Bitburg Autohändler berichten: In der Eifel läuft der Diesel noch

Bitburg · Ist die Zeit des Diesels vorbei? Der TV hat bei Autohäusern nachgefragt, welche Auswirkungen der Abgasskandal für sie hat. Die Zeit der E-Autos ist in Bitburg außerdem noch nicht gekommen.

 Nach dem Skandal um Betrug bei den Abgaswerten vieler Autobauer fallen die Preise für Autos mit dieser Kraftstoffart. Betrifft das auch die vielen Autohändler in Bitburg?

Nach dem Skandal um Betrug bei den Abgaswerten vieler Autobauer fallen die Preise für Autos mit dieser Kraftstoffart. Betrifft das auch die vielen Autohändler in Bitburg?

Foto: picture alliance/dpa/Christophe Gateau

Es ist inzwischen über drei Jahre her, dass am 18. September 2015 die Meldung über die illegale Abschalteinrichtung in Autos der Marke Volkswagen kursierte. Es wurde betrogen, dem Kunden wurden falsche Abgaswerte vorgelogen. Seitdem ist eine Menge passiert. Die großen Automobilhersteller schreiben jedoch weiter Rekordzahlen. Ist also alles gut? Nein. Denn die Automobilbranche ist tief gespalten. Will man die direkten Auswirkungen des Skandals erkennen, dann muss der Blick nach unten, auf die regionalen Autohändler wandern. Und von denen hat Bitburg bekanntlich jede Menge. Der TV hat sich umgehört. Geht es den Autohändlern wegen des Diesels schlecht?

Nein. Also zumindest nicht allen. Geholfen hat der Skandal etwa dem Autohaus Thielen: „Wir spüren keine negativen Auswirkungen“, erklärt Susanne Balter vom Autohaus. „der Umsatz ist sogar gestiegen.“ Ein besseres Geschäftsjahr trotz eines Skandals, der die gesamte Autobranche erschütterte? Wie kann das sein? „Unser Schwerpunkt liegt seit jeher auf Fahrzeugen mit Benzinmotor.“ Wenn weniger Diesel verkauft werden, dann hat das Auswirkungen auf die Verkaufszahlen bei den Benzinern. Grund genug für das Autohaus, das mit den Marken Ford, Seat, Skoda, Toyota und Volkswagen handelt, nicht viel zu verändern: „Wir bleiben unserer Linie jetzt natürlich erst recht treu.“ Dennoch betont Baltes, dass der Ruf des Diesels nicht ruiniert sei: „Gerade hier auf dem Land möchten tatsächlich einige verständlicherweise weiterhin Diesel fahren.“

Auch das Autohaus Werkmeister hat nicht mit Einbußen zu kämpfen. Der Opel-Händler verkauft weiterhin „genauso viele Diesel wie Benziner“. Das erklärt Fidan Berisha, Mitarbeiter im Verkauf des Autohauses. In der Anfangszeit, als der Skandal in aller Munde war, habe man einen Einbruch gemerkt. Danach hätten sich  die Absatzzahlen jedoch wieder normalisiert. Dennoch sei nicht von der Hand zu weisen, dass die Kunden sich mit dem Thema beschäftigen: „Der Skandal ist sehr oft Thema in Verkaufsgesprächen“, sagt Berisha. Wie geht der Händler damit um? „Ich empfehle weiterhin jedem, der mehr als 40 000 Kilometer im Jahr fährt, einen Diesel.“ Auch die Grenznähe sieht Berisha als Verkaufsargument: „Viele unserer Kunden pendeln nach Luxemburg, da interessieren die Fahrverbote nur wenig.“

Diese Verbote betreffen des Weiteren nur Großstädte – in der Eifel darf sich der Dieselfahrer weiterhin austoben. Das Autohaus erwartet zwar einige Leasing-Rückläufer (das sind geleaste Autos, die nach der Laufzeit vom Kunden zurück an den Händler gehen), diese sind jedoch größtenteils in der Schadstoffgruppe Euro-5 eingruppiert. Da man mit diesen Autos noch in vielen Städten fahren darf, erwartet das Autohaus hier „keine großen Probleme“.

Der Geschäftsführer des Autohauses Schaal blickt gelassen auf den Skandal. „Die Einbrüche sind nicht so stark, wie es teilweise gesagt wird“, erklärt Bujara. Er ist gleichzeitig auch Vorsitzender des Gewerbevereins Bitburg und kennt deswegen seine Mitbewerber im Autohandel. „Auch bei denen sieht es nicht viel anders aus, als bei uns.“

Vor 2015, als der Ruf des Diesels noch unbefleckt war, verkaufte Bujara in seinem Autohaus nach eigenen Angaben 80 bis 85 Prozent Dieselfahrzeuge. „Heute verkaufen wir 60 bis 65 Prozent Diesel“, sagt er. Das sei zwar durchaus ein Einbruch der Zahlen, dieser sei jedoch nicht gravierend.

Die Diesel, die das Autohaus Schaal  verkauft, sind allesamt in der Schadstoffklasse Euro-6d-Temp eingruppiert. „Mit dieser Klasse werden Dieselfahrer noch lange fahren können“, sagt er voraus. Der 65-Jährige erklärt auch, welche Kunden er verloren hat. „Das waren Autofahrer, die früher Vielfahrer waren, also mehr als 25 000 Kilometer gefahren sind“, sagt er.

Diese seien, auch wenn sie nicht mehr so viel gefahren sind, dem Diesel „aufgrund des Fahrgefühls und der Charakteristik treu geblieben“. Der Fokus dieser Fahrer geht laut Bujara  in Richtung Kleinwagen und Benziner. 

Der Gewerbevereins-Vorsitzende empfiehlt, beim Diesel zu bleiben – mit Abstrichen. „Wenn jemand es sich leisten kann“, sagt er. „dann sollte er sich einen Euro-6-Diesel kaufen.“ Doch wenn nicht, dann solle niemand sich in finanzielle Nöte bringen, nur weil er denkt, sein Euro-5 Fahrzeug reiche nicht mehr.

Auch zu Alternativen gegenüber des Diesels hat Bujara eine klare Meinung. Demnach liege der Prozentsatz an Hybrid- und Elektrofahrzeugen bei um die fünf Prozent. „Das sollte bei den anderen Autohäusern auch in diesem Rahmen sein.“ Diese Zahl steige jedoch nicht an, weil die Ladesäulen in der Eifel fehlen. „Wenn ich zu Hause mein Auto lade, dann dauert das länger, als im öffentlichen Raum am Starkstrom“, erklärt Bujara. 

„Von diesen Ladestellen haben wir jedoch zu wenige.“ Außerdem seien die Anschaffungskosten höher und der Fahrer müsse seine Fahrten genau analysieren – was in der weitläufigen Eifel teilweise schwer sein kann.

Der leitende Verkäufer des Autohauses Mofa, Juri Safin, stellt klar, dass es durchaus Kunden gebe, „die das Thema Ansprechen und Zweifel haben sich ein Diesel zu kaufen.“ Dennoch habe sein Autohaus bislang „jeden Diesel verkauft bekommen.“ Dies liege daran, dass Dieselfahrzeuge momentan echte Schnäppchen sind. „Obwohl die Fahrzeuge im Vergleich zum Benziner die qualitativ hochwertigeren sind“, sagt Safin. Des Weiteren erlebt er einen Kundenzuwachs aus dem Ausland, die „aufgrund der guten Angebote in Grenznähe“ einen Diesel in Bitburg kaufen.

Fazit: Der Skandal hat die Autohändler in Bitburg bei Weitem nicht so stark getroffen, wie befürchtet.

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