Bitburg will mehr als Blumen und alle sind gefragt: Stadt lädt zur Bürgerwerkstatt für die Landesgartenschau-Bewerbung ein

Bitburg · Es ist DAS Thema in Bitburg. Und nun sollen alle mit ran. Wer Ideen für die Landesgartenschau hat, ist am kommenden Mittwoch im Haus der Jugend bei der Bürgerwerkstatt richtig. Dort wird erstmals die bisherige Planung vorgestellt – und es wird gemeinsam weiter an der Bewerbung für das Großereignis gearbeitet.

 Die Housing: Auf dem 45 Hektar großen Areal könnte im Jahr 2022 die Landesgartenschau stattfinden.

Die Housing: Auf dem 45 Hektar großen Areal könnte im Jahr 2022 die Landesgartenschau stattfinden.

Foto: Portaflug
Bitburg will mehr als Blumen und alle sind gefragt: Stadt lädt zur Bürgerwerkstatt für die Landesgartenschau-Bewerbung ein
Foto: Stadt Bitburg

Die Aufgabe ist gewaltig: Wenn die Amerikaner die Housing aufgeben - 2017 soll es so weit sein - wächst die Stadt auf einen Schlag um 65 Hektar. Eine gewaltige Fläche, die in etwa sechs Mal der Größe der Innenstadt entspricht. 50 Wohnblocks stehen dort. Hinzu kommen etliche weitere Gebäude - von Krankenhaus bis Kaufhaus (siehe Extra). Es ist eine richtige Stadt an der Stadt. Ziel von Bürgermeister Joachim Kandels ist es, dass diese, noch hinter Mauer und Zäunen verborgene Stadt, ein gutes, neues Stück Bitburg wird.

Das Ziel: Die Marschrichtung ist klar. Die Housing soll sich zu einem Stadtteil entwickeln, dem man, wie Kandels es sich wünscht, "in zehn, 15 Jahren gar nicht mehr anmerkt, dass er mehr als 60 Jahre von der Stadt getrennt war". Oder wie es Projektleiter Armin Seiwert ausdrückt: "Es geht darum, ein neues Quartier zu entwickeln, das in die Gesamtstadt sowie das Umland integriert ist und auch noch nach der Gartenschau als Naherholungsgebiet dient sowie Platz zum Wohnen und Arbeiten bietet." Denn, das betont Kandels, es geht bei dieser ganzen Bewerbung nicht nur um eine "Blumen-Show", sondern darum, dieses riesige Gelände nachhaltig zu entwickeln. Für die Stadt Bitburg ist es die größte Konversionsaufgabe seit die Amerikaner 1994 den Flugplatz aufgegeben haben.

Der Weg: Klar ist, dass diese Herausforderung nicht ohne Unterstützung vom Land zu stemmen ist. Da liegt die Idee, sich um eine Landesgartenschau zu bewerben, nahe - zumal, wenn man als Stadt dabei auch vom Kreis unterstützt wird. Schließlich kann ein solches Großereignis eine Initialzündung für die Umnutzung eines militärischen Geländes sein, wie das Beispiel des Trierer Petrisbergs zeigt.

Das Beispiel: In Trier wurde für die Landesgartenschau 2004 ein knapp 50 Hektar großes Areal auf dem Petrisberg, die ehemalige Kaserne Belvédère, erschlossen und hochwertig angelegt. Heute ist der Petrisberg nicht nur Standort eines Wissenschaftsparks, sondern auch ein beliebter Wohnort. Der Kernbereich der Gartenschau ist als Naherholungsgebiet erhalten geblieben.
Gut 30 Millionen Euro haben die Stadt Trier und das Land in die Gartenschau 2004 und die Entwicklung des Petrisbergs investiert. In Landau waren es 35 Millionen Euro. Mit wie viel Millionen in Bitburg gerechnet wird, sollte die Stadt denn den Zuschlag bekommen, ist noch offen. Die Kostenfrage, so erklärt es Seiwert, lässt sich erst konkret beantworten, wenn klar ist, was genau geplant wird.

Die Chance: Was auf dem Housinggelände entstehen könnte, ist Thema einer Bürgerwerkstatt, zu der die Stadt für nächsten Mittwoch einlädt. "Wir hoffen, dass dieses Angebot auf reges Interesse stößt und viele gute Ideen zusammenkommen", sagt Seiwert. Bei dieser Bürgerwerkstatt stellt das Büro RMP aus Bonn, das die Bewerbung der Stadt Bitburg begleitet, auch erstmals vor, wohin die Reise im Großen und Ganzen gehen könnte. Immerhin haben ja bereits vier Expertenrunden getagt - mit 50 Fachleuten aus den Bereichen Natur/Planung, Umland, Kultur/Bildung und Wirtschaft/Tourismus.
Bei der Bürgerwerkstatt haben wirklich alle die Möglichkeit, sich mit Ideen und Anregungen einzubringen. Eine Chance, von der sich Projektleiter Seiwert wünscht, dass diese nicht nur viele Bitburger, sondern auch Bürger aus Nachbarorten und dem Umland nutzen. Der Bürgermeister verspricht: "Was hier erarbeitet wird, fließt in die weitere Planung mit ein."

Der Fahrplan: Nächste Etappe wird dann eine Stadtratssitzung Ende Januar sein, in der über das Konzept entschieden wird. Bis dahin wird auch eine Kalkulation vorliegen, mit welchen Kosten in etwa zu rechnen ist. Es folgt ein Bürgerforum Mitte Februar, in dem die Öffentlichkeit noch mal die Möglichkeit hat, Kritik und Anregungen einzubringen. Abschließend beraten Stadtrat und Kreistag in einer gemeinsamen Sitzung Mitte März über ihre gemeinsame Bewerbung um die Landesgartenschau 2022 in Bitburg. Die Bewerbungsfrist endet am 31. März. Noch im Juni 2016, also nach der Landtagswahl, soll feststehen, welche Stadt den Zuschlag erhält. Neben Bitburg bewerben sich unter anderem auch Neuwied, Neustadt an der Weinstraße und Bad Neuenahr.

Die Stadt Bitburg lädt am Mittwoch, 16. Dezember, 19 Uhr, zur Bürgerwerkstatt "Landesgartenschau 2022" ins Haus der Jugend ein. Infos zu der Bewerbung von Stadt und Kreis gibt es auch im Internet unter
www.bitburg-macht-zukunft.de

Meinung
Dagmar Schommer
Jetzt gilt es!

Nichts wird das Gesicht Bitburgs in Zukunft so prägen wie die Housing. Entweder es gelingt, hier ein neues, blühendes Stück Bitburg zu entwickeln. Oder es entsteht ein Ghetto mit verwahrlosten Gebäuden - und das gleich am Rand der Kernstadt. Dank der guten Lage ist das Gelände natürlich auch für Wohnprojekte und Dienstleister interessant. Aber damit allein ist es nicht getan: Der Markt gibt es nicht her, diese riesige Fläche komplett mit Wohnhäusern und Büros zu bestücken. Deshalb ist die Landesgartenschau so wichtig. Und deshalb sollten alle mit anpacken, damit es klappt.
d.schommer@volksfreund.de

Extra Die Housing
Anfang und Ende: Im Stadtbauamt Bitburg wurden im Juni 1952 erstmals Skizzen für die Housing präsentiert. Land wurde beschlagnahmt, mehr als 30 Bitburger enteignet. Im Sommer rollten die Bagger. Ein Jahr später, 1953, waren die meisten der 50 Wohnblocks, die zusammen rund 1200 Wohnungen bieten, bereits bezogen. Zu der kleinen Stadt, "Neu-Amerika" genannt, gehören auch ein Kaufhaus, Schulen, Kirche, Krankenhaus, Kino, Sport- und Turnhallen. 1994, als die Amerikaner den Flugplatz Bitburg zurückgegeben hatten, stand fest, dass sie auch die Housing früher oder später aufgeben werden. Nun ist die Freigabe für 2017 geplant. scho

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