschen im Frühjahr, dass vor dem Insektenhotel so ein Aufstand ist und kriegen Angst“, sagt Brixius lachend. Doch das liege einzig daran, dass die Männchen sich auf die Suche nach den wenigen Weibchen machten, wenn die Löcher und Eiablagen für diese zu eng geraten seien.

Wichtig sei auch, dass Hartholz benutzt werde, beispielsweise Eiche oder Buche. Andere Hölzer harzten und verklebten daher die empfindlichen Flügel der Bienen. Das Material solle zudem unbehandelt sein und die Löcher akkurat gebohrt. Nur dort, wo Insekten sich wohlfühlten und kein Verletzungsrisiko bestehe, nisteten sie sich ein.

75 bis 80 Prozent der Biomasse sind laut einer Studie in den letzten Jahrzehnten verschwunden. Die Nabu-Regionalstelle in Trier warnt, mittlerweile seien mehr als die Hälfte der 561 Wildbienenarten bedroht. Eine der Hauptursachen für das Insektensterben ist Experten zufolge die intensive Agrarlandwirtschaft. Doch auch  Steingärten tragen Schuld daran, dass den Insekten die Lebensräume fehlen.

 Insektenhotels setzen ein Zeichen gegen diesen Mangel an Lebensraum.  Neben Bienen und Wespen sollen in Irrel auch Menschen profitieren: Neben dem Hotel werden zwei Holzbänke errichtet. Einem kostenlosen Frühjahrskonzert der Bienen steht somit nichts im Weg. „Für mich ist das wie Meditation“, schwärmt Brixius. „Man kann sich dem Insektenhotel mit allen Sinnen hingeben.“ Gefährlich sei es nicht, sich dort aufzuhalten:  

Bei den Bewohnern handele es sich um sogenannte „solitäre“ Bienen – und nicht um „soziale“ Bienen wie die Honigbiene, die ihren Honig und ihr Volk verteidigten und bei Störung aggressiv werden könnten.

 Wer selbst ein Insektenhotel bauen möchte, kann sich für Informationen und Tipps bei Peter Brixius, E-Mail brixiuspeter@hotmail.de, oder dem Nabu, E-Mail region.trier@nabu-rlp.de, Telefon 0651/1708819, melden.  

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