Auch die Eifel ist ein Tatort

Hauptaufgabe von Heide Schmidtmann, Diplom-Psychologin beim Kinderschutzdienst des Caritasverbands Westeifel, ist es, das Vertrauen der Opfer, missbrauchte und misshandelte Kinder, zu gewinnen und ihnen zu helfen. Um die Täter kümmert sich die Polizei.

Bitburg. Heide Schmidtmann betreut seit sechs Jahren Kinder und Jugendliche, die Opfer häuslicher Gewalt oder sexuellen Missbrauchs geworden sind. Für die Mitarbeiterin des Kinderschutzdienstes (KSD) des Caritasverbands Westeifel stehen die Opfer im Vordergrund ihrer Arbeit. "Wir haben uns zu einer klaren Abgrenzung zwischen Tätern und Opfern entschieden", sagt Heide Schmidtmann. Zwar plädiert sie in vielen Fällen dafür, dass die Täter psychologisch betreut werden sollten, "aber es wäre schon seltsam, sollte sich der selbe Dienst sowohl um Opfer als auch um Täter kümmern", sagt Schmidtmann. Diese säßen sich sonst quasi im Wartezimmer gegenüber.

Auch die Verfolgung der Täter sieht Schmidtmann nur sehr bedingt in ihrem Aufgabenfeld. Natürlich habe die Polizei großes Interesse daran, die Täter dingfest zu machen, aber ob eine Strafanzeige gestellt werde, liege allein in der Entscheidung des Opfers oder der begleitenden Erwachsenen.

"Die Strafanzeige kann auch ein heilsamer Schritt sein", sagt Schmidtmann, sie dränge aber niemanden dazu.

2007 führte der KSD im Eifelkreis Bitburg-Prüm 122 Beratungen durch. 42 davon waren langfristige Beratungen über einen Zeitraum von bis zu drei Jahren.

Kinder fassen schneller Vertrauen



Diese langfristigen Beratungen seien hauptsächlich bei jugendlichen Opfern notwendig, da Jugendliche allgemein viel mehr Beteiligung forderten, als Kinder das im Regelfall täten. Diese entwickelten viel schneller Vertrauen zu den Helfern, sagt Schmidtmann.

Laut dem Tätigkeitsbericht des KSD ist auch mangelnde Mitwirkung der Eltern oftmals Grund für die längeren Betreuungs-Zeiten bei Jugendlichen.

Man dürfe nicht denken, die Täter seien nur Erwachsene, sagt Schmidtmann. Jugendliche, die Kinder sexuell missbrauchen, seien oft selber einmal Missbrauchsopfer gewesen, aber das befreie sie nicht von ihrer Verantwortung.

Sexueller Missbrauch geschah laut Tätigkeitsbericht tatsächlich häufiger als Misshandlung: "Bei 22 Fällen waren vermutete oder tatsächliche sexuelle Übergriffe der Beratungsgrund, davon in sechs Fällen durch jugendliche Täter. In elf Fällen ging es um Misshandlungen durch die Eltern." In neun Fällen waren psychische Belastungssymptome aufgrund von Vernachlässigung, Trennungsproblemen der Eltern und Mobbing durch Mitschüler der Grund, warum der KSD sich um die Kinder kümmerte. Neben den 42 längerfristigen Beratungen gab es 80 Kurzberatungen. Solche Kurzberatungen richten sich an Institutionen im Umfeld der Kinder und Jugendlichen. "Wenn ein Kindergarten einen Fall von Misshandlung vermutet und nicht damit zurecht kommt, hilft der Kinderschutzdienst", sagt Heide Schmidtmann. Der KSD berate in diesem Fall den Kindergarten, übernehme den Fall aber meist nicht selbst.

"Eine Tatsache, der ich immer wieder begegne", sagt Schmidtmann zum Schluss, "ist das Vorurteil: ‚Auf dem Land ist doch alles in Ordnung, so was passiert doch nur in Großstädten'; das ist quatsch."

Wer Hilfe sucht: Heide Schmidtmann ist erreichbar unter der Telefonnummer 06561/9671-17 sowie per E-mail: h.schmidtmann@bitburg.caritas-westeifel.de.EXTRA Der Kinderschutzdienst Westeifel (KSD): Bereits 1996 startete der Caritasverband Westeifel ein Modellprojekt zum Schutz und zur Betreuung von vernachlässigten, misshandelten oder missbrauchten Kindern. 2002 wurde der KSD zu einer festen Institution mit zwei Mitarbeitern. Heide Schmidtmann arbeitet seit 2000 bei der Caritas für den Kinderschutz. Sie ist für den gesamten Landkreis Bitburg-Prüm sowie für die Verbandsgemeinde Obere Kyll zuständig. Neben Bitburg gibt es als zweiten Standort des KSD Daun, wo Karin Knötgen sich um Kinder kümmert.

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