Aus für Schulstandort: 23 Anmeldungen zu wenig für eine Realschule plus in Speicher

Speicher/Bitburg · Die ausgelobte Prämie von 500 Euro für jede Neuanmeldung hat nicht geholfen: Nur 28 Kinder haben sich für die fünfte Klasse am Schulzentrum Speicher angemeldet. Um die derzeitige Haupt- und Realschule in eine Realschule plus zu überführen, wären aber 51 Anmeldungen nötig gewesen. Die Schule soll aufgelöst werden.

 Ein Auslaufmodell: Geht es nach den Plänen der Schulbehörde, wird das Schulzentrum Speicher schließen, sobald die heutigen Fünftklässler ihren Abschluss haben. TV-Foto: Klaus Kimmling

Ein Auslaufmodell: Geht es nach den Plänen der Schulbehörde, wird das Schulzentrum Speicher schließen, sobald die heutigen Fünftklässler ihren Abschluss haben. TV-Foto: Klaus Kimmling

Speicher/Bitburg. Sie haben gekämpft, sie haben sich was einfallen lassen und damit für richtig Aufsehen gesorgt: Zuletzt sorgte der Schulzweckverband, in dem neben der Verbandsgemeinde Speicher auch die VG Wittlich-Land und Trier-Land organisiert sind, mit einem Kopfgeld für Schlagzeilen.
2018 wäre dann wohl Schluss


Bei der landesweit einmaligen Aktion wurden 500 Euro Prämie für jeden neuen Fünftklässler ausgelobt (der TV berichtete). 51 Anmeldungen hätte Speicher gebraucht, damit aus der derzeitigen Haupt- und Realschule eine Realschule plus wird. Doch trotz der Kopfprämie kamen nur 28 Anmeldungen - 23 zu wenig.
"Damit besteht aus unserer Sicht keine Möglichkeit, die Schule fortzuführen, weil es für eine Umwandlung in eine Realschule plus zu wenig Anmeldungen gab", sagt Eveline Dziendziol von der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Trier. Derzeit besuchen 93 Jungen und Mädchen die Hauptschule Speicher, die Realschule zählt 174 Schüler. Die ADD plant, dass diese Schüler alle noch ihren Abschluss in Speicher machen können. "Die Schule würde dann Jahrgang für Jahrgang auslaufen", sagt Dziendziol. Das würde bedeuten: Wenn die heutigen Fünftklässler 2018 ihren Realschulabschluss machen, ist Schluss mit dem Angebot einer weiterführenden Schule in Speicher. Die ADD prüft derzeit auch, ob die Haupt- und Realschule während dieser Übergangszeit von der Realschule plus in Bitburg aus mitgeführt werden wird.
Für die 28 Kinder, die gerne ab dem kommenden Schuljahr in Speicher die fünfte Klasse besucht hätten, schlägt die ADD den Eltern nun alternative Standorte vor - je nach Wohnort kommen dafür grundsätzlich Bitburg, Wittlich, Salmtal, Irrel oder Trier infrage oder auch Neuerburg.
Kreistag will Ausnahmeregel


Speichers Stadtbürgermeister Erhard Hirschberg ist enttäuscht: "Ich hätte nicht gedacht, dass sich nur so wenige anmelden. Für unsere Stadt ist das natürlich schade, wenn es keine weiterführende Schule mehr geben sollte. Da geht ein Stück Kultur verloren." Erst vergangenes Jahr bekam der gut 3000 Einwohner zählende Ort Speicher die Stadtrechte verliehen. So, wie es derzeit aussieht, ist es wohl in fünf Jahren eine Stadt ohne weiterführende Schule.
Bürgermeister Rudolf Becker saß im Kreistag - und auch der beschäftigte sich mit dem Schulstandort Speicher. Mit großer Mehrheit stimmte der Kreistag dafür, zu versuchen, beim Land eine Ausnahmeregel zu erwirken. Doch die Aussicht darauf, dass das gelingen könnte, ist gering. Landrat Joachim Streit sagte in der Sitzung: "Wenn wir heute einen Ausnahmeantrag auf den Weg bringen, dann wissen wir, dass es vom Gesetz her dafür keinen Ermessensspielraum gibt." Becker, der den Antrag unterstützt hat, gab in der Sitzung zu bedenken, dass die Ungewissheit dazu beigetragen hat, dass zu wenige Eltern ihre Kinder angemeldet haben: "Die Eltern waren frustriert, weil sie nicht wissen, wohin die Reise geht."
Meinung

Traurig, aber wahr
Wenn sich abzeichnet, dass eine weiterführende Schule schließen muss, ist das nirgendwo ein Grund zu Freude. Das war in Mettendorf, wo die Hauptschule vergangenes Jahr nach 44 Jahren Betrieb ihre letzten Schüler entlassen hat, nicht anders als nun in Speicher. Die Eltern hätten es in der Hand gehabt, für eine ausreichende Zahl an Anmeldungen für eine Realschule plus in Speicher zu sorgen. Aber sie haben anders entschieden. Das ist zu respektieren. Statt lange zu lamentieren, sollte sich Speicher überlegen, wie das Schulgebäude perspektivisch weitergenutzt werden kann. Da lässt sich sicher auch ein Stück neue Kultur schaffen - etwa mit einem Haus der Bildung, wie es nun in Mettendorf umgesetzt wird. d.schommer@volksfreund.de

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