Bindungsangst im Großformat

Mit 120 Grundstücken soll "Schleifmühle II" Bitburgs bislang größtes Neubaugebiet werden. Die Idee, die Haushalte über ein zentrales Heizkraftwerk zu versorgen, ist vorerst vom Tisch - aber noch nicht in der Tonne.

 In Roth an der Our entsteht derzeit ein Solarheizkraftwerk, über das zukünftig Niedrigenergiehäuser mit Wärme versorgt werden sollen. Auch in Bitburgs Neubaugebiet „Schleifmühle II“ wäre so etwas möglich. TV-Foto: Uwe Hentschel

In Roth an der Our entsteht derzeit ein Solarheizkraftwerk, über das zukünftig Niedrigenergiehäuser mit Wärme versorgt werden sollen. Auch in Bitburgs Neubaugebiet „Schleifmühle II“ wäre so etwas möglich. TV-Foto: Uwe Hentschel

Bitburg. Die durchschnittliche Dauer einer Ehe liegt in Deutschland bei 13,9 Jahren. Die Lebenserwartung einer Heizung hingegen ist deutlich höher, weshalb es auch nicht verwunderlich ist, dass für viele Menschen die Wahl des richtigen Brennstoffs entscheidend ist.

"Wenn wir nicht den Zwang haben, uns langfristig binden zu müssen, dann sind wir dabei", sagt Johannes Thommes, Berater des Volksbank-Bitburg-Immobiliencenters (VB Immo), das die Erschließung des Neubaugebiet "Schleifmühle II" übernommen hat.

Langfristige Bindung könnte Interessenten abschrecken



Partner einer langfristigen und damit zwanghaften Bindung wäre für Thommes ein Blockheizkraftwerk (BHKW), über das dann alle 120 Grundstücke mit Nahwärme versorgt würden. Das wäre sicherlich günstiger und umweltfreundlicher als die Summe aller 120 Einzelmaßnahmen, könnte aber Grundstücksinteressenten, die sich nicht binden wollen, von einem Kauf abhalten. Das wiederum könnte die Vermarktung des Neubaugebiets in die Länge ziehen, worin Rolf Heckemanns, Leiter der Stadtwerke Bitburg, ein weiteres Problem sieht. "Wir hätten dann ein Blockheizkraftwerk mit hohen Investitionen und einer zu langen Anlaufphase", sagt Heckemanns. Zudem sei angesichts der immer besser isolierten Häuser mit einem geringeren Energiebedarf zu rechnen, womit das BHKW die "ersten fünf bis sechs Jahre ein kräftiges Minus machen würde".

Gespräche mit den Stadtwerken Trier



Für die Stadtwerke Bitburg sei der Betrieb eines Blockheizkraftwerks mit Nahwärmenetz deshalb uninteressant, sagt Heckemanns. Doch sind die Bitburger Stadtwerke nicht die einzigen, die für eine Versorgung in Frage kommen. Es habe auch Gespräche mit den Stadtwerken Trier gegeben, sagt Thommes, "und es ist nicht so, dass sich das Ganze nicht rechnen würde".

Schwieriger sei es vielmehr, Interessenten von der Zentralversorgung zu überzeugen. "Die Leute wissen teilweise gar nicht, was sie überhaupt wollen", sagt Thommes, der darüber hinaus auch mit dem luxemburgischen Unternehmen Innovat die Möglichkeit einer Nahversorgung prüft.

Entwickelt von der Firma Innovat, entsteht derzeit in Roth an der Our das erste CO{-2}-freie Neubaugebiet Deutschlands, dessen Niedrigenergiehäuser zukünftig über ein zentrales Solarheizkraftwerk mit Wärme und Warmwasser komplett versorgt werden sollen (der TV berichtete). Auch in Bitburg wäre so etwas nach Auskunft der Firma Innovat ohne weiteres möglich.

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