Musik Barockengel trifft Singlefrau
Weilerbach · Die Kultursaison auf Schloss Weilerbach beginnt. Los geht’s Mitte April mit einer ungewöhnlichen musikalischen Lesung zum Thema Liebe.
Manchmal entstehen gute Ideen durch Zufälle. Und Konzepte durch die Verkettung unglücklicher Umstände. So geschehen beim Konzept für die Matineen auf Schloss Weilerbach, die es seit einigen Jahren in Zusammenarbeit der für Kulturprogramm auf dem Schloss verantwortlichen Schloss-Weilerbach-Gesellschaft mit der Jazz-Initiative Eifel gibt.
Bei einer Veranstaltung im Sommer 2014 sollten das Vokalensemble „Key Chord“ und das Benno-Raabe-Trio nacheinander im Schlossgarten auftreten. Das Problem: Der Sänger des Ensembles hatte Stimmprobleme. „Da nutzte gar nix, weder das Spülen mit Schnaps noch das Räuspern“, berichtet Rolf Mrotzek, Bassist im Benno-Raabe-Trio und zugleich Vorsitzender der Jazz-Initiave Eifel. Kurzum mussten die Sänger absagen. Das Jazz-Trio gestaltete das dreistündige Konzert alleine. „Als der Sänger sich wieder erholt hatte, haben wir das Konzert nachgeholt. Allerdings war das im November, also ging es nur drin“, erzählt Mrotzek. In der Zwischenzeit sei ein so guter Kontakt zwischen den Musikern entstanden, dass man gemeinsam das Konzert gestaltete - und zwar als Matinee.
„Diese erste Matinee lief gleich so gut, dass wir das wiederholen wollten“, sagt Mrotzek. Und das läuft seit einigen Jahren erfolgreich – auch aus Sicht von Martin Olinger, Vorsitzender des Zweckverbands Schloss Weilerbach. Insgesamt sechs Matineen mit 350 Besuchern gab es im letzten Jahr.
Das Rezept: zwei Ensembles, ein gemütlicher Sonntagmorgen, Musik, Wein, Gespräche. Dabei laden die Organisatoren oft bewusst Ensembles aus gegensätzlichen Musikrichtungen in den Saal des Schlosses ein, um die Spannung zu erhöhen. Zum Beispiel am Denkmaltag, an dem das Hans-Jürgen-Thoma-Duo (Flöte, Cembalo) Barockmusik bietet und Gisela Wagner deutsche Chansons singt.
Aber auch sich ergänzende Künstler sind am Start. Beispiel: die erste Matinee im Jahr mit Nadine Kretz, Autorin von „100 miese Dates und die Suche nach der Liebe“ und Pianist Stefan Jenal am Sonntag, 15. April. Die Beziehungsmanagerin berichtet von Single-Abenteuern, Dating-Katastrophen und wie man es schafft, die nächste Lovestory neu zu schreiben. Stefan Jenal wird die Lesung musikalisch passend am Klavier ergänzen.
Oft, so berichtet Mrotzek, gebe es auch gemeinsame Stücke, wodurch der Sonntag einen improvisierten, lockeren Charakter bekomme. Auch in diesem Jahr sind zwischen Mitte April und Mitte Oktober sechs Matineen geplant (siehe Extra).
Ein bisschen mehr Möglichkeiten bietet der Sommer.,Denn während der Saal des Schlosses nur etwa 70 bis 80 Gäste fassen kann, steht bei gutem Wetter die ganze Anlage mit dem Barockgarten zur Verfügung. Und der ist, wie Mrotzek findet, „ein Schmuckstück“. Zwei Events gibt es daher mit dem Jazz-Club Eifel, und zwar das traditionelle Sommerfest Anfang August mit Bands, Fingerfood und Salaten und – ganz neu – ein Singer-Songwriter-Summit mit vier Musikern Ende August.
Das Konzept ist ebenso locker wie beim Sommerfest: Unter freiem Himmel werden die Musiker bis spät in den Abend ihre Lieder vortragen, es gibt zudem Essen und Getränke.
Jenseits der Zusammenarbeit mit dem Jazzclub hat die Schloss-Weilerbach-Gesellschaft im Schlossgarten noch mehr geplant: den traditionellen Mittelaltermarkt am 21. und 22. Juli sowie einen Auftritt der luxemburgischen Militärmusik am 15. Juli. Immerhin: Die Gesellschaft erwirtschaftete mit ihrem Kulturkonzept im Jahr 2017 knapp 3000 Euro.
Dennoch hat der Eifelkreis als Eigentümer des Schlosses Sorgen. Denn die nicht gerade kleine Immobilie muss ständig instand gehalten werden. Im vergangenen Jahr machte der Kreis beim Betrieb der Schlossanlage ein Minus von 21 000 Euro. Und eine weitere Sanierung steht an: die Instandsetzung der Terrassenmauer, für die es derzeit noch keine sichere Finanzierung gibt.
Vereinzelte Stimmen, die den Verkauf des Schlosses fordern, können Kulturmacher Mrotzek nicht verunsichern. Er möchte, dass das Schloss mit Leben gefüllt wird und weitgehend öffentlich zugänglich bleibt. Während Martin Olinger sagt: „Verkaufspläne hat es noch nicht gegeben“, formuliert es Mrotzek so: „Kultur kostet Geld, aber zahlt sich aus.“
Die Anlage mit Ausnahme des Hüttengeländes kann ganzjährig besucht werden, allerdings steht das Schloss nicht für Führungen offen.
In der früheren Remise wurde ein Museumscafé eingerichtet. Das Museumscafé hat von Ostern bis Mitte Oktober täglich von 11 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Info: Telefon 06526/1333. Der Gartenpavillon, der Festsaal des Schlosses und ein Saal in der Remise können für standesamtliche Trauungen gebucht werden. Info: Reinhold Weber, Telefon 06525/79-132.
