Bitburg: Weniger Unfälle oder Schluss mit dem Ring

Bitburg · Der Langzeitvergleich der Polizei Bitburg zeigt, dass sich die Zahl der Unfälle auf der Strecke des Innenstadtrings von rund 60 Unfällen pro Jahr auf voraussichtlich 120 Zusammenstöße in 2014 etwa verdoppelt hat. Fünf Menschen wurden leicht verletzt. Gelingt es nicht, die Unfallzahl zu senken, wird der Ring zurückgebaut.

 Bekenntnis gegen den Bitburger Ring: Der Fahrer dieses Wagens zeigt ganz deutlich, was er von der Verkehrsführung hält. TV-Foto: Klaus Kimmling

Bekenntnis gegen den Bitburger Ring: Der Fahrer dieses Wagens zeigt ganz deutlich, was er von der Verkehrsführung hält. TV-Foto: Klaus Kimmling

Als wirklich gefährlich würde die Polizei den Innenstadtring nicht bezeichnen. Doch dann kommt ein großes aber: Die Unfallzahlen sind auf der Einbahnstraßen-Strecke derart in die Höhe geschnellt, dass weder Polizei noch der in dieser Frage entscheidende Landesbetrieb Mobilität (LBM) Gerolstein gewillt sind, das auf Dauer in Kauf zu nehmen.Es kracht jeden dritten Tag



Politik hin oder her, an der Forderung des LBM gibt es nichts zu rütteln: "Die Unfallzahlen müssen gesenkt werden. Maximal ein Plus von 30 Prozent im Vergleich zur vorherigen Situation wäre aus unserer Sicht gerade noch akzeptabel", sagt LBM-Chef Harald Enders. Das heißt: Die Unfallzahlen müssten sich auf rund 80 im Jahr beziehungsweise 40 im Halbjahr einpendeln, sonst macht die Straßenbaubehörde Schluss mit dem Ring. Derzeit kracht es aber weitaus häufiger.
Allein von Januar bis Juni 2014 hat die Polizei Bitburg 70 Unfälle registriert. Zum Vergleich: In den Vorjahren, vor dem Innenstadtring, gab es auf den gleichen Straßen in einem ganzen Jahr "nur" rund 60 Unfälle (siehe Grafik). "Das ist eine gravierende Steigerung. Nahezu eine Verdoppelung", sagt Dietmar Braun, Leiter der Polizeiinspektion Bitburg.
Dass mit Einführung des Ringverkehrs im September 2013 die Unfallzahlen steigen werden, haben Polizei und LBM erwartet. "Aber in dieser Höhe hat uns das doch sehr überrascht", sagt Enders. Die meisten Unfälle verlaufen nach Auskunft der Polizei glimpflich. Es bleibt beim abgefahrenen Außenspiegel, Kratzern oder Blechschaden. Fünf Menschen wurden leicht verletzt. So zum Beispiel erst kürzlich, als ein Mädchen die Kreuzung Zangerles Eck passieren wollte und dort von einem Fahrer mit seinem Wagen erfasst wurde und sich Prellungen zugezogen hat.
"Die Unfälle, bei denen Fußgänger leicht verletzt wurden, lagen nicht ursächlich an der Verkehrsführung, sondern an mangelnder Aufmerksamkeit der Fußgänger oder der Autofahrer", sagt Wolfgang Zenner von der Polizei Bitburg. Andere Zusammenstöße wiederum sind ganz eindeutig auf den Ring zurückzuführen. Dazu zählen Unfälle beim Fahrspurwechseln. Von den 99 Unfällen, die die Polizei im Zeitraum Januar bis Ende September 2014 verbucht, hat es 31 Mal beim Fahrstreifenwechseln gekracht. "Man muss sich an diesen Fahrstreifenwechsel gewöhnen. Die Spuren sind teilweise kurz", sagt Polizei-Chef Braun.
Das Unfallgeschehen wurde zudem nach Straßen analysiert. Dabei fällt auf, dass es in der Denkmalstraße sowie im Karen- und Borenweg besonders häufig kracht. 59 der insgesamt 99 Unfälle in diesem Jahr haben sich in einer dieser drei Straßen ereignet. "Das sind eigentlich klassische Innerorts-Straßen, die jetzt aber den Verkehr einer Bundesstraße tragen müssen. Dafür sind die nicht ausgelegt", sagt Zenner und erinnert daran, dass der komplette Verkehr aus Richtung B 50/Stahl nun ja rund um den Ring muss und eben nicht mehr wie zuvor einfach die Römermauer gen Norden entlang fahren kann.
Mit der Verlängerung der Testphase bis ins zweite Quartal 2015 hat der Stadtrat auch einige Verbesserungen beschlossen. Mit der Umsetzung wurde gestern begonnen.
Fakt bleibt: Wenn es nicht gelingt, die Strecke sicherer zu gestalten, ist Schluss mit dem Ring. LBM-Chef Enders sagt: "Wir würden auch sonst nirgendwo eine Veränderung akzeptieren, die zu einer derartigen Steigerung der Unfallzahlen führt." scho

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