Auch die letzte Reise wird teurer

Friedhofs-Gebühren sind ein sensibles Thema, scheint es doch pietätlos, über den Preis fürs Begraben zu reden. Dennoch steht das Thema in Bitburg an, da der städtische Friedhof nicht mehr kostendeckend betrieben werden kann. Doch die erste Diskussion - in einer nicht öffentlichen Sitzung des Hauptausschusses - blieb ohne Ergebnis, der Beschluss wurde auf Juni vertagt.

 Ruhe in Frieden: Viele Menschen schätzen die Möglichkeit, ihren Verstorbenen an einem Ort – wie hier dem Friedhof Kolmeshöhe – gedenken zu können. Doch die Bestattungs-Kultur ist im Umbruch. Steigende Kosten sind die Folge. TV-Foto: Dagmar Schommer

Ruhe in Frieden: Viele Menschen schätzen die Möglichkeit, ihren Verstorbenen an einem Ort – wie hier dem Friedhof Kolmeshöhe – gedenken zu können. Doch die Bestattungs-Kultur ist im Umbruch. Steigende Kosten sind die Folge. TV-Foto: Dagmar Schommer

Bitburg. Bestattungs-Kultur im Umbruch: In Großstädten werden bereits 90 Prozent aller Verstorbenen in Urnen beigesetzt - hinzu kommen Friedwälder oder weitere alternative Bestattungen. Doch auch wenn immer weniger Verstorbene traditionell bestattet werden, bleiben die Kosten für Bewirtschaftung und Pflege der Friedhöfe gleich. "Der Trend zur Urne führt zu Mindereinnahmen bei Einzel-, Doppel- und Reihengräbern", sagt Bürgermeister Joachim Streit. Auch in Bitburg werden inzwischen etwa die Hälfte aller Verstorbenen in Urnen beigesetzt, was nach der geltenden Friedhofs-Gebührensatzung (siehe Extra) wesentlich günstiger ist. Hinzu kommt: Die Liegezeit für Urnengräber beträgt nur 15 Jahre im Vergleich zu 25 Jahren bei üblichen Gräbern. Deshalb sollte in nicht öffentlicher Sitzung eine Anhebung der Gebühren beschlossen werden, die zuletzt 2004 erhöht wurden. Aber dazu kam es nicht. Mit den vorgeschlagenen Steigerungen von mehr als 100 Prozent konnte sich keiner anfreunden. "Solche enormen Steigerungen von heute auf morgen kann man nicht machen", sagt Stephan Garçon (SPD), der bereits seit Jahren einen Friedwald für Bitburg fordert. Zudem war der SPD-Fraktion bei der von der Verwaltung vorgelegten Auflistung der Unterhaltungskosten des Friedhofs einiges unklar - etwa die Höhe der Personalkosten oder Antworten auf Fragen, wie oft der Rasen gemäht und die Wege gepflegt werden müssen. "Anpassen müssen wir die Gebühren, aber mit Augenmaß", sagt CDU-Fraktionssprecher Peter Wagner. Auch er ist der Ansicht, dass die Verwaltung noch mal genau nachrechnen müsse. "Es gab in der Beschluss-Vorlage auch Darstellungsfehler", sagt Manfred Böttel (FBL). So sollte der Preis für Urnengräber von 120 auf 680 Euro steigen, was sich aber relativiert, da es sich um Vierer- und nicht um Einzel-Gräber handelt. Stadt-Chef Streit: "Mit den Vierer-Urnen-Gräbern wollen wir der geänderten Bestattungskultur Rechnung tragen." "Solche Erhöhungen beschließt keiner gerne, aber gerade bei einem nicht ausgeglichenem Haushalt müssen wir darauf achten, auch den Friedhof kostendeckend zu betreiben", sagt Böttel. Ähnlich wie Garçon schlägt er eine Staffelung der Gebühren-Erhöhung vor. Auch die Grünen sind nicht generell gegen eine Erhöhung. Fraktionssprecher Johannes Roß-Klein schlägt vor, Rücklagen für arme Menschen zu bilden: "Es gibt auch in Bitburg immer mehr Menschen, die sich das Nötigste nicht leisten können." Für die FDP-Fraktion sagt Marie-Luise Niewodniczanska: "Der Sprung war zu groß, deshalb wurde das Thema vertagt. Aber wir müssen kostendeckend arbeiten, das ist Vorschrift." Leser-Echo: Was ist Ihre Meinung zum Thema "Bestattungs-Kultur im Umbruch" - Urnen und steigende Friedhofs-Gebühren? Was halten Sie von der Idee eines Friedwalds für Bitburg? Mailen Sie uns Ihre Meinung in wenigen Zeilen an eifel-echo@volksfreund.deEXTRA Friedhofs-Gebührensatzung: In Großstädten werden Friedhöfe geschlossen, die Liegezeiten verkürzt, und Gebühren-Steigerungen von bis 150 Prozent sind keine Seltenheit. In Bitburg kostet ein Reihengrab 320 Euro, ein Einzelgrab 620 Euro, eine Grabkammer 1300 Euro, ein Doppelgrab 1240 Euro und ein Urnengrab 120 Euro. Hinzu kommen Gebühren für das Ausheben der Gräber (170 bis 420 Euro, je nach Grabart) sowie für die Benutzung der Leichenhalle (16 bis 86 Euro). Zum Vergleich: In Trier kostet ein Urnengrab samt Grabherrichtung, Totenhalle, städtischem Sargträger und Verwaltungsgebühr rund 1200 Euro, in Prüm rund 950 Euro, in Wittlich zwischen 400 und 600 Euro (je nach Urnengrab) plus Bestattungsgebühren. (scho)

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